Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow
Flatow. Alle drei waren unverheiratet oder kinderlos und zwei von ihnen Ritter des Schwarzen Adlerordens.
Sie alle aber, brav und ruhmreich, wie sie waren, werden mutmaßlich von einem ihrer ersten Vorfahren, von Hans von Hake, gemeinhin Hake von Stülpe genannt, überlebt werden. Dieser Hake von Stülpe war es, der auf der Golm-Heide zwischen Jüterbog und Trebbin den Ablaßkrämer Tetzel überfiel und ihm, unter der höhnischen Vorhaltung, »den Ablaßzettel für erst noch zu begehende Sünden gestern von ihm gekauft zu haben«, die ganze Barschaft abnahm und den Kasten bergab in den Schnee rollte. Dieser Kasten befindet sich bis auf den heutigen Tag in der Kirche zu Jüterbog, Hake von Stülpe selbst aber (auch Willibald Alexis hat ihm in seinem Roman »Der Werwolf« einen Abschnitt gewidmet) wird als eine jener Figuren, wie sie das Volk gern hat, in unsrer Landesgeschichte fortleben. Der gute Humor, der Übermut und der Streich, der dem ganzen Ablaßkram dadurch gespielt wurde, haben von jeher dafür gesorgt, daß man die Tat mehr auf ihre humoristische Derbheit als auf ihren sittlichen Gehalt geprüft hat.
Wir kehren nach diesen Vorbemerkungen in unser Dorf zurück und schreiten, immer den laubholzumstandenen, stillen See zu unsrer Rechten, die blühende Kastanienallee hinauf. An Bemerkenswertem finden wir das Herrenhaus, das alte Schloß, die Wassermühle und die Kirche .
Das Herrenhaus ist ein moderner Bau aus den letzten Jahren des vorigen Jahrhunderts. Nach der Gartenseite hin hat es einen halbkreisförmigen, von hohen ionischen Säulen getragenen Vorbau, der dem Ganzen etwas Stattliches leiht. Die Auffahrt auf den sehr geräumigen Hof erfolgt durch ein altes Sandsteinportal, das nach außen hin einen Medusenkopf und auf diesem eine Minerva zeigt. Die Dorfleute betrachten den Medusenkopf als das Portrait eines hartherzigen Vorbesitzers, der schließlich von den Schlangen verzehrt worden sei. 3)
Das alte Schloß , in unmittelbarer Nähe des jetzigen Herrenhauses, ist eins der wenigen alten Schloßgebäude, die sich bis auf diesen Tag in unserer Mark erhalten haben. Es besteht aus einem schmucklosen Viereck, an dessen Nordseite sich ein sechseckiger Treppenturm lehnt. Dieser Turm überragt das Hauptgebäude nur um wenige Fuß und trägt ein Dach von eigentümlicher und schwer zu beschreibender Form; in der Mitte des eigentlichen Schloßbaus aber, und zwar in seinem Erdgeschosse, befindet sich ein starker sechs- oder achteckiger Pfeiler, der das Obergeschoß zu tragen scheint. Welcher Zeit dieser Pfeiler angehört, mag dahingestellt bleiben. Bei der Seltenheit derartiger baulicher Überbleibsel in unsrer Mark ist es vielleicht gerechtfertigt, die Aufmerksamkeit unserer Archäologen darauf hinzulenken. Von historischen Erinnerungen knüpft sich nichts an diesen Bau. Gemeinhin hat hierlandes die Orts geschichte den Ort selbst überdauert; wir wissen von der Existenz dieser oder jener Burg, von diesem oder jenem, was drin geschah, und nur die Burg selbst ist hin ; in Kleinmachenow ist es umgekehrt, die Burg existiert, aber die Geschichte fehlt. Dies hat zum Teil wohl seinen Grund darin, daß Kleinmachenow nach dem Aussterben der machenowschen Hakes, etwa um die Mitte des vorigen Jahrhunderts, in Besitz einer Nebenlinie kam: der Hakes von Flatow im Havellande, wodurch die lebendige Tradition unterbrochen wurde.
Die Wassermühle . Ein schöner, massiver Bau, durch die Gebrüder von Hake im Jahre 1856 neu aufgeführt. Eine Inschriftstafel der alten Mühle hat man in die Frontwand des Neubaues wieder eingefügt. Die alte Inschrift lautet: »Anno 1695 hat Herr Ernst Ludwig von Hake, Seiner Kurfürstlichen Durchlaucht zu Brandenburg, Friderici III., Oberster bei der Garde zu Fuß, diese adlige Freimühle hinwiederumb ganz neue aus dem Grunde erbauet, weilen die alte ganz zerfallen.« Dieser machenowschen oder Hakeschen Wassermühle wird in alten Urkunden oft erwähnt, doch ist sie nicht mit der noch älteren Wassermühle bei Potsdam, kurz vorm Einfluß der Nuthe in die Havel, zu verwechseln, die eigens den Namen Hake-Mühle (früher Hacken-Mohle) führt. Sie ist viel älter als die Hakes und wird schon 993 genannt, in welchem Jahre König Otto III. seiner Tante, der Äbtissin Mathilde von Quedlinburg, den Ort Potsdam schenkte.
Die alte Kirche . Gegenüber der Einfahrt mit dem Medusenkopf liegt die Kirche. Eh wir sie erreichen, passieren wir ein Steinkreuz, hart an der Straße, zum Andenken eines
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