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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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neben Garz, auch auf Küdow, Karwe,
    Berlitt und abermals hundert Jahre später auf Prot-
    zen.
    Der Dreißigjährige Krieg, der so vieles in unserm
    Lande niederwarf, hob die Quäste (vergleiche die
    Kapitel »Radensleben« und »Protzen«) auf eine Höhe
    des Ansehens, wie sie damals nur alle diejenigen
    Familien errangen, die, statt das Kriegsroß still-
    ergeben über sich hinwegschreiten zu lassen, lieber
    ebendies Kriegsroß bestiegen und mit dem Degen in
    der Hand ihr Glück versuchten. So legten die Sparrs,
    die Pfuels, die Barfus, die Görtzkes das Fundament
    zu ihrem, inzwischen freilich mehr oder weniger wie-

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    der verschwundenen Reichtume. Mit ihnen auch die
    Quäste. Derjenige dieses Namens, der seine Familie
    zuerst glänzend in die Geschichte des Landes ein-
    führte, war der schon Seite 373 erwähnte Albrecht
    Christoph von Quast. Einer Betrachtung seines Le-
    bens wenden wir uns jetzt zu.

    Albrecht Christoph von Quast
    Albrecht Christoph von Quast ward am 10. Mai 1613
    auf dem Rohrschen Gute Leddin geboren. Seine Mut-
    ter war eine geborne von Rohr (gestorben 1667) aus
    Leddin.
    Über seine Jugend ist wenig bekannt geworden, doch
    existieren Aufzeichnungen, wahrscheinlich einer Lei-
    chenpredigt entnommen, die, trotz einzelner Unklar-
    heiten und Widersprüche, den Stempel der Echtheit
    tragen. Danach starb der Vater früh, und Albrecht
    Christoph wurde studierenshalber auf Schulen ge-
    schickt, höchstwahrscheinlich auf die benachbarte
    Ruppiner Schule. Der entsprechende Hang scheint
    indessen nichts weniger als groß in ihm gewesen zu
    sein, und der Anblick der schwedischen Regimenter,
    die gerade damals in Stadt und Land Ruppin Quartie-
    re bezogen, warf alle Studienpläne rasch über den
    Haufen. Albrecht Christoph trat, siebzehn Jahr alt,
    als Musketier in das Kingsche Infanterieregiment und
    tat seinen ersten Wachtdienst auf dem Fehrbelliner
    Damm , kaum eine Meile von Garz entfernt. Dies war im August 1630.1)

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    1631 war unser Albrecht Christoph bei den Truppen,
    die die Elbe passierten, zeichnete sich am
    17. September bei Breitenfeld, am 6. November des
    folgenden Jahres bei Lützen und endlich am
    26. Juni 1633 bei Hameln aus und trat nach dieser
    letzteren Affaire, darin das Kingsche Regiment fast
    völlig vernichtet worden war, von den Musketieren
    zu den Dragonern über. (Dragoner, wie bekannt,
    waren in jener Zeit ein Mittelding von Fußtruppe und
    Reiterei.)
    Das Kriegshandwerk sagte unserm Quast zu, nur
    nicht die Waffenart . Musketier und Dragoner – beides war nicht das Rechte, und als er um ebendiese
    Zeit vernahm, daß der später so berühmt gewordene
    Hans Christoph von Königsmarck, sein märkischer
    Landsmann, als Oberstwachtmeister in das Sperreu-
    tersche Reiter regiment eingetreten sei, hielt er sich zu diesem und empfing eine Korporalschaft. Das
    Kommando dieser Truppe kam alsbald an Königs-
    marck selbst. Sperreuter übte Verrat und gedachte
    das ganze Regiment zu den Kaiserlichen überzufüh-
    ren; in der Tat folgten ihm einzelne Abteilungen. Die
    vornehmsten Compagnien aber, und zwar unter Füh-
    rung Königsmarcks, weigerten sich, dem Befehle
    Sperreuters zu gehorchen, und blieben ihrer Fahne
    treu. Unter diesen war auch Quast. Feldmarschall
    Banér, um jene Zeit Generalissimus der Armee,
    glaubte diese Treue auszeichnen zu müssen; Kö-
    nigsmarck wurde Oberst und erhielt Befehl, aus den
    treu gebliebenen Compagnien ein neues Regiment zu
    bilden. In dieses neue, nunmehr Königsmarcksche

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    Regiment trat Albrecht Christoph als Quartiermeister
    ein. Binnen Jahresfrist war er Cornet und Lieutenant.
    Sein Mut und seine Gewandtheit fingen an, ihm in
    der Armee einen Namen zu machen. Als General
    Stahlhantsch, der in der glänzenden Schlacht bei
    Wittstock das schwedische Zentrum kommandierte,
    1639 eine »fliegende Armee« nach Schlesien führen
    sollte, erbat er sich unsren Quast für diese Expediti-
    on, der nun als Rittmeister in das Stahlhantsche
    Corps eintrat. Mit diesem Corps, das inzwischen sei-
    nen Führer gewechselt hatte (General Goldstein er-
    hielt es), nahm unser Quast am 24. Februar 1645 an
    der siegreichen Schlacht bei Jankowitz teil. Eine Fol-
    ge dieser Schlacht, einer der glänzendsten Siege
    Torstensons, war die Umstellung von Brünn; die Kai-
    serlichen wurden eingeschlossen, und Quast war mit
    unter den Belagerungstruppen. Bei einem Ausfall,
    den insonderheit unser Albrecht Christoph mit großer
    Bravour zurückschlug, wurd er am Bein

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