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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Tourist , wenn man ein so modernes Wort will gelten lassen, und Graf Burchard, ein
    Freund des dichterischen Markgrafen Otto mit dem
    Pfeil, dichtete selbst und turnierte mit Versen so gut
    wie mit Lanzen. Das war damals nicht Landesbrauch
    in den Marken, und nur die Grafen von Ruppin, in
    deren Adern noch thüringisches Blut floß, konnten
    derlei Dinge wagen. Spärliche Zeilen aus Burchards
    Dichtertum sind auf uns gekommen, Worte, die er an
    Elisabeth, sein »geliebt Gemahl«, gerichtet hat. Sie
    lauten:
    Fulget Elisabeth et floret inter uxores,

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    Quas Rupina fovet clarissimas inter sorores,
    Haec mea lux, mea spes per omnes inter nitores.
    Also etwa:
    Es leuchtet Elisabeth unter den Frauen,
    Wie Ruppin unter seinen Schwestern zu schauen,
    Mein Trost, meine Hoffnung, um drauf zu bauen.
    Die Ruppiner Grafen waren von ihrem ersten Auftre-
    ten an Männer von Welt, von Wissen, von Voraus-
    sicht und Klugheit, und da sich derartige Elemente,
    wie durchaus wiederholt werden muß, in damaliger
    Zeit hierlandes schwer betreffen ließen, so war ihre
    vorzüglichste Wirksamkeit in aller Bestimmtheit vor-
    gezeichnet: es waren ritterliche Herren, aber vor
    allem Hofleute, Diplomaten. Sie kannten und übten
    die schwere Kunst der Nachgiebigkeit und wußten
    zwischen Festigkeit und Eigensinn zu unterscheiden.
    Daher begegnen wir ihnen oft auf den Reichstagen in
    Kostnitz und Worms, als Begleiter und Berater ihrer
    markgräflichen Herren, und wo es einen Streit zu
    schlichten gab, da waren die Ruppiner Grafen die
    Vertrauensmänner beider Parteien, und das Schieds-
    richteramt lag, wie erblich, in ihren Händen.
    Sie waren ein bevorzugtes, hochvornehmes Ge-
    schlecht, ein Geschlecht vom feinsten Korn, aber
    eines mußten sie vermissen – die Liebe ihrer Unter-
    tanen. Hafftitius, der Chronist, erzählt uns: »Die
    Grafen waren fromm und demütig und guttätig, aber

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    waren doch wenig geliebt und geachtet trotz aller
    Gütigkeit. Denn obwohl die Herren Grafen oftmals
    den Rat und die fürnehmsten Bürger zu Neuen-
    Ruppin mit ihren Weibern und Kindern zu Gaste ge-
    laden und unter den Bäumen zwischen Alten- und
    Neuen-Ruppin haben Maienlauben machen und Tän-
    ze aufführen lassen, sie auch wohl traktieret und
    alles Liebste und Beste ihnen angetan, so sind doch
    Rat und Bürger den Herren Grafen immer entgegen
    gewesen.«
    Woran es lag, wer die Schuld trug – wer mag es sa-
    gen? Kaum Vermutungen lassen sich aussprechen.
    Einen ersten Grund zu Zerwürfnissen gaben vermut-
    lich die Geldverhältnisse des gräflichen Hauses, die,
    zumal im Laufe des fünfzehnten Jahrhunderts, von
    Jahrzehnt zu Jahrzehnt immer zerrütteter wurden.
    Rat und Bürgerschaft mußten aushelfen, die Ver-
    pfändungen begannen; so ging der Glanz des Hauses
    hin und mit dem Glanz endlich Ansehn und – Liebe.
    Alles sank hin, zuletzt das Geschlecht selber.
    Der letzte war Graf Wichmann, geboren 1503 auf
    dem alten Seeschloß zu »Alten-Ruppin«. Kaum vier
    Jahr alt, verlor er beide Eltern, und nur die Großmut-
    ter, Anna Jacobine, eine geborne Gräfin von Stol-
    berg-Wernigerode, stand neben dem verwaisten Kin-
    de. Sie war eine stolze, herrschlustige Frau, und
    während Johann von Schlabrendorf, Bischof zu Ha-
    velberg, nur dem Namen nach die Vormundschaft
    führte, führte sie Anna Jacobine in Wirklichkeit. Wäh-
    rend der Zeit dieser Vormundschaft, im Jahre 1512,
    fand zu Ruppin auch jenes große, mehrfach be-

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    schriebene Turnier statt, das damals im ganzen Lan-
    de von sich reden machte und mit einer Pracht be-
    gangen wurde, wie sie weder in Berlin noch zu Cöllen
    an der Spree bis dahin gesehen worden war. Kurfürst
    Joachim erschien mit einem reichen Gefolge von be-
    waffneten Rittern und 300 Speerreitern, und mit dem
    Kurfürsten kam sein Bruder, der Kurfürst Albrecht
    von Mainz. Die Kurfürstin kam in einer vergoldeten,
    mit Atlas bedeckten Kutsche (der ersten , deren in Norddeutschland Erwähnung geschieht) und wurde
    von zwölf anderen Wagen, die mit purpurfarbenen
    Decken behangen waren, in welchen »das Hof-
    Frauenzimmer« saß, begleitet. Ihnen folgten die
    Herzöge Heinrich und Albrecht von Mecklenburg,
    Johann und Heinrich von Sachsen, Philipp von
    Braunschweig, die Bischöfe von Havelberg und Bran-
    denburg und andere Fürsten mehr. Der Kurfürst und
    der Herzog Albrecht von Mecklenburg erwiesen sich
    als die Stärksten und Gewandtesten beim Turnier.
    Da die Bewirtung so vornehmer Gäste wohl nur klei-
    neren Teils

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