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Wanderer zwischen drei Ewigkeiten

Wanderer zwischen drei Ewigkeiten

Titel: Wanderer zwischen drei Ewigkeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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sie, aber der Empfänger schwieg. Die Entfernung war zu groß geworden. Aber sie hatten genug gehört.
    Maxwell hatte ganz große Augen, als er feststellte:
    „Also uns halten sie für den Feind aus dem Weltraum! Ausgerechnet uns!“
    Günter sah sehr nachdenklich aus und fing einen ähnlichen Blick in Hendras Augen auf. Aber noch wagte er es nicht, seiner heimlichen Vermutung Ausdruck zu geben. Sie schien ihm zu phantastisch.
    Grudat rief. Als sein Gesicht auf dem Bordbildschirm erschien, zeigte es Neugierde.
    „Ich habe die Sache mit der Vernichtungsrakete gehört“, sagte er. „Wir müssen sie loswerden, bevor wir die Transition ausführen. Sie folgt uns bis zum Asteroidengürtel, wo wir ja zu materialisieren gedenken. Ich glaube, wir vernichten sie vorher.“
    „Vielleicht haben Sie recht“, sagte der fast würdig anmutende Günter, seinen Bart streichend. „Mit Hilfe unseres Strahlers dürfte es kein Problem darstellen, das gefährliche Geschoß ins Jenseits zu befördern. Und schaden tun wir damit niemandem.“
    Langsam nickte Maxwell.
    „Also gut, entledigen wir uns des unangenehmen Begleiters, damit wir endlich die Transition vornehmen können. Ich kann es kaum noch erwarten, um hundert Jahre zu altern.“
    Er gab den entsprechenden Befehl an die Waffenzentrale.
    Es dauerte einige Sekunden, bis der Befehl ausgeführt wurde.
    Aus dem Heck der FORTUNA schoß ein blaßgrüner Strahl, tastete sich durch die Lichtlosigkeit des Alls vor und erfaßte die heranstürmende Rakete. Die Materie löste sich sofort auf, nicht aber, ohne zuvor eine Zusammenführung der atomaren Sprengstoffe zu bewirken.
    Es stand eine künstliche, hell strahlende Sonne, die das Licht der weit entfernten, echten Sonne entschieden übertraf. Für einige Sekunden stand die flammende Hölle im Nichts, dann erlosch sie abrupt, da der grüne Strahl der FORTUNA nicht nur Materie, sondern auch Energie nach ihrer totalen Umwandlung in einen anderen Raum beförderte. Vielleicht auch eine andere Zeit – das stand nach den Ergebnissen der FORTUNA nun nicht mehr so fest.
    Maxwell atmete auf.
    „Das wäre geschafft. Nun bin ich gespannt, ob man auf der Erde glaubt, uns vernichtet zu haben.“
    Grudat ging nicht weiter darauf ein.
    Die Minuten tropften dahin.
    Inzwischen flog die FORTUNA weiter und näherte sich dem Mond.
    Günter versäumte die Gelegenheit nicht, den Trabanten der Erde einer genauen Beobachtung zu unterziehen. Vom Liegesitz aus war das kein Problem, denn der Schirm befand sich vorn in der Kanzel und konnte gut übersehen werden.
    Die zerklüftete Oberfläche des Mondes erregte seine besondere Aufmerksamkeit.
    Während des Erkaltens vor vielen Jahrmillionen mußten diese seltsamen Krater entstanden sein, deren charakteristische Form noch heute das Angesicht des Trabanten formten. Er hatte selbst die erste Fernsehübertragung vom Mond miterlebt und konnte sich nun davon überzeugen, daß die Robotrakete mit der eingebauten Kamera kein falsches Bild übermittelt hatte.
    Immer näher kam der Mond und füllte bald den ganzen Schirm aus.
    Grudat meldete sich.
    „Noch eine Minute, Captain! Ist alles bereit?“
    „Die Mannschaft ist gewarnt. Sprechverbindung bleibt zu allen Räumen, damit Ihr Zählen gehört wird. Wie steht es mit Ihnen, Grudat? Glauben Sie an den Erfolg?“
    „Zu hundert Prozent, Kommandant! Es kann nichts schiefgehen – vielleicht irren wir uns um ein paar Tage oder Monate, aber das sollte keine Rolle spielen. Die Hauptsache ist, wir gelangen zurück.“
    Für einige lange Sekunden herrschte Schweigen.
    Günter starrte auf den Mond und dachte daran, daß er in einer Minute relativ um hundert Jahre älter sein würde.
    „Zehn – neun – acht – sieben – …“
    Grudat begann zu zählen.
    Günter entsann sich, daß man auf der Erde auch zählte, wenn man die Versuchsraketen in den Himmel jagte. Dieses Zählen besaß etwas Magisches und verriet zu Beginn weder Erfolg noch Mißerfolg. Aber die geheimnisvolle Spannung, die ihm zu eigen war, ließ sich nicht verleugnen. Es war ein Zauberspruch, ein Gebet darum, daß es gelingen möge. Vielleicht war es das Gebet der Wissenschaftler, die an den endgültigen Erfolg ihrer Versuche glaubten.
    „… sechs – fünf – vier – …“
    Noch näher war der Mond gekommen, und die FORTUNA schien dicht über seine Oberfläche dahinzugleiten. Günter betrachtete sie eine Zehntelsekunde lang, als ihm plötzlich ein Gedanke kam, ein wahnsinniger, irrsinniger Gedanke. Er

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