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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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erfolgen.
    Wie die eigentlichen Klostergebäude, die Mönchs-
    wohnungen, zu dieser Klosterkirche standen, wird
    um so schwerer nachzuweisen sein, als die ganze
    Anlage nur von bescheidenen Dimensionen war, ein-
    zelnes auch leicht möglicherweise in dem heraufstei-
    genden See versunken ist. Zwischen diesem und der
    Klosterkirche bemerken wir noch ein niedriges Feld-
    steinfundament, über dessen Zugehörigkeit und frü-
    here Bestimmung die Ansichten abweichen. Ich bin
    indes der Meinung, daß alle diese außerhalb und doch zugleich in nächster Nähe gelegenen, dabei durch eine eigentümliche Schräg stellung markierten Feldsteinbauten nichts anderes waren als die Sie-chenhäuser, in denen die Mönche den Hospitaldienst
    übten.
    In der Mitte der Insel erhebt sich der sogenannte
    Mühlberg, der beste Punkt, um einen Überblick zu
    gewinnen. Wir erkennen von hier aus unter den
    Zweigen der Bäume hindurch die Kirchenstelle und
    die Hospitalstelle, wir sehen die prächtige alte Lin-

    1709
    denallee, die am Nordufer der Insel entlang den da-
    hinter liegenden breiten Schilfgürtel halb verdeckt,
    und sehen durch die offenen Stellen hindurch die
    blaue Fläche des Sees, die sich wie ein Haff jenseit
    des Schilfgürtels dehnt. Dieser weitgedehnte See,
    überall eingefaßt durch prächtig geschwungene Ufer-
    linien, gewährt ein Landschaftsbild voll imponieren-
    der Schönheit; aber dieser Schönheit vermählt sich
    eine Sterilität, wie sie an märkischen Seen nur selten
    getroffen wird. Die Ufer, wenn sie Basalt wären,
    könnten nicht unfruchtbarer sein. Keine Spur von
    Grün bedeckt die sandgelben, in ihren Formen nicht
    unmalerischen Abhänge, kein Saatfeld läuft wie ein
    grünes Band von den Hügeln zum See hernieder,
    kein Laubholz, kein Tannicht, keine Decke grünen
    Mooses. Diese absolute Öde, nur einmal zur Rechten
    durch eine Turmspitze unterbrochen, ist an sich nicht
    ohne einen gewissen Zauber, aber das Gefühl, daß
    hier die Grundelemente zu einem märkischen Land-
    schaftsbilde ersten Ranges nur geboten wurden, um
    von seiten der Kultur unbenutzt zu bleiben, verküm-
    mert die Freude an dem, was wirklich vorhanden ist.
    Freilich, ständen diese Ufer auch in Grün und lachten
    auch die Wohnungen der Menschen daraus hervor,
    hier rote Dächer mit Tauben auf dem First, dort
    Wassermühlen, von niederstürzenden Gewässern
    getrieben – doch würde niemand dasein, um sich
    von dieser Inselstelle aus des schönen Landschafts-
    bildes zu freuen. Der »Pehlitzer Werder« (Insula
    Caprarum), einst in regem Verkehr mit den Bewoh-
    nern dieser Landesteile, eine Zufluchtsstätte für Ver-
    folgte, eine Pflegestätte für Kranke und Verwundete,

    1710
    ist jetzt nichts mehr als Koppel- und Grasplatz für
    den Amtshof. Im Monat Mai schwingen sich Knechte
    und Hütejungen auf die Rücken der Pferde, und wie
    zur Tränke reitend, schwimmen sie mit ihnen zur
    Insel hinüber. Diese gehört nun sommerlang den
    Pferden und Füllen. Am Ufer hin, in der alten Linden-
    allee grasen sie auf und ab und horchen nur auf,
    wenn bei untergehender Sonne drüben der Parstei-
    ner Kirchturm zu Abend läutet. Eines der halbwach-
    senen Füllen tritt dann auch wohl in das Klosterge-
    mäuer, um die Disteln abzugrasen, die über dem
    alten Mönchsgrabe stehen; aber plötzlich, als sei
    eine Flamme aus der Erde gefahren, dreht sich das
    Jungtier im Kreise herum und starrt und prustet, und
    mit Schüttelmähne und gehobenem Schweif flieht es
    die Stätte und jagt zitternd, rastlos an der Uferlinie
    der Insel hin.

    1. Eine Bauautorität gibt folgende Details: »Auf
    dem höchsten Punkte der Insel fand ich einen
    Gebäuderest, der mich, abgesehn von allem
    andern, schon durch das vortrefflich ausge-
    führte Mauerwerk interessierte. Ungefähr
    zweieinhalb Fuß aus der Erde hervorragend,
    zeigt es die eine ganze Frontmauer eines
    rechteckigen Bauwerks sowie die Ansätze der
    beiden daranstoßenden andern Seiten. Erste-
    re hat eine Länge von 75' und ist durch zwei
    von den Ecken des Gebäudes 18' entfernte
    Strebepfeiler verstärkt, die eine Breite von 6'
    haben und ebensoviel nach außen wie nach

    1711
    innen aus der Mauer hervortreten. In dem
    südlich gelegenen Pfeiler ist deutlich der Zu-
    gang zu einer Treppe zu erkennen, während
    sich nördlich von dem andern Strebepfeiler
    ein Eingang von außen in den wahrscheinlich
    durch mehrere Türen zugänglichen Raum be-
    findet. Wenn schon die Sauberkeit der Ar-
    beitsausführung auf

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