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Walter Ulbricht (German Edition)

Walter Ulbricht (German Edition)

Titel: Walter Ulbricht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Egon Krenz (Hrsg.)
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Ulbricht.
    Ich fürchtete schon, dass es schwarze Absatzschuhe wären, die ich auf dem Lande nicht wirklich brauchte. Es waren zwei Bücher mit Widmung von ihr. Die konnte ich in der Tat gebrauchen. Ich besitze sie noch heute.

Kreuzgang

Manfred Scheler
    Wie man mit Kadern arbeiten soll
    Manfred Scheler, Jahrgang 1929, Maschinenschlosserlehre, 1945 Eintritt in die SPD, 1946 SED, von 1946 bis 1949 Sekretär der FDJ-Kreisleitung Weißwasser und Niesky, 1953/54 Studium an der Komsomolhochschule in Moskau, danach 1. Sekretär der FDJ-Bezirksleitung Dresden, von 1963 bis 1982 Vorsitzender des Rates des Bezirkes Dresden, danach, bis 1990, Vorsitzender des VdgB, von 1986 bis 1990 auch Vorsitzender der Volkskammerfraktion des VdgB, Anfang der 90er Jahre Mitglied des Bundesgerichts des Deutschen Fußballverbandes (DFB).
    I m Jahr 1963 sollte ich die Funktion des Vorsitzenden des Rates des Bezirkes Dresden übernehmen, bis dahin war ich Landwirtschaftssekretär in der SED-Bezirksleitung. Zur Bestätigung wurde ich zur Sitzung des Politbüros nach Berlin eingeladen. Walter Ulbricht nahm sich viel Zeit. Er stellte mir einige Fragen, zum Beispiel wollte er wissen, was mich für diese neue Aufgabe qualifiziere und wie ich mir die Arbeit in dem Bezirk vorstelle, den er für kompliziert hielt. Aber welcher Bezirk hatte keine Besonderheiten und war nicht »kompliziert«? Er bohrte und hakte immer wieder nach.
    Ich hatte nicht den Eindruck, dass ihn meine Antworten überzeugten, und meinte bereits, dass ich wohl für diese Funktion nicht bestätigt werden würde, obgleich mir einige Politbüromitglieder zur Seite sprangen. So etwa der 1. Sekretär der Leipziger BL, Paul Fröhlich.
    Ulbricht hatte wohl meine innere Kapitulation bemerkt und meinte mich mit der Bemerkung aufmuntern zu müssen, er examiniere mich nicht, um Gründe zu finden, den Vorschlag ablehnen zu können, sondern er wolle in Erfahrung bringen, wo und wie mir geholfen werden könne, mich auf diese Aufgabe vorzubereiten.
    Es wurde schließlich beschlossen, dass ich vier Wochen lang beim Ratsvorsitzenden im Bezirk Leipzig hospitieren solle. Und mir wurde eine Arbeitsgruppe des ZK an die Seite gegeben, mit deren Hilfe ich die Lage der Betriebe im Bezirk gründlich analysieren sollte. Danach sollte ich die Untersuchungsergebnisse im Bezirkstag vortragen und Vorschläge zur Verbesserung machen und diese auch erläutern. Danach sollte ich mich zur Wahl stellen.
    So geschah es.
    Ich sollte dann fast zwei Jahrzehnte in dieser Funktion arbeiten.
    Auch mit der Erfahrung, wie man mit den Kadern arbeiten soll, die ich mir bei Ulbricht abgeschaut hatte.
    Und noch etwas hatte ich von ihm gelernt: dass man sich besser eine eigene Meinung bildete, als sich eine fremde einreden zu lassen.
    Im Herbst des Vorjahres war die Kartoffelernte mehr als schlecht, der Bezirk Dresden lag im Vergleich zu anderen Bezirken weit zurück. Am Landwirtschaftssekretär der Bezirksleitung blieb letztlich alles hängen.
    Walter Ulbricht war gemeinsam mit Erich Apel und Günter Mittag im Gästehaus des Ministerrates in Gohrisch abgestiegen und bat das Sekretariat der Bezirksleitung um eine Aussprache. Der 1. Sekretär der Bezirksleitung hatte, wie der Volksmund sagt, Fracksausen, denn er fürchtete ein Donnerwetter insbesondere wegen der schlechten Versorgungslage. Lass dir was einfallen, forderte er mich auf, was du dem Alten erzählst, warum du die Pläne nicht erfüllst. Und übe Selbstkritik. Selbstkritik kommt immer gut.
    Da ich mir wegen des Wetters kaum Asche aufs Haupt streuen konnte, meinte ich die Leitungsarbeit dafür haftbar machen zu müssen. Wir waren im Jahr nach der Vergenossenschaftung, also es gab Anlaufschwierigkeiten bei den landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften, würde ich sagen, wir haben es nicht vermocht, alle Bauern mitzureißen. Hier haben wir ideologische Fehler gemacht, Genosse Ulbricht …
    Ulbricht erwartete uns.
    Genossen, fing er an, bevor ich meine Zerknirschung vortragen konnte. Auf dem Weg hierher habe ich große Flächen unter Wasser stehen sehen, das ist ja ein Jammer. Ich kann mir vorstellen, welche Schwierigkeiten den Bauern die Ernte macht, da verfaulen ja die Kartoffeln bereits im Acker …
    Ich ließ meine selbstkritische Rede stecken. Was sollte ich da von ideologischen Problemen reden, wenn es sich doch um metereologische handelte, was Ulbricht selbst wahrgenommen hatte. So konnten wir denn sehr ruhig und konzentriert darüber miteinander reden, was zu

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