Wanderungen durch die Mark Brandenburg
Lande zu behalten, und
so wurde Garz, das älteste Quastsche Familiengut,
seitens seines Vetters Otto an den Generalfeld-
wachtmeister und Eroberer der Insel Fünen, Albrecht
Christoph von Q., abgetreten. Otto von Quast aber
kaufte nunmehr, wie schon hervorgehoben, anstelle
des alten Familiengutes das nahe gelegene Protzen
und freute sich der Sonne, die von Garz aus her-
überschien.
Die Quaste verblieben von jener Zeit an durch vier
Generationen im Besitze von Protzen.
1682 mußte der alte Turm abgetragen und ein neuer
errichtet werden. Der damalige Besitzer von Protzen
war Alexander Ludolf, ältester Sohn des vorerwähn-
ten Otto von Quast. Er unterzog sich der Renovie-
rung und ließ gleichzeitig ein Schriftstück anfertigen, das in dem Turmknopf aufbewahrt wurde. Dieser
Turmknopf saß 111 Jahre lang unter Wind und Wet-
ter fest, und was die Welt bis zu jenem Zeitpunkt
über Protzen und die hundertjährige Herrschaft der
Protzener Quaste wußte, war gleich Null. Da kam
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1793 ein Sturm, warf den Turmknopf in die Dorfstra-
ße hinunter und brachte dadurch das urkundliche
Schriftstück von 1682 ans Licht. Es umfaßte nur vier
Seiten, gab aber über die früheren Besitzverhältnisse
des Dorfes genügendes Material an die Hand. Auch
anderweite Notizen waren mit eingeflochten. So hieß
es beispielsweise über den Turmbau : »Weil die Mauer an einer Ecke bis auf die Turmtür von Grund aus
zerfallen war, ließen wir Michael Dietzel aus Schleiz
im Vogtlande kommen; den Turmbau selbst aber
übertrugen wir einem berühmten Zimmermann und
Turmbauer, dem Meister Hans Kraatzen aus Seege-
feld bei Spandau, einem Untertanen des Herrn von
Ribbeck.« Dann an anderer Stelle: »Als die oberste
Fahnschwelle aufgebracht werden sollte, wurde der
sechzig Jahr alte Kirchenvorsteher Balzer Schleuß,
ein frommer, ehrlicher Mann, aus einer ›unglückli-
chen Unvorsichtigkeit‹ erschlagen, welcher indes,
›da er ein Unglück bei diesem Turmrichten befürch-
tet und sich den Tag zuvor mit Gott versöhnet und
das hochwürdige Abendmahl andächtig genossen
hatte, ohne Zweifel wohlselig gestorben ist‹.«
Alexander Ludolf, der auch Güter an der Ostseite des
Ruppinschen Sees in seinen Besitz brachte, ist der
Gründer der noch blühenden Radenslebener Linie.
Sein schönes Portrait, gute niederländische Schule,
befindet sich im Herrenhause zu Radensleben. Er war
zweimal verheiratet, erst mit einer von Katte, dann
mit einer von Grävenitz, und hatte zehn Kinder aus
diesen beiden Ehen. Er scheint damals durch Besitz,
Charakter und Familienverbindungen eine der ange-
sehensten Persönlichkeiten der Grafschaft und der
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Kurmark überhaupt gewesen zu sein. Das Ansehen,
das der Generalfeldwachtmeister Albrecht Christoph
von Quast unmittelbar vor ihm genoß, ging wenigs-
tens partiell auf ihn über.
Die Familie Kleist in Protzen
(1752–1826)
Im Jahre 1752 ging Protzen (das damals einem erst
wenige Jahre zuvor in den Besitz des Guts gekom-
menen Albrecht Friedrich von Quast gehörig war) in
die Hände des Generallieutenants von Kleist über.
Die Kleiste besaßen es dann vierundsiebzig Jahre,
wovon ein erheblicher Teil, mindestens einundzwan-
zig, auf zwei Witwenherrschaften fällt. Lassen wir
diese Übergangszeiten außer Betracht oder, richti-
ger, legen wir das jedesmalige Witweninterregnum
dem voraufgegangenen eigentlichen Herrscher zu, so
folgen sich nachstehende drei Kleiste im Besitze von
Protzen:
Generallieutenant Franz Ulrich von Kleist, einschließ-
lich Witwenherrschaft, von 1752 bis 1770; Fähnrich
Gustav von Kleist, einschließlich Witwenherrschaft,
von 1770 bis 1803; Louis von Kleist, später General-
lieutenant, von 1803 bis 1826.
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Protzen von 1752 bis 1770
Generallieutenant von Kleist, so scheint es, begann
damit, Park und Herrenhaus standesgemäß herzu-
richten. Letzteres zeigt über der Eingangstür noch
das Doppelwappen der Kleist und Lepel, welcher letz-
tern Familie die Gemahlin des Generallieutenants
angehörte. Die Anwesenheit des Generals auf seinem
Gute war aber immer nur eine kurze; der Dienst hielt
ihn fern. Welche Truppen er kommandierte, ist aus
den Aufzeichnungen, die ich benutzen konnte, nicht
ersichtlich. 1756 rückte er mit in Sachsen und Böh-
men ein und erlag am 13. Januar 1757 seinen in der
Schlacht bei Lobositz erhaltenen Wunden. Das Prot-
zener Kirchenbuch schreibt Logoschütz. Aber selbst-
verständlich kann
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