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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Guineasche Compagnie zu verkaufen«.
    Die Errichtung der Glashütte erfolgte bald darauf an
    der nordöstlichen Seite der Insel dicht am Ufer. Er
    erbaute besondere Öfen, um die beste Art der Kon-
    densierung des Feuers zu ermitteln; kein Fremder
    durfte die Insel betreten, nur der Kurfürst besuchte
    ihn wiederholt, um die Anlage des Ganzen sowie den
    Kunstbetrieb kennenzulernen. Dabei wurde, über die
    Glasfabrikation hinaus, viel experimentiert.
    Worauf diese Bemühungen gerichtet waren, ist nicht
    mit Sicherheit festzustellen. Daß es sich um Goldma-
    chekunst und um Entdeckung des Steins der Weisen
    gehandelt habe, ist sehr unwahrscheinlich. Nach-
    weisbar verhielt sich Kunckel gegen solche Versuche,
    wenigstens wenn sie von andern ausgingen, sehr
    ablehnend.
    So entzog ihm denn auch der Große Kurfürst nie sei-
    ne Gnade, wiewohl die Erfolglosigkeit, auch die wis-
    senschaftliche, aller der damals unternommenen
    Experimente so ziemlich feststeht. Friedrich Wilhelm
    rechnete, wie Kunckel ihn selbst sagen läßt, die dar-
    an gewendeten Summen zu solchen, die er verspielt
    oder im Feuerwerk verpufft habe. Da er jetzt weniger

    1869
    spiele, so dürfe er das dadurch Gesparte an For-
    schungen in der Wissenschaft setzen.
    Mit dem Hinscheiden des Kurfürsten schied aber
    auch Kunckels Ansehen, wenigstens innerhalb der
    Mark Brandenburg. Man machte ihm den Prozeß auf
    Veruntreuung und Unterschleif, und wenn auch
    nichts bewiesen werden konnte, weil eben nichts zu
    beweisen war 1), so mochte er dennoch von Glück sagen, durch eine Aufforderung König Karls XI. von
    Schweden seiner alten Umgebung entrissen zu wer-
    den. Dies war 1692. Er ging nach Stockholm, wurde
    schwedischer Bergrat und unter dem Namen Kunckel
    von Löwenstern in den Adelsstand erhoben. Er starb
    wahrscheinlich 1702.
    Sein Laboratorium auf dem Kaninchenwerder hatte
    nur allerkürzesten Bestand gehabt. Noch vor seiner
    Übersiedelung nach Schweden brannten die Baulich-
    keiten nieder – am östlichen Ufer der Insel finden
    sich bis heute einzelne verstreute Schlackenreste,
    die ungefähr die Stelle angeben, wo die alchimisti-
    sche »Hütte« stand. Mehr als ein Jahrhundert ver-
    ging, bevor die Zaubererinsel zu einer Zauberinsel
    wurde.

    1. Der Prozeß lief im wesentlichen auf bloße
    Schikanen hinaus und kann einem keine be-
    sonders hohe Meinung von der Rechtspflege
    jener Epoche beibringen. Der Beklagte sollte
    eingeschüchtert, abgeschreckt werden. Als

    1870
    ihm Unterschleife nicht nachgewiesen werden
    konnten, richtete man schließlich die Frage an
    ihn: was denn bei all dem Laborieren und Ex-
    perimentieren in einer Reihe von Jahren he-
    rausgekommen sei. Das ist nun in der Tat ei-
    ne Frage, die schließlich jeden Menschen in
    Verlegenheit setzen kann, und Kunckel gab
    die beste Antwort, die er unter so bewandten
    Umständen geben konnte. Er sagte: »Der
    hochselige Herr Kurfürst war ein Liebhaber
    von seltenen und kuriosen Dingen und freute
    sich, wenn etwas zustande gebracht wurde,
    was schön und zierlich war . Was dies genutzt hat, diese Frage kann ich nicht beantworten.«

    3. Die Pfaueninsel unter Friedrich
    Wilhelm III.
    1797-1840

    Mein Herr ist König im Land,
    Ich herrsch im Garten der Rosen.
    Uhland

    Die Anfänge dazu (zur Zauberinsel) fallen bereits in
    die Regierungszeit Friedrich Wilhelms II. Der Schilf-
    gürtel, der die Insel vor jedem Zutritt zu bergen
    schien, wurde mittelbar die Ursach, daß sich ihre
    Schönheit zu erschließen begann. In diesem Schilfe

    1871
    nisteten nämlich, wie schon angedeutet, Tausende
    von Schnepfen und Enten, die den jagdlustigen Kö-
    nig, als er davon vernommen, erst bis an den Rand
    der Insel, dann auf diese selber führten. Einmal be-
    kannt geworden mit dieser Waldesstille, die ihm bald
    wohler tat als die Aufregungen der Jagd, lockte es
    ihn öfter, vom nahen Marmorpalais, zu Kahn her-
    über. Aus dem Heiligen See in die Havel, an Sacrow
    vorüber, steuerte er an heiteren Nachmittagen, um-
    geben von den Damen seines Hofes, der ihm lieb
    gewordenen Insel zu, auf deren schönster Waldwiese
    die reichen orientalischen Zelte, die ihm irgendein
    Selim oder Mahmud geschenkt hatte, bereits vorher
    ausgespannt worden waren. Die Musik schmetterte;
    Tänze und ländliche Spiele wechselten ab; so vergin-
    gen die Stunden. Erst mit der sinkenden Sonne kehr-
    te man nach dem Marmorpalais zurück.
    Solche Lust gewährten dem Könige diese Fahrten
    nach der stillen, nahe gelegenen Waldinsel,

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