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Wanderer zwischen drei Ewigkeiten

Wanderer zwischen drei Ewigkeiten

Titel: Wanderer zwischen drei Ewigkeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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erschreckte ihn so sehr, daß er nicht vermochte, den Mund zu öffnen um zu schreien. Grudat sollte mit der Transition warten, dachte er mit der Geschwindigkeit eines Blitzes. Er durfte sie auf keinen Fall jetzt vornehmen!
    Aber sein Mund blieb stumm, und Grudat zählte weiter:
    „… – drei – zwei – eins – …“
    Noch eine einzige Sekunde bis zur Ewigkeit, dachte Günter völlig unbewußt und bemerkte den Schweiß auf seiner Stirn. Die Tropfen drangen in seine buschigen Brauen und rannen ihm in den Bart.
    Mit ausdruckslosem Gesicht starrte er auf das Abbild des Mondes.
    Grudat aber zählte unbeirrt zu Ende:
    „Jetzt!“
    Diesmal war der Ruck unverkennbar, der durch den Leib des gigantischen Schiffes ging. Aber er war längst nicht so schlimm, wie der Ingenieur ihn befürchtet haben mochte. Maxwell stieß einen erleichterten Seufzer aus und begann sich loszuschnallen.
    Hendra hätte das vielleicht auch getan, wenn er nicht zufällig zu Günter hinüber geblickt hätte.
    Günter lag reglos in seinem Sitz und starrte auf den Bildschirm. Hendra folgte diesem Blick und hielt in seinen Bewegungen inne. Auch Grudat im Maschinenraum wurde aufmerksam – und stieß einen Fluch aus.
    Jetzt erst schien Maxwell zu merken, daß etwas nicht stimmte.
    Und er wußte auch sogleich, was das war.
    „Da – der Mond!“ stieß er hervor. „Grudat, es hat nicht geklappt. Verdammt, diesmal hat es nicht geklappt!“
    Grudat sagte vom Bildschirm:
    „Ich würde das Experiment sofort noch einmal wiederholen, wenn ich wüßte, daß …“
    Er kam nicht weiter.
    Sie alle vier betrachteten den Mond, wenn auch vielleicht Günter am intensivsten – oder gar vielleicht geistesabwesend? Jedenfalls zeigte die ohnehin rissige Oberfläche einige allmählich auftretende Veränderungen. Gewaltige Risse entstanden und begannen, den ganzen Globus, soweit er nicht im Dunkel der sonnenabgewandten Seite lag, zu durchziehen. Es war, als beginne sich der Mond zu teilen.
    Grudat schrie auf.
    „Die Struktur! Wir haben die Struktur des Mondes beeinflußt und er wird auseinanderbrechen. Wie ist das nur möglich …?“
    Maxwell sah Grudat hilflos an.
    „Was reden Sie da für einen Unsinn?“ erkundigte er sich dann ganz ruhig, als gelte es, einen besonders schwierigen Fall zu behandeln. „Unser Zeitsprung hat genauso wenig geklappt wie unser Raumsprung, Wir befinden uns immer noch an der gleichen Stelle. Lediglich der Mond …“
    „So?“ machte Günter und begann, sich einfach loszuschnallen. „Meinen Sie? Dann versuchen Sie doch einmal, die Erde zu finden. Wenn ich nicht irre, sollte sie links vom Mond stehen.“
    Die Erde war nicht vorhanden.
    Verstört blickte Maxwell auf Grudat und Hendra.
    „Was ist geschehen? Haben Sie eine Ahnung?“
    Grudat nickte schwer.
    „Ich glaube, wir sollten Günter fragen. Er war der erste von uns, der die Wahrheit erkannte. Daß ich nicht gleich darauf gekommen bin! Es ist unfaßbar!“
    Maxwell und Hendra blickten auf Günter.
    Günter zeigte auf den Bildschirm.
    „Sehen Sie, meine Herren, was dort geschieht! Der Mond ist regelrecht auseinandergesprungen und hat sich in einen Haufen davonstrebender Asteroiden verwandelt. Wenn Sie genauer hinsehen, werden Sie erkennen, daß bereits andere Kleinstplaneten dort vorhanden sind – wir befinden uns also zweifellos im Asteroidengürtel unseres Sonnensystems. Der Raumsprung also wäre gelungen.“ Er schwieg einen Augenblick und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Was den Zeitsprung angeht, so glückte auch er. Zwar weiß ich nicht genau, ob die geplante Zeit eingehalten wurde, aber jedenfalls beweist das Wegrücken der Erde schon mal, daß wir uns an einem anderen Ort befinden.“
    „Als kleinen Stern sollten wir die Erde von hier aus beobachten können“, bestätigte Grudat und sah Hendra auffordernd an. „Was jedoch den Zeitsprung angeht, so bin ich nicht sicher, ob er glückte.“
    Günter zwang ein Lächeln auf seine Züge.
    „Sie werden gleich sehen, daß er glückte, Grudat. Überlegen Sie nur einmal! Nehmen wir nur einmal an, er glückte, wie sähe die Konsequenz aus? Versetzen Sie sich in die Lage eines Erdbewohners von 1970 – und Sie haben die Antwort.“
    Grudat starrte Günter an, dann nickte er eifrig.
    „Jawohl, Sie haben es!“ sagte er überzeugt. „Der Mond …“
    „Wir sind es, die den Mond gestohlen haben!“ beendete Günter den Satz in etwas anderer Form. „Wir haben den Mond mitgenommen, als wir den Zeitsprung machten.

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