Wandernde Welten
armen Jungen zu Hackfleisch machen.«
Paula fuhr mit der Zunge über die Lippen. Sie trat die letzte Stufe hinab und in den metallischen Geruch erregter Stythen. Der lange Stythe mit der Narbe auf der Wange stand vor ihr. Sie trat an ihm vorbei.
»Akellar.«
Jetzt hatte der junge Mann mit der Waffe sie bemerkt. Sie merkte, wie seine Hand zitterte, als er die Mündung auf sie richtete. Langsam trat sie auf ihn zu, den Blick fest auf sein Gesicht gerichtet.
»Paula«, rief der Akellar scharf. Sie winkte ihm, still zu sein.
»Bleiben Sie stehen!« rief der junge Mann. Sie war jetzt nur noch zwei Schritte von ihm entfernt. Er öffnete den Mund und blickte nervös zu den Umstehenden hinüber. In der völligen Stille hörte sie jemand hinter sich leise husten.
»Kommen Sie nicht näher...«
»Sie wollen wohl ein richtiger Held sein und eine unbewaffnete Frau erschießen, wie?«
Er schwenkte die Waffe ein wenig zur Seite und richtete sie an ihr vorbei auf die Stythen. Sie streckte die Hand aus und sah ihm fest in die Augen. »Geben Sie mir die Waffe«, sagte sie leise, fast flüsternd, so daß niemand außer ihm sie hören konnte. »Sie stören bei einer Verhandlung des Komitees, und ich bin sehr ärgerlich.«
Sie griff nach dem Lauf der Waffe. Er riß sie zurück, und sie ließ los.
»Ich gehe nicht fort.«
»Doch, das werden Sie. Wenn Sie hierbleiben, kommt die Polizei, mit Gas und Spray und vielleicht sogar Hunden.«
Sie griff wieder nach der Waffe. Er zitterte jetzt so stark, daß sie befürchtete, er könnte aus Versehen abdrücken. Er schluckte erregt, blickte ihr ins Gesicht und ließ die Waffe los.
Paula seufzte erleichtert und fühlte, wie ihre Knie zitterten. Sie blickte umher. Im Hintergrund des Restaurants entdeckte sie ein rotes Leuchtzeichen, das den Hinterausgang markierte. »Kommen Sie«, sagte sie, nahm seinen Arm und führte ihn zwischen den umgestürzten Tischen hindurch zum Ausgang.
»Wo wohnen Sie?« fragte sie, als sie die Tür unter dem Rotlicht erreichten.
»In Barsoom. Ich bin nur hergekommen, um...« Sein Gesicht wirkte grau und müde wie eine Wachsmaske. »Sie sind wirklich beim Komitee?«
»Ja.«
Sie öffnete die Tür und ließ ihn vorausgehen. Hinter ihnen strömten die Menschen wieder ins Restaurant. Sie warf einen raschen Blick zurück und sah den Akellar, der über die Köpfe der anderen zu ihr herübersah. Sie ging dem jungen Mann nach, und sie erreichten die Hotelfront. Sie hatte noch immer seine Waffe in der Hand. Sie hielt sie sehr vorsichtig beim Lauf, damit sie nicht versehentlich an den Abzug kam. Sie gingen eine breite Treppe hinauf. Oben befand sich der Haupteingang des Hotels hinter einem großen Parkplatz.
»So, da wären Sie«, sagte Paula erleichtert. »Ich besorge Ihnen ein Air-Taxi.«
Er sagte: »Ich wäre mit ihnen fertiggeworden.«
»Sind Sie verrückt? Allein für ihre langen Krallen brauchten sie eigentlich einen Waffenschein. Und ein paar von ihnen wiegen über dreihundert Pfund.«
»Deshalb habe ich ja die Waffe mitgebracht.« Er streckte die Hand aus. »Geben Sie sie mir zurück.«
»Nein.« Sie ging voraus zu einer Reihe geparkter Air-Taxis.
»Ich muß sie zurückhaben«, sagte er, als er ihr folgte. »Sie gehört meinem Vater. Er bringt mich um, wenn er erfährt, daß ich sie genommen habe.«
Sie blieb neben einem Taxi stehen. Der Fahrer stieg aus und öffnete die Tür zum Rücksitz. »Steigen Sie ein«, sagte sie zu dem Jungen, »dann bekommen Sie Ihre Waffe wieder. Und kommen Sie nicht zurück.«
»Ich kann...«
»Steigen Sie ein.«
Er setzte sich auf den Rücksitz des Air-Taxis. Sie warf die Tür zu und übergab seine Waffe dem Fahrer. »Er wohnt in Barsoom. Sein Vater soll Sie bezahlen.«
Der Fahrer hielt die Waffe unschlüssig beim Lauf. »Was soll ich denn damit?«
»Geben Sie das Ding seinem Vater.« Sie wandte sich um und betrat die Hotelhalle.
Im warmen, hellen Licht der Halle blieb sie stehen und überlegte, was sie tun sollte. Der Junge war also eigens hergekommen, um mit einem Stythen zu kämpfen. Sie stieg die Treppe hinauf.
Wenn Sie an Stelle des Akellars wäre, würde sie die Verhandlungen wegen Verletzung des freien Geleits sofort abbrechen und den Mars verlassen. In gerechtfertigtem Zorn könnte er jede Form der Entschuldigungen und Sicherheitsmaßnahmen verlangen, bevor er sich bereit erklärte, zurückzukommen. Wenn überhaupt.
Ihre Tür war noch immer in halboffener Position verklemmt.
Als sie in das dunkle Zimmer
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