Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
noch über ihre Erfahrung.
    Dem FBI stand ein schwarzer Tag bevor.
    Leise und schnell bewegten wir uns den Flur hinunter. Als aus einem Aufenthaltsraum ein verängstigt aussehender Verwaltungsmensch auf den Flur stolperte, hätte ich ihn beinahe mit einem Flammenstoß durchbohrt. Murphy trug ihren Besucherausweis, der sie als Polizistin auswies, um den Hals, und Gott sei Dank gehorchte ihr den Mann, als sie ihm befahl, zurück ins Zimmer zu gehen und die Tür zu verbarrikadieren. Er war sichtlich erschüttert und reagierte ohne Nachfragen auf die ruhige Autorität in ihrer Stimme.
    „Vielleicht sollten wir das auch machen“, schlug Rudolph vor. „In ein Zimmer gehen und die Tür verbarrikadieren.“
    „Sie haben ein Schwergewicht bei sich“, sagte ich zu Murphy, während ich wieder die Führung übernahm. „Groß, stark, schnell – wie ein Loup-Garou. Scheint eine Maya-Sache zu sein, ein Ick-irgendwas.“
    Murphy fluchte leise. „Wie tötet man den?“
    „Weiß nicht. Ich tippe auf Tageslicht.“ Vom Flur, durch den wir gerade eilten, gingen verschiedene Räume ab, die über Fenster verfügten. Einige Türen standen offen. Von draußen drang hier und da durch einen Vorhang gedämpft herbstliches Nachmittagslicht. Aber der Flur lag in einem düsteren Zwielicht, das mein Amulett kaum zu zerstreuen vermochte.
    Unheimlicher als das Licht war die Stille. Kein Lüftungsrohr ächzte vor sich hin, kein Telefon läutete, kein Fahrstuhl ratterte. Aber zweimal hörte ich Gewehrsalven, die eher panisch als gezielt klangen. Hier und da stieß ein Vampir seinen schrillen Jagdschrei aus, und über allem lag das stete, allgegenwärtige Wummern des bizarren Herzschlags des Icks – das immer lauter dröhnte.
    „Vielleicht können wir mit Spiegeln arbeiten, um Tageslicht hier reinzubringen“, schlug Murphy vor.
    „Das sieht im Film immer einfacher aus, als es ist. Ich glaube, ich puste mal ein Loch in die Seitenwand des Hauses.“ Ich leckte mir die Lippen. „Verdammt – wo ist Süden? Da wäre das Loch am praktischsten.“
    „Sie drohen damit, das Gebäude einer Bundesbehörde in die Luft zu sprengen?“, quiekte Rudolph.
    Schüsse erklangen irgendwo in der Nähe – sie kamen vielleicht aus dem zweiten Stock oder gar aus unserem, dem dritten. Noch war der Lärm allerdings durch mehrere Lagen Wände gedämpft.
    „Oh, Gott!“, wimmerte Rudolph. „Oh lieber, süßer Jesus“, wiederholte er mechanisch in panischem Flüsterton.
    „Da haben wir ja unseren ängstlichen Löwen“, höhnte ich. Wir hatten inzwischen das Vernehmungszimmer erreicht. „Dorothy? Gib mir Rückendeckung!“
    „Wenn du mir später mal erklärst, was diese kryptischen Worte zu bedeuten haben.“ Murphy hielt sich bereit.
    Ich zögerte, die Tür zu öffnen. Tilly war bewaffnet, und der Bursche war klug – man durfte davon ausgehen, dass er sich in der momentanen Situation fürchtete. Einfach ins Zimmer zu stürmen und ihn noch weiter zu verängstigen war wahrscheinlich keine begnadete Idee. Ich baute mich links von der Tür auf, streckte die Hand aus und klopfte. Rhythmisch – kein Morsen, aber ein Kode. Tam tada dada …
    Nach einer längeren Pause kam von der anderen Türseite die Antwort: … tam ta .
    Ganz vorsichtig öffnete ich die Tür.
    „Tilly?“, flüsterte ich heiser. „Susan?“
    Das Vernehmungszimmer hatte keine Fenster, es war stockfinster darin. Als Tilly in der Tür auftauchte, musste er die Hand vor die Augen halten, um nicht von meinem Licht geblendet zu werden. „Dresden?“
    „Wen hatten Sie sonst erwartet?“, fragte ich. „Susan?“
    „Ich bin hier“, meldete sich Susans zitternde Stimme aus der Dunkelheit. „Ich bin mit Handschellen an den Stuhl gefesselt. Wir müssen hier weg!“ Tilly war nicht der Einzige im Vernehmungszimmer, der Angst hatte.
    „Ich arbeite dran“, sagte ich leise.
    „Du verstehst mich nicht. Dieses Ding, dieses Trommeln. Das ist ein Verschlinger. Die bekämpft man nicht. Vor denen läuft man weg und betet, dass irgendwer Langsameres daherkommt und sie ablenkt.“
    „Schon klar, Susan, ich hatte bereits das Vergnügen. Einmal hätte mir gereicht.“ Ich streckte die Hand aus. „Tilly? Den Schlüssel für die Handschellen.“
    Tilly zögerte, sichtlich hin und hergerissen zwischen seinem Pflichtgefühl als Beamter und der Urangst, die sich im Haus breitgemacht hatte. Er schüttelte den Kopf, sah aber nicht aus, als wäre er mit dem Herzen dabei.
    „Tilly”, sagte Murphy. Sie schob sich

Weitere Kostenlose Bücher