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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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zu
    rächen, wurde das Joch in Klugheit und Ergebenheit
    getragen.
    Aber dieser Stärkere kam endlich , und ob es nun wieder nur die alte Klosterklugheit war, die in dem
    Nürnberger Burggrafen sofort den Stärkeren erkann-
    te, oder ob in diesem Falle der heimliche Groll mit-
    wirkte, der all die Jahre über, unter der Maske guter
    Freundschaft, gegen die Quitzows unterhalten wor-
    den war – gleichviel, kaum daß der erste Hohenzoller
    ernstlich Miene machte, eine eigene Macht zu etab-
    lieren und den Übermut seiner Widersacher zu de-
    mütigen, so sehen wir auch schon Kloster Lehnin
    unter den Hülfstruppen des neuen Landesherrn, der,

    1668
    anders eingreifend als wie all die Statthalter und
    Hauptleute vor ihm, in acht Tagen die vier Quitzow-
    Burgen und mit ihren Burgen auch ihr Ansehen
    brach. Die Klosterleute von Lehnin lagen, samt den
    Bürgern von Beelitz, Jüterbog und Treuenbrietzen,
    vor Schloß Beuthen und warteten, wie berichtet wird,
    die Ankunft »der großen Büchse«, der sogenannten
    Faulen Grete, ab. Ihr kriegerisches Verdienst scheint
    also, dieser Andeutung nach zu schließen, kein be-
    sonders hervorragendes gewesen zu sein und ledig-
    lich in einem geduldigen und möglichst gesicherten
    Davorstehen bestanden zu haben.
    Schwerlich empfanden Abt und Konvent einen Gram
    darüber. Es lag ihnen nicht an Kriegsruhm, sondern,
    wie immer, lediglich an Mehrung und Förderung der
    Klosterinteressen, an wachsendem Besitz und – gu-
    ter Nachbarschaft . Diese gute Nachbarschaft hatte Lehnin, das mit den Rochows grenzte, ein halbes
    Jahrhundert schmerzlich vermissen müssen. Jetzt
    traf es sich, daß der Ausgang des Quitzow-Streits
    unserm Kloster erwünschte Gelegenheit bot, sich
    auch dieser »guten Nachbarschaft« auf lange Zeit
    hin zu versichern. In Burg Golzow (dem alten Ro-
    chow-Sitz, in der Nähe Lehnins) war Wichard von
    Rochow, der treue Anhänger der Quitzows, gefan-
    gengenommen worden. Durch Vermittelung des Ab-
    tes, der allen Groll zur rechten Zeit zu vergessen
    wußte, ward ihm jetzt, dem Wichard, allerdings erst
    nach Abtretung Potsdams an den Kurfürsten, die
    Freiheit und – Schloß Golzow zurückgegeben. Beide
    Teile, der Kurfürst und die Rochows, wußten es dem

    1669
    Vermittler Dank, und dem Kloster waren zwei Freun-
    de gewonnen.
    Abt Heinrich Stich starb wahrscheinlich um 1430.

    Abt Arnold (etwa von 1456 bis
    1467)
    Die Amtsführung des Abtes Heinrich von 1399 bis
    etwa um 1430 war in eine unruhige Zeit gefallen,
    und wir sehen all die Zeit über das Kloster in seinen
    Verwickelungen nach außen; die Regierung des Ab-
    tes Arnold fällt in friedlichere Tage, und die Urkun-
    den, aus jener Zeit her, gönnen uns ausschließlich
    wieder einen Einblick in innere Streitigkeiten . Sie berichten über Zerwürfnisse, die an die Zustände
    unter Abt Hermann erinnern, wie wir dieselben, in
    vorstehendem, nach den Aussagen »Dietrichs von
    Ruppin« geschildert haben. Hier wie dort begegnen
    wir Parteiungen und einem siegreichen Auftreten der
    Majorität nur mit dem Unterschiede, daß sich Abt
    Hermann, in seinem Terrorismus, auf die Majorität
    des Konventes stützte, während Abt Arnold gegen
    diese Majorität ankämpfte und in diesem Kampfe
    unterlag.
    Die Urkunden aus der etwa zehnjährigen Zeit seiner
    Verwaltung sind ziemlich zahlreich und sprechen
    nicht gegen den Abt. Streitigkeiten werden ge-
    schlichtet, Vergleiche getroffen, Ländereien empfan-

    1670
    gen oder ausgegeben – nirgends erhellt aus ihnen
    ein Zerwürfnis zwischen Abt und Konvent. So verlau-
    fen anscheinend die Dinge, bis wir, gleich aus den
    ersten Urkunden, die in die Regierungszeit seines
    Nachfolgers fallen, in Erfahrung bringen, daß Abt
    Arnold »wegen unstatthafter Veräußerung von Klos-
    tergütern« abgesetzt und Prior Gallus an seiner Statt
    ernannt worden sei. Wir erfahren ferner, daß inzwi-
    schen das Kloster Altenberg den Arnoldus zum Abte
    gewählt und dieser letztere, von seinem jetzigen , dem Altenberger Kloster aus, eine heftige Schmähschrift (libellum infamiae) gegen den Prior und die
    Mönche von Kloster Lehnin gerichtet, diese Schmäh-
    schrift auch zugleich als Anklageschrift beim Gene-
    ralkapitel in Cîteaux eingereicht habe.
    Diese Anklageschrift nun, von dem ehemaligen Abte
    des angeklagten Klosters ausgehend, scheint, wie
    begreiflich, ihre Wirkung auf das Generalkapitel nicht
    verfehlt zu haben, und so sehen wir denn im
    März 1469 die Äbte von Heilsbronn und Erbach als
    ernannte

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