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Walter Ulbricht (German Edition)

Walter Ulbricht (German Edition)

Titel: Walter Ulbricht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Egon Krenz (Hrsg.)
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anerkannt. Das ist wohl bis heute ein Novum in der Rechtsprechung. Nur in Dänemark wurde ein Jahr später eine ähnliche Formulierung in die entsprechenden gesetzlichen Regelungen aufgenommen. Leider fiel auch dieses Gesetz dem Einigungsvertrag zum Opfer, sogar gegen die Stimmen von Christdemokraten und Liberalen in der letzten Volkskammer der DDR.
    Gleichwohl muss man sagen, dass es seine Wirkung auf die Rechtsprechung der BRD in gewissen Grenzen entfalten konnte. Den § 218 StGB der Bundesrepublik Deutschland gäbe es in seiner heutigen Fassung nicht ohne die gesetzlichen Regelungen in der DDR. So kann ich mit einiger Genugtuung feststellen, dass wenigstens in Teilen die Frauen der alten Bundesrepublik von einer wichtigen Erfahrung der DDR partizipieren konnten. Ein seltener Fall allerdings.
    Ich würde nicht die Wahrheit schreiben, wenn ich behauptete, die Arbeit mit Walter Ulbricht wäre gänzlich problemlos gewesen. Entscheidend aber ist, dass sein Wirken auch für das Wohl der Frauen unverkennbar Früchte trug. Je mehr Zeit ins Land geht, um so mehr spüren in der DDR sozialisierte Frauen, was sie verloren haben. Ich spreche mit vielen von ihnen. Selbst jene, die kritische Bemerkungen an der DDR nicht verhehlen, wünschen sich viele Errungenschaften zurück, die das Leben der Frauen leichter und sozial sicher machten: Vollbeschäftigung, gleicher Lohn für gleiche Arbeit, Rente mit 60, monatlicher Haushaltstag, Ganztagsschulen, Betriebskindergärten, Kinderferienlager und vieles mehr.
    1 »Die Frauen – der Frieden und der Sozialismus«, Kommuniqué des Politbüros des Zentralkomitees der SED , Neues Deutschland vom 23. Dezember 1961
    2 ebenda
    3 ebenda
    4 ebenda
    5 Beschluss des Politbüros des ZK der SED vom 8. Januar 1952

Gisela Glende
    Lotte war Walters Mitarbeiterin, er aber war der Chef
    Gisela Glende, geborene Trautzsch, Jahrgang 1925, Lehre als kaufmännische Angestellte, 1945 KPD,von 1945 bis 1948 tätig in der der SED-Kreisleitung Marienberg, in den 50er Jahren Fernstudium an der Parteihochschule »Karl Marx« und Abschluss als Diplomgesellschaftswissenschaftlerin. Von 1951 bis 1968 stellvertretende Büroleiterin und danach, bis 1986, Leiterin des Büros des Politbüros des Zentralkomitees der SED. Von 1971 bis 1986 Mitglied des ZK, von 1986 bis 1989 Mitglied der Zentralen Revisionskommission der SED.
    D u kommst aus einem kommunistischen Elternhaus, dein Onkel Walter Trautzsch nahm 1923 am Hamburger Aufstand teil und war ab 1933 Kurier der Auslandsleitung der KPD, der die Verbindung über Rosa Thälmann zum inhaftierten Parteivorsitzenden hielt.
    Onkel Walter ist, worüber er nie gesprochen hat, 1935 aus einem Krankenhaus getürmt, und meine Mutter – Vater war bereits inhaftiert – hat ihn bei uns daheim in Lengefeld im Erzgebirge versteckt. Ich bin, soll das heißen, bereits als Kind zur Verschwiegenheit erzogen worden … Onkel Walter flüchtete über die Grenze in die Tschechoslowakei und weiter in die Sowjetunion, wo er im September 1935 an der »Brüsseler Parteikonferenz« teilnahm. Die Nazis hatten ihn bereits am 3. März 1933 als einen der ersten »Schutzhäftlinge« eingesperrt.
    Zwischen 1936 und 1939 pendelte er als Thälmann-Kurier zwischen Paris, Prag, Berlin und Hamburg als »Edwin«. 18 Mal reiste er alle vier bis sechs Wochen illegal nach Deutschland ein. Beim 19. Mal wurde er beim Grenzübertritt in Aachen festgenommen. Um zu verhindern, dass die Gestapo mitbekam, dass er der Kurier zwischen der KP-Führung und Thälmann war, ließ er sich auf deren Angebot ein, als Spitzel in Frankreich zu arbeiten. Darüber informierte er sofort nach seiner Rückkehr die Parteileitung in Paris. Allerdings gingen seine ausführliche Stellungnahme und andere Papiere während des Krieges verloren, weshalb Walter später erhobene Vorwürfe, er sei ein Verräter und Doppelagent gewesen, nie widerlegen konnte. Nach der Überprüfung durch die Zentrale Parteikontrollkommission wurde er 1954 aus dem Parteiapparat entfernt. Er arbeitete dann als Hilfsarbeiter in der Landwirtschaft und als Fahrstuhlführer und wurde 1959 invalidisiert. 1964 erhielt er den Vaterländischen Verdienstorden und damit seine Rehabilitierung. Spät, aber nicht zu spät.
    Und einer der Kontaktpartner deines Onkels in der Auslandsleitung der KP war Walter Ulbricht.
    Darüber hat er mit mir nicht gesprochen.
    Wer? Walter Ulbricht oder dein Onkel Walter?
    Beide nicht. Da machten sie aber keine Ausnahme. Die meisten, die ich nach

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