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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Märchenplatz, auf dem wir sitzen, denn wir
    sitzen am Ufer des »Werbellin«.

    1. An der Mittelbiegung desselben, und zwar
    dort, wo jetzt malerisch zwischen Wald und
    See das Dörfchen Altenhof gelegen ist, erhob
    sich noch ein zweites Werbellin-Schloß:
    Schloß Breden. Unter dem dortigen Forsthau-

    1565
    se befinden sich gewölbte Keller, die man vor
    etwa hundert Jahren entdeckte, als der Grund
    zur Aufführung einer neuen Försterei gelegt
    werden sollte. Man fand aber nicht bloß alte
    Gewölbe, sondern auch kupferne und eiserne
    Gerätschaften, die bis diesen Tag in der Förs-
    terfamilie (seit über hundert Jahren immer
    dieselbe) aufbewahrt werden. Die dörfliche
    Tradition spricht sogar von einem Fasse mit
    Wein, dessen Dauben bei der Berührung in
    Staub zerfielen, während der Wein, in der to-
    pasfarbenen Weinsteinkruste, die sich gebil-
    det hatte, wie in einer Kristallbowle unver-
    schüttet stehenblieb.

    2. Schloß Grimnitz, in unmittelbarer Nähe des
    »Werbellin« am Grimnitz-See gelegen, war
    ebenso der bevorzugte Aufenthalt Ottos IV.,
    des sogenannten Markgrafen mit dem Pfeil,
    wie Schloß Breden und Schloß Werbellin die
    bevorzugten Plätze Markgraf Waldemars wa-
    ren. »Hier war es auch wohl«, so schreibt
    F. Brunold, »wo Markgraf Otto mit seiner
    kühnen Gemahlin Heilwig von Holstein am
    Schachbrett saß, von Spielleuten umgeben,
    ganz so, wie es uns ein Bild in der Manessi-
    schen Sammlung der Minnesänger noch heute
    zeigt.« 1529 ward auf Schloß Grimnitz ein
    Friede zwischen der Mark und Pommern ge-
    schlossen, der ausdrücklich der Friede zu
    Grimnitz heißt, und 1549 brach hier Kurfürs-
    tin Hedwig, die Gemahlin Joachims II. (nicht
    die »schöne Gießerin«, wie andere erzählen),

    1566
    durch den morsch gewordenen Fußboden des
    ersten Stockes und nahm, auf die Hirschge-
    weihe der darunter befindlichen Halle nieder-
    stürzend, so schweren Schaden, daß sie von
    der Zeit ab an Krücken gehen mußte.

    3. Eine gleich große Zahl befindet sich nur noch
    in dem berühmten Tiergarten (»Dyrehave«)
    von Kopenhagen. Als König Friedrich Wil-
    helm IV. 1844 in Kopenhagen war, besuchte
    er auch den Tiergarten; Treiber und Jagdbe-
    diente bildeten Spalier, und vor dem im Portal
    der »Eremitage« stehenden Könige wurden
    gegen 3000 Hirsche vorbeigetrieben. Die klu-
    gen Tiere verrieten keine Spur von Scheu. Die
    Leute in der Eremitage erzählen von dieser
    »Revue« bis diesen Tag.

    4. Märkische Muränenseen waren zu Bekmanns
    Zeiten folgende: der Moriner, der Soldiner,
    der Lychener und der Stechliner, ferner der
    Lindower und der Schermützel-See. Mehrere
    davon, wenn nicht alle, haben inzwischen ihre
    Muränen verloren, ebenso wie der »Werbel-
    lin«.

    5. In China oder Japan, oder vielleicht in beiden
    Ländern, verstehen es die Bewohner, die
    Kormorans zum Fischfang abzurichten. Sie
    bedienen sich dazu der allereinfachsten Pro-
    zedur, indem sie dem Kormoran, nachdem
    ihm die Flügel gestutzt wurden, einen Ring
    um den Hals legen, der die Kehle des Tieres

    1567
    halb zuschnürt . Nun beginnt der Kormoran
    mit gewohntem Geschick seinen Fischfang, da
    er aber, der halb zugeschnürten Kehle halber,
    die Fische nicht hinunterschlucken kann, so
    wirft er sie großmütig in neben ihm befindli-
    che kleine Boote, wo sie die Fischer in Emp-
    fang nehmen.

    Das Pfulen-Land

    Ich lese gern von mancher tüchtigen Kraft,
    Die kühn gefolgt der Größten ew'gem Schimmer.
    H. von Blomberg

    Wie um Neustadt-Eberswalde herum ein »Sparren-
    Land«, so gab es um Buckow herum, an der Grenze
    von Barnim und Lebus, ein Pfulen -Land.
    Die Pfuels kamen so früh in die Mark, daß sie schon
    im Jahre 1603 in einer Leichenpredigt, die beim Hin-
    scheiden eines der Ihrigen gehalten wurde, nicht nur
    ein »fürtreffliches«, sondern auch ein » uraltes Geschlecht« genannt werden konnten, ein Geschlecht,
    aus welchem »equestris et literati ordinis viri«, »tap-
    fere Kriegsschilde und wohlgelahrte, verständige und
    versuchte Männer«, hervorgegangen seien.

    1568
    Sie gehörten zu den »Schloßgesessenen«, insoweit
    sie die festen Schlösser Quilitz, Ranft und Leuenberg
    innehatten, und ihr Ansehen war bedeutend genug,
    um noch am Ende des fünfzehnten Jahrhunderts,
    also fast hundert Jahre später als die Quitzows, we-
    gen einer rückgängig gemachten Verlobung eine
    zehnjährige Fehde mit den Mecklenburger Herzögen
    führen zu können. Ihr Besitz umfaßte damals und
    später die folgenden

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