Wandel der Zeit - Savannah - Liebe gegen jede Regel
und schrie vor Schmerzen. Während ich ausstieg und um den Wagen herum lief, tippte ich die Notrufnummer ins Handy und verlangte einen Krankenwagen. Als ich die Beifahrertür öffnete, stockte mir der Atem. Deine Mutter war…Sie war… es war schon alles voller Blut.‹‹
Mein Dad unterbrach sich und kämpfte nun anscheinend selbst mit den Tränen. Und Susan, meine Mutter – ich lächelte sie an – setzte sich zu ihm auf die Sessellehne und legte ihm tröstend den Arm um die Schulter. Nach einem kurzen Schniefen fuhr er mit seiner Erzählung fort. ››Ich löste den Gurt, zog Sie aus dem Auto heraus auf meinen Schoß und redete beruhigend auf Sie ein, während Sie sich vor Schmerzen krümmte und immer mehr Blut verlor. Sie schien mittlerweile nicht mal mehr panisch – eher ruhig und gelassen. Fast so, als würde Sie das Ganze als schicksalsgegeben hinnehmen. Während wir auf Hilfe warteten, versuchte Sie dann doch tatsächlich mich zu beruhigen. Sie war fantastisch – bei allem, was gerade passierte dachte sie nur an uns beide statt an sich. Doch dann wurde Sie von Sekunde zu Sekunde blasser, leiser und schwerer in meinen Armen. Ich konnte nichts tun, um ihr zu helfen. So nutzlos hatte ich mich in meinem ganzen Leben noch nie gefühlt.‹‹
Plötzlich schob sich ein Bild vor meine Augen und ich sah Sav. Es war die Nacht, als wir sie von Alex Vater freigekauft hatten. Ob meine Mutter damals genauso leblos in den Armen meines Vaters lag, wie Sav vor Kurzem in meinen? Der Unterschied war nur – bei mir ging es gut aus…
Das Bild verdrängend, lauschte ich weiter auf die Ausführungen meines Vaters.
››Als der Notarzt endlich eintraf, erkannten die Sanitäter sofort, wo das Problem lag. Die Nabelschnur hatte sich um deinen Hals gewickelt, du konntest gar nicht herauskommen, egal wie sehr sich Nicola auch angestrengt hätte. Aber das alleine war nicht das Problem.‹‹ Wieder musste er unterbrechen. Ich wartete geduldig, bis er imstande war fortzufahren.
››Sie hätte nicht pressen dürfen… aber wir wussten es nicht. Außerdem kommt man da als Frau schlecht gegen an… Da du nicht raus konntest und sie alle Kraft in die Presswehen gelegt hatte, ist eine Ader in ihrem Bauchraum geplatzt. Daher das viele Blut… ich… Sie haben Sie mir weggenommen. Sie einfach meinen Armen entrissen und versucht im Krankenwagen euch beide zu retten. Ins Krankenhaus zu fahren wagten die Sanitäter nicht. Es blieb keine Zeit und diese Ungewissheit war nervenaufreibend. Wenn ich wenigsten hätte helfen können… Über eine halbe Stunde war vergangen, ehe ein Sanitäter mit dir auf seinen Armen, den Rettungswagen verließ. Ich musste ihm nur kurz in die Augen sehen und ich wusste, Sie hatten es nicht geschafft. Nicola, meine Liebe, deine Mutter war… tot. Ich schlug und trat gegen unser Auto, weinte, schrie und flehte, verfluchte Gott und die Welt… Wieso… wieso Nicola? Aber es hatte keinen Sinn. Das alles brachte die Liebe meines Lebens nicht wieder zu mir zurück. Und du lagst in den Armen dieses fremden Sanitäters und weintest… weintest genauso herzzerreißend, wie ich es tat. Also versuchte ich mich zu beruhigen und nahm dich ihm ab. Du warst ein so wunderschönes Baby, so zart und du hattest die Haare und Augen deiner Mutter. Sie und ich, also wir… waren ja gerade dabei einen schönen Namen für dich zu finden, aber als ich dich dann so ansah, war die Entscheidung gefallen. Willkommen auf der Welt Nicolas hauchte ich an dein Ohr, und als ob du mich verstanden hättest, griff deine kleine Hand nach mir.‹‹
Eine weitere Pause entstand. Er bemerkte, dass es mir nicht genügen würde, wenn er jetzt aufhörte, also setzte er mit seiner Erzählung erneut fort, wo er zuvor geendet hatte.
››Die Zeit danach war schrecklich. Ich alleine – mit dir, unvorstellbar. Also zog meine Mutter gleich am darauffolgenden Tag bei uns ein und erledigte alles, was anfiel. Einkauf, Essen, Wäsche, deine Pflege, sämtlichen Papierkram… einfach alles, während ich mechanisch meine Arbeit, in unserem Reisebüro, erledigte. Ich war leer – ohne Kraft… am liebsten wäre ich Ihr gefolgt. Doch ich wusste, Sie hätte es mir nicht verziehen, hätte ich dich alleine zurücklassen – also blieb ich am Leben. Sogar um die Beerdigung, die keine war, hatte sich deine Großmutter gekümmert.‹‹
››Wie… gab es keine?‹‹, wollte ich wissen.
››Doch für uns… aber sagen wir… es war eher eine
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