Walter Ulbricht (German Edition)
erste bewaffnete Abteilung von Antifaschisten, die später den Kern der internationalen Brigaden bildete. Die deutschen Antifaschisten nahmen in diesen Jahren auf spanischem Boden den bewaffneten Kampf mit den Heeren Hitlers auf, die zur Unterdrückung der Spanischen Republik eingesetzt wurden. In diesen fernen Jahren befreundete ich mich mit dem legendären Sänger Ernst Busch, dem Schriftsteller Ludwig Renn, mit vielen deutschen Jungen, die Schulter an Schulter mit unseren sowjetischen Freiwilligen vor den Mauern Madrids kämpften.
Im Frühjahr 1945 filmte ich das in Ruinen liegende Berlin, das in den Jahren des Krieges für Millionen Menschen das Symbol des Bösen, des Schreckens war. Ich schaute auf die Kinder, die aus den Feldküchen von sowjetischen Soldaten versorgt wurden, und dachte, ihnen obliegt es, ein neues Deutschland aufzubauen.
Es vergingen Jahre. Ich weilte oft in der DDR, gewann viele neue Freunde, traf alte Kampfgefährten, mit denen ich mich auf der spanischen Erde verbrüdert hatte. Aus Ruinen erhoben sich Berlin, andere Städte. Es wuchs eine neue Generation heran. Mich erfreuen junge Menschen, ihre zivile Weisheit, das Gefühl des Internationalismus, ihre Achtung vor den revolutionären Traditionen der deutschen Kommunisten, der deutschen Arbeiterklasse. In eure Gesichter schauend, kehre ich unbewusst mit meinen Gedanken in das Frühjahr 1945 zurück. Ward ihr nicht jene kleinen Wesen, mit denen ich im brennenden Berlin zusammentraf?
Mich erfreut die Einheit derjenigen, deren Kampfruf Rot Front! zum Symbol des revolutionären Kampfes der Proletarier der ganzen Welt wurde, derjenigen, die auf spanischer Erde im Thälmann-Bataillon kämpften, derjenigen, die den Kampf in nazistischen Todeslagern fortsetzten, und derjenigen, die in den Kriegsjahren geboren wurden und ins bewusste Leben als junger Bürger des ersten sozialistischen Staates auf deutschem Boden eintraten. Mich erfreut, dass heute in einer Reihe sowohl in vielen Kämpfen gestählte Kommunisten als auch in die Zukunft gerichtete, kühne, voller Pläne, unermüdlich in der Arbeit und im Erkennen der Welt erfüllte junge Bürger der Republik stehen, im wahrsten Sinne des Wortes Meister des morgigen Tages.
Den Deutschen, die einen sozialistische Staat schufen, die eine neue Generation erzogen haben, eine kühne, energische Generation, die die revolutionären Traditionen der deutschen Arbeiterklasse fortsetzen, widmeten wir, die sowjetischen Filmschaffenden, unseren Film ›Genosse Berlin‹. In den Titel des Films legten wir die Gefühle der Freundschaft, die die sowjetischen Menschen gegenüber der DDR empfinden, dem Land, das in der vordersten Reihe unseres Lagers des Sozialismus steht. Deshalb habe ich mich, ohne lange zu überlegen, von meiner Arbeit, von den Alterssorgen losgerissen und bin nach Dresden geflogen, in die Stadt, die vom Lächeln der blühenden Jugend erfüllt war. Ich bin erfüllt von einem Gefühl der Freude über neue Treffen mit der fröhlichen, wunderbaren Jugend des sozialistischen Deutschlands, des Landes voller guter Hoffnungen und heller Horizonte.«
In jenen Tagen habe ich auch die 66-jährige Lotte Ulbricht kennengelernt, eine Frau von nicht großem Wuchs, energisch, klug, bescheiden, taktvoll und aufmerksam. Sie erzählte, wie sie 1921 in die KPD eintrat und im folgenden Jahr nach Moskau fuhr, um in der Kommunistischen Jugendinternationale zu arbeiten: »Die Jugend- und Parteiarbeit wurde seitdem zum Hauptsinn meines Lebens. Ich bin stolz darauf, dass ich das Glück hatte, Lenin zu sehen und zu hören. Anfang der 30er Jahre lebte ich erneut vier Jahre mit meinem ersten Mann, dem Kommunisten Erich Wendt 11 , der in den Jahren der Massenrepressalien eines ihrer Opfer wurde, in Moskau. Später heiratete ich Walter Ulbricht, wurde ihm eine treue Kampfgefährtin.«
Nach dem Festival besuchten wir eine Einheit der GSSD. Einen unauslöschlichen Eindruck hinterließ das Museum in Karlshorst, wo die bedingungslose Kapitulation Hitlerdeutschlands besiegelt wurde. 12 Wir besuchten den Treptower Park und legte Kränze an den Ehrengräbern und dem Denkmal für die in den Kämpfen um Berlin gefallenen Soldaten der Sowjetarmee nieder, welches am 8. Mai 1949 eingeweiht worden war. In einer Schweigeminute ehrten wir all jene, die im Kampf gegen den Hitlerfaschismus alles gegeben hatten, die die Ehre, die Freiheit und die Unabhängigkeit der sowjetischen Heimat verteidigten und die Menschheit vor der braunen Pest
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