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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Em-
    metah erwiderte auf den Antrag des Lords:
    »Ich bin deine Sklavin, und du kannst mit mir
    schalten, wie du willst; aber du würdest mich
    sehr unglücklich machen, wenn du von dei-
    nem Rechte Gebrauch machen wolltest. Ich
    liebe dich, wie eine zärtliche Tochter ihren Va-
    ter nur lieben kann, mehr aber verlange nicht
    von mir!« Lord Marshall dachte viel zu edel,

    1368
    um der Unterwürfigkeit seiner Sklavin zu ver-
    danken, was die Liebe des Mädchens ihm ver-
    sagte, und selbst die giftigste Zunge unter
    den Tischgenossen Friedrichs hat es nicht ge-
    wagt, das Verhältnis zwischen beiden zu ver-
    dächtigen. Der König, welcher nicht liebte,
    Frauenzimmern in Sanssouci zu begegnen,
    sah sie nur bei seinen Besuchen in Lord Mars-
    halls Hause, wo sie in den ersten Jahren die
    liebenswürdigste Wirtin zu machen wußte.
    Emmetah war wohl vorzüglich die Veranlas-
    sung, daß Lord Marshall sich von jungen Offi-
    zieren der Potsdamer Garnison gesucht und
    umgeben sah, die er dann für die spanische
    und englische Literatur, namentlich für den
    damals in Deutschland noch wenig bekannten
    Shakespeare, zu interessieren suchte.

    3. Ähnliche Eifersüchteleien und ein entspre-
    chender Grad von Verbitterung herrschte da-
    mals überhaupt in der brandenburgischen
    Armee, und Schöning, was neben manchem
    andern ihn entschuldigen mag, war all die
    Zeit über gereizt worden. Vielfach wurden ihm
    die Honneurs versagt, besonders seitdem
    Feldmarschall Schomberg bei der Armee war.
    Graf Dohna zum Beispiel, der – ein Anhänger
    Schombergs und ein Gegner Schönings – als
    Obristlieutenant bei den Grands Mousquetai-
    res stand, rief den Offizieren zu, als Schöning
    ihre Reihen passierte: Meine Herren, daß Sie
    nicht grüßen ! Ich verbiete es Ihnen.«

    1369
    Dieser Vorfall machte größeres Aufsehen als die gan-
    ze Belagerung von Bonn, die beiläufig am 2. Oktober
    mit Übergabe der Festung endete, und führte neun
    Monate lang zu einem halb juristischen, halb diplo-
    matischen Kampf, in dem sich die gegenüberstehen-
    den Parteien, die Schöningsche und die Barfussche,
    in unzähligen Briefen, Eingaben, Gutachten etc. be-
    fehdeten. Aber die Partei Barfus war stärker. Die
    einflußreichsten Leute des Hofes: Danckelmann,
    Spanheim, Otto von Schwerin, alle nahmen, entwe-
    der weil die Sache selbst oder aber der hochfahrende
    Charakter Schönings zugunsten Barfus' sprach, die
    Partei des letzteren, und am 17. Juni 1690 erschien
    endlich folgendes kurfürstliches Reskript, das den
    Feldmarschall-Lieutenant von Schöning, ohne einem
    Rechtsspruch vorgreifen zu wollen, in ziemlich un-gnädigen Worten aus dem brandenburgischen Dienst
    entließ: »Se. kurfürstliche Durchlaucht haben Sich
    unterthänigst referiren und in Dero Geheimen Rath
    vortragen lassen: was Dero würklich Geheimer
    Kriegsrath und General-Feldmarschall-Lieutenant,
    der von Schöningen, sub dato Weißen-See bei Berlin
    den 11. Juni gehorsamst supplicirt und gebeten. Wo-
    hin denn S. K. Durchlaucht Sich dahin nochmalen in
    Gnaden erklären: daß Sie nicht unterlassen werden,
    in den zwischen gemeldetem Feldmarschall-
    Lieutenant und dem General-Lieutenant von Barfus
    entstandenen Mißhelligkeiten gebührende Justiz ad-
    ministriren und solche rechtlich untersuchen, erör-
    tern und decidiren zu lassen. Daß aber
    S. K. Durchlaucht Dero General-Lieutenant des von
    Barfusen Person zu Dero Diensten bei Ihrer Armee
    indessen zu employiren resolviret, dessen haben

    1370
    Se. kurfürstliche Durchlaucht sowohl wegen deren
    hohen Interesse und Diensten, als auch in Conside-
    ration seiner, des von Barfusen, bisher observirten
    unterthänigsten Conduite und sonsten bewegende
    Ursachen gehabt und lassen es auch darbei nochma-
    len gnädigst bewenden, können Sich auch darunter
    von Niemanden Zeit noch Maaß setzen oder vor-
    schreiben lassen. Sie wollen aber auch dem Feldmar-
    schall von Schöning nicht wehren, sondern ihm viel-
    mehr auch gnädigst erlauben, in einiger auswärtiger
    alliirter Potentaten Dienste, welche Deroselben und
    der guten Sache nicht zuwider sein, interimsweise zu treten, wenn er vorher dieselbe wird namhaft gema-chet haben. – Indessen wiederholen Sr. kurfürstliche
    Durchlaucht Dero früher ergangene gnädigste Ver-
    ordnung hiemit und befehlen dem General-
    Feldmarschall-Lieutenant von Schöning nochmalen
    gnädigst und ernstlichst: sich nicht allein dero hiesi-
    gen Residenzstädte zu enthalten, sondern auch aus
    bewegenden Ursachen,

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