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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Mauer nieder.
    Tausend Schritte weiter südwärts, da, wo sich ein
    paar Wege kreuzen und das ansteigende Terrain ei-
    nen Überblick über eine Lichtung und ein inmitten
    derselben gelegenes Wasserbecken gestattete, fiel
    uns eine parkartige, von alten Eichen überragte Ein-
    friedigung auf, an deren Front wir, als wir hielten
    und abgestiegen waren, die Worte »Metas Ruh« lasen und leicht erkannten, daß wir uns hier auf dem
    Friedhofe der Glashüttenaristokratie dieser Gegen-
    den befinden müßten. Aber »Metas Ruh« (soviel
    leuchtete kaum weniger ein) konnte nicht wohl die

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    Bezeichnung für diesen Begräbnisplatz überhaupt,
    sondern nur der Name für jenen seltsamen Bau sein,
    der sich inmitten dieses Eichenkampes erhob. Hohl-
    wegartig, die Seitenwände gemauert lief in leiser
    Schrägung ein absteigender Gang auf eine Gittertüre
    zu, hinter der wir leidlich bequem in das Dunkel einer
    rundgewölbten Gruft blicken konnten. Drei, vier Sär-
    ge waren sichtbar. Über diesen Tatbestand hinaus
    aber schien unsere Neugier nicht befriedigt werden
    zu sollen.
    Wir hatten uns auch bereits darin ergeben, als ein
    Alter, den wir von Dagow her des Weges kommen
    sahen, unsere Hoffnung neu belebte. » Der wird es wissen.« Und jetzt war er dicht heran.
    »Guten Tag, Papa.«
    »Goden Dag ook.«
    »Was bedeutet dies ›Metas Ruh‹? Wer ist Meta?«
    »Meta wihr sien ihrste Fru.«
    Die Sache schien sich hiernach nicht allzu rasch ent-
    wickeln zu sollen, weshalb wir uns setzten und den
    Alten einluden, auch Platz zu nehmen. Er blieb aber
    stehen und erzählte.
    »Meta, as ick Se all seggt hebb, wihr sien ihrste Fru.
    Un as se nu starven deih, doa wihr he ganz van een
    und bugte ehr disse Gruft. Awers, as dat so geit, int

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    dritte Joar, doa hädd he wedder ne Fru, un noch da-
    to een, de he sien besten Frünn wegnoamen hädd.
    Na, he leevde joa sowiet janz goat mit ehr, man blot,
    dat he keen Roh nich hädd un nich sloapen künn , un de Lüd hier herümmer (he wihr dunn in Strelitz), de
    seggten: ›Dat wihr man bloot, wiel sien ihrste Fru nich richtig begroaben wihr. De Doden, de möten in
    de Ihrd‹, seggten se, ›un nich in so 'n Keller.‹«
    »Und wer war es denn? Wie hieß er?«
    »Da weet ick nich. Awers dat weet ick, dat he eens Dags hier ankoamen un to sien Verwann'n seggen
    deih: ›Kinnings, wi wülln dat Dings nu inriten und
    hunnert Fuhren Ihrd upschüdden.‹ Awers dat wullen
    joa nu siene Verwann'n nich . ›Dat kannste nich
    dohn‹, seggten se, ›wi hebben joa nu ook all en poar
    von uns mit in. Un denn, wat wühren de Lüd seggen,
    wenn du dien eegen »Metas Ruh« wedder inriten
    deist?‹«
    »Und was wurde?«
    »Nu, he seggte joa vörihrst wieder nix un woahr man
    bloot noch so veer or fiew Doag hier rümmer; awers
    as nu sülwigen Harwst wedder een in de Gruft rinn
    süll, doa wihr joa Meta nich mihr in. Un nu frögten se
    so lang, bis et rutkäm. Een von de Globsower Glas-
    hüttenlüd, de all Nacht um Klock een up Arbeit güng,
    de wiehr niglig west und hädd öwern Tuhn kuckt,
    und doa hädd he joa siehn, dat een een Sark uttre-
    cken un dat Sark inn Graff insetten deih, dat he all
    vörher moakt hädd. Und nu seggen s', dat is he

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    west. Ick weet et nich. Awers dat heww ick immer hührt, dat he von dunn an sloapen künn .«
    Wir dankten dem Alten, und weiter ging es in den
    bereits dunkelnden Forst hinein. Willkommen waren
    uns jetzt die lichten Stellen, wo gerodet war oder
    aber auf graugelben Sandstrecken nichts andres
    wuchs als niederes, aus dem Samen windverschla-
    gener Kienäpfel aufgeschossenes Buschwerk.
    Eine solche Heidestrecke lag eben wieder hinter uns,
    als wir in die namengebende Metropole dieser Ge-
    genden, in Groß-Menz, einfuhren. Es fielen Worte wie
    Burgwall, Ritter Menz, hohles Gemäuer, unterirdi-
    scher Gang, alles verlockendste Klänge also, die
    mich sechs Stunden früher in den Zirkel dieses Dorfs
    wie in einen Zauberkreis gebannt haben würden.
    Aber bei dem schon herrschenden Zwielicht siegten
    allerlei kritische Bedenken, und statt den Forderun-
    gen wissenschaftlicher Neugier nachzugeben, ging es
    in wachsender Hast, über den beinah städtisch ange-
    legten Dorfplatz hinweg und an einer lindenumstan-
    denen Oberförsterei vorüber, in die mit jedem Au-
    genblicke reizloser werdende Landschaft hinein.
    Nicht nur Groß-Menz lag hinter uns, auch die Groß-
    Menzer Forst .
    Immer kühler wurd es; wir wickelten uns in unsre
    Plaids, und niemand sprach

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