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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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ließ.
    1115 existierten nur fünf Zisterzienserklöster, 1119
    bereits vierzehn, aber sämtlich noch innerhalb Frank-
    reichs und auf verhältnismäßig engem Gebiet. Zwan-
    zig Jahre später sehen wir den Orden, in immer ra-
    scherem Wachsen, von der Loire an den Rhein, vom
    Rhein an die Weser und endlich von der Weser bis an
    und über die Elbe vorgedrungen.
    1180 erschienen seine ersten Mönche in der Mark.
    An wenigen Orten mochten die Vorzüge dieses Or-
    dens deutlicher hervortreten als in der Mark, weil sie
    nirgends ein besseres Gebiet für ihre Tätigkeit fan-
    den. Wo die Unkultur zu Hause war, hatten die Kul-
    turbringer ihr natürlichstes Feld. Rechnen wir die
    Nonnenklöster desselben Ordens mit ein, die, we-
    nigstens was die Bekehrung, Lehre und Unterwei-
    sung angeht, die gleichen Ziele wie die Mönchsklös-
    ter verfolgten, so haben wir über zwanzig Zisterzienserklöster in der Mark und Lausitz zu verzeichnen, von denen die große Mehrzahl vor Ablauf eines Jahrhunderts entstand. Weder die Prämonstratenser und
    Kartäuser gleichzeitig mit ihnen noch auch später die
    die Städte suchenden Dominikaner und Franziskaner

    1634
    sind ihnen an Ansehn und rascher Verbreitung
    gleichgekommen.
    Dem Zeitpunkt ihrer Entstehung nach folgen diese
    märkisch-lausitzischen Zisterzienserklöster wie folgt
    aufeinander:
    Zinna, Mönchskloster, in der Nähe von Jüter-
    bog, 1171.
    Lehnin, Mönchskloster, in der Nähe von Branden-
    burg, 1180.
    Dobrilugk, Mönchskloster, in der Lausitz, 1180-1190.
    Neuzelle, Mönchskloster, in der Lausitz, 1230.
    Marienfließ oder Stepenitz, Nonnenkloster, in der
    Prignitz, 1230.
    Dransee, Mönchskloster, in der Prignitz, 1233.
    Paradies, Mönchskloster, im Posenschen (früher
    Neumark), 1234.
    Marienthal, Nonnenkloster, in der Lausitz, 1234.
    Zehdenick, Nonnenkloster, in der Uckermark, 1249.
    Friedland, Nonnenkloster, im Ober-Barnim, um 1250.

    1635
    Mariensee, Mönchskloster, auf der Insel Pehlitz im
    Parsteiner See, zwischen Oderberg und Angermünde
    (Uckermark), 1258.
    Marienstern, Nonnenkloster, in der Lausitz, 1264.
    Chorin, Mönchskloster, in der Uckermark, 1273.
    Marienwalde, Mönchskloster, in der Neumark, 1286.
    Heiligengrabe, Nonnenkloster, in der Prignitz, 1289.
    Zehden, Nonnenkloster, in der Neumark, 1290.
    Bernstein, Nonnenkloster, in der Neumark, 1290.
    Reetz, Nonnenkloster, in der Neumark, 1294.
    Himmelpfort, Mönchskloster, in der Ucker-
    mark, 1299.
    Himmelstädt, Mönchskloster, in der Neumark, 1300.
    Seehausen, Nonnenkloster, in der Uckermark, 1300.
    Das wichtigste unter den hier aufgezählten märkisch-
    lausitzischen Klöstern war wohl das Kloster Lehnin.
    Es wurde das Mutterkloster für diese Gegenden, aus
    dem Neuzelle, Paradies, Mariensee, Chorin und
    Himmelpfort hervorgingen.

    1636
    Alle diese Klöster, mit wenigen Ausnahmen, wurden
    in der Mitte des sechzehnten Jahrhunderts unter Joa-
    chim II. säkularisiert. Viele sind seitdem, namentlich
    während des Dreißigjährigen Krieges, bis auf die
    Fundamente oder eine stehengebliebene Giebelwand
    zerstört worden, andere existieren noch, aber sie
    dienen der Kultur dieser Lande nur noch insoweit, als sie, oft in ziemlich prosaischer Weise, der Agrikultur dienstbar gemacht worden sind. Die Abtwohnungen
    sind zu Amtshäusern, die Refektorien zu Maischräu-
    men und Brennereien geworden. Es ist allen diesen
    Klöstern ergangen wie ihrer großen, gemeinschaftli-
    chen Mater, dem Kloster zu Cîteaux, selber. Den Ver-
    fall, den Niedergang, den hierzulande die Reformati-
    on still und allmählich einleitete, schuf dort die Fran-zösische Revolution auf einen Schlag. »Auf den
    Trümmern der Abtei« – so erzählt der Abbé Ratis-
    bonne, der eine »Geschichte des heiligen Bernhard«
    geschrieben hat und Cîteaux um 1839 besuchte –
    »erhob sich in dem genannten Jahre eine Runkelrü-
    benzuckerfabrik, die selber wieder in Trümmer zer-
    fallen war, und ein elender Schauspielsaal stand an der Stelle der Mönchsbibliothek, vielleicht an der
    Stelle der Kirche. Die Zelle des heiligen Bernhard, die vor ohngefähr zwanzig Jahren noch existierte, hatte
    inzwischen einem Schmelzofen Platz gemacht. Nur noch der Schutt der Zelle war vorhanden. Aus den
    bloßen Trümmermassen des Klosters waren drei Dör-
    fer erbaut worden.«
    In dieser kurzen Schilderung des Verfalls des Mutter-
    klosters ist zugleich die Geschichte von über hundert

    1637
    Töchterklöstern erzählt. Auch die Geschichte der
    unsrigen.
    Die Klöster

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