Walzer der Liebe
setzen. „Nehmen Sie es nicht so schwer", meinte er kühl. „Jeder hätte die gleichen Schlussfolgerungen ziehen können. Allerdings habe ich von Ihnen mehr erwartet, Miss Ames. Verstehen Sie, für mich sind Sie nicht einfach nur irgendjemand."
„Es tut mir Leid", brachte ich heraus. „Aber ich wollte unbedingt herausfinden, wer diese schreckliche Person ist. Ich glaubte, ihr Einhalt gebieten zu müssen, indem ich die Täterin oder den Täter - falls der Briefschreiber ein Mann sein sollte - entlarve, damit das, was mir und Louisa widerfahren ist, niemandem sonst passiert."
„Die Täterin", sagte Mr. Carlyle, während er sich an einen Bettpfosten lehnte. „Ich nehme an, wenn wir den Schuldigen ausfindig gemacht haben, stellt sich heraus, dass es sich um eine Frau handelt."
„Wir?" wiederholte ich erstaunt.
„O ja! Das ist der einzige Weg, wie ich imstande bin, meinen Namen reinzuwaschen", erwiderte Mr. Carlyle leichthin und ging zu einem Tisch, auf dem eine Karaffe und Gläser standen. Er schenkte Cognac in zwei Gläser und fuhr fort: „So, Miss Ames, nun verraten Sie mir, wie Sie ins Haus gelangt sind. Wer weiß, wo Sie sich aufhalten?"
„Nur Lady Beech. Ich müsste sie wissen lassen, dass mit mir alles in Ordnung ist. Ich habe ihr versprochen ..."
„Gut! Auch ich habe ihr etwas mitzuteilen, und ich glaube, dass jede Erklärung von Ihrer Seite überflüssig sein dürfte, wenn Lady Beech meine Nachricht gelesen hat."
Er setzte sich an den Sekretär und nahm ein Blatt Büttenpapier aus der Schublade.
Innerlich zuckte ich zusammen. Wie hatte ich je annehmen können, er würde seine Finger mit dem billigen Briefpapier beschmutzen, das mir zugeschickt worden war? Wie hatte ich so dumm sein können?
Er läutete dem Kammerdiener, trocknete die Tinte mit Streusand und versiegelte den Umschlag. Mit grauem Siegellack und einem der Petschafte, die ich in seinem Schreibtisch gefunden hatte. Ich konnte nicht umhin, das zu bemerken.
Simkins erschien rasch. Ich vermutete, dass er in der Nähe geblieben war, falls er benötigt werden sollte. Er nickte, verbeugte sich, als er das Couvert entgegennahm, und verließ dann den Raum.
Hugh Carlyle drehte sich zu mir um. „Und Sie haben mich für den Schuldigen gehalten!" sagte er. „Sie dachten, ich könne etwas derart Verwerfliches tun. Das schmerzt mich am meisten. Gewiss, ich bin nicht der edelmütigste aller Männer, aber festzustellen, dass jemand, den ich lieb gewonnen habe, mich einer solchen Schurkerei für fähig hielt, ist absolut niederschmetternd. Natürlich geschieht mir das wahrscheinlich recht", fügte er hinzu. „Es gibt Leute, die mich seit meiner Ankunft in London warnen, ich würde zu Fall kommen. Man hat mich als zu hochmütig beschrieben. Als zu selbstsicher und mir zu sehr meines Wertes bewusst. Aber ich habe nie jemanden äußern gehört, Hugh Carlyle sei rachsüchtig und verdorben."
„O bitte! Sagen Sie so etwas nicht! Das sind Sie nicht! Das sind Sie nicht!" rief ich aus und streckte ihm die Hand entgegen. „Ich wollte das nicht glauben. Ich habe mich sehr bemüht, das nicht zu glauben. Aber Louisa hat gesagt ..."
„Sie verdient eine Tracht Prügel", unterbrach er mich. „Ich halte sie noch immer für die Hauptverdächtige. Wussten Sie, Miss Ames, dass sie es im letzten Jahr auf mich abgesehen hatte? Ah! Ich sehe, dass ich Sie überrascht habe. Hat sie Ihnen das nicht erzählt? Nun, die Sache wirft kein gutes Licht auf sie. Ich musste ihr gegenüber sehr deutlich werden, um sie daran zu hindern, mir noch mehr Avancen zu machen. Mir ist aufgefallen, dass sie sich in dieser Saison Lord Bryce zugewandt hat, dem Ärmsten. Allerdings dürfte ihr keineswegs entgangen sein, wie viel Aufmerksamkeit ich Ihnen gezollt habe, Miss Ames. Vielleicht hat sie beschlossen, sich zu rächen - an Ihnen, da Sie mich nicht bestrafen kann ... Es würde zu ihrem Charakter passen, die Zurückweisung persönlich zu nehmen. Und wie können Sie es wagen, erfolgreich zu sein, wenn sie nicht zum Zuge gekommen ist? Sie muss ziemlich wütend gewesen sein."
Ich versuchte, die wundervollen Dinge zu ignorieren, die Mr. Carlyle geäußert hatte, und konzentrierte mich stattdessen auf Louisa. „Angenommen, sie ist die Schuldige. Warum hätte sie sich nicht an Ihnen rächen können? Sie hätte ihre Boshaftigkeiten doch nur gegen Sie zu richten brauchen. Was hätte sie davon abhalten sollen?"
„Die Erkenntnis, dass ich ihre Briefe entweder wegwerfen oder den Verfasser
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