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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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nun gar Personen, die dem Königshause »verwandt oder zugetan«
    waren, so brach die Loyalität in hellen Flammen sieg-
    reich durch. Die Liebenswürdigkeit der Frau Friedrich
    wetteiferte an solchem Tage mit ihrer Kochkunst,
    und ihr märkisch-schlagfertiger Witz tat das Weitere,
    um das Maschinenmeisterhaus bei den hohen Besu-
    chern in gutem Andenken zu erhalten. Traditionell
    pflanzte sich alsbald die Sitte fort, diesem Andenken
    einen ganz bestimmten Ausdruck zu leihn: ein Milch-
    oder Sahnentopf wurde »zur Erinnerung an eine froh verlebte Kaffeestunde« bei Frau Friedrich abgegeben. Daraus entstand denn im Laufe eines Men-
    schenalters ein Porzellancabinet, wie es die Welt
    wohl nicht zum zweiten Male gesehen hat, eine Topf-
    kollektion, neben der die berühmtesten Pfeifen-
    sammlungen verschwinden. Das Aufstellungslokal
    war und ist natürlich die in ihrer Sauberkeit ein
    Schmuckkästchen bildende Küche, und an allen Bor-
    den und Realen hin, in Schränken und Ständern, als
    Garnierung von Wand und Rauchfang hängen an
    Nägeln und Häkchen an 200 Töpfe und Töpfchen.
    Alle ein Souvenir . Jede Form und Farbe, jedes denk-bare Material, jede Art der Verzierung ist vertreten.
    Endlos wechseln Weiß und Blau, und Grün und Gold;
    Glas, Biscuit, Chausseestaub gesellen sich dem Gros
    des eigentlichen Porzellans, das wiederum seiner-
    seits zwischen China und Frankreich, zwischen Mei-

    1885
    ßen und Sèvres hin und her schwankt. Hautrelief und
    Basrelief, bemalt und gekratzt, so präsentieren sich
    die Ornamente. Zahlreich sind die Portraits , noch zahlreicher die Schlösser vertreten, und zwischen Prinzen und Prinzessinnen, zwischen Marmor- und
    Neuem Palais erscheinen Vater Wrangel und Minister
    von der Heydt; der letztere sogar in Begleitung eines
    Pfauenpaares. Schon in den fünfziger Jahren war die
    Zahl der Bildnisse so groß, daß König Friedrich Wil-
    helm IV., als er in neckischem Geplauder um einen
    Portraitkopf gebeten wurde, replizieren konnte: »Sie
    haben hier meine Minister und Generale aufgehängt,
    nun soll mir dasselbe passieren. Ich werde mich hü-
    ten.« Aber die Ablehnung selbst involvierte bereits
    eine anderweite Zusage, und zwei Tage später hat-
    ten zwei Souvenirs von Sanssouci die Sammlung
    vermehrt.
    Diese Küche, wie wir nur wiederholen können, ist
    einzig in ihrer Art, und es verlohnt sich, eine Viertelstunde lang in dieser eigentümlichsten aller barocken
    Portraitgalerien zu verweilen.
    Aber so unterhaltlich ein Aufenthalt an dieser Stelle
    ist, zumal wenn Frau Friedrich sich herabläßt, einiges
    aus der Fülle ihres Erinnerungs- und Anekdoten-
    schatzes auszustreuen und die ganze Stätte zu bele-
    ben, der eigentlichste Zauber dieses glücklichen Fleckchens Erde liegt doch draußen , auf dem schmalen Gartenstreifen zwischen Haus und Fluß. Ulmen
    und Linden stellen sich zu natürlichen Lauben zu-
    sammen, und zwischen Apfelbäumen und Blumen-
    beeten hin führt ein schmaler Gang zu einer weinum-

    1886
    laubten Wassertreppe. Hier sitzt man, während der
    Wind über die Levkojenbeete fährt, und genießt die
    Stunde des Sonnenunterganges, dessen reflektiertes
    Licht eben jetzt die Spitzen der gegenübergelegenen
    Kiefern rötet. Das Haveltreiben zieht beinah ge-
    räuschlos an uns vorüber; Dampfschiffe, unter
    glückverheißendem Namen: Fortuna und Viktoria,
    schießen auf und ab; Segelschiffe, schwer und lang-
    sam, dazwischen. Und nun Gondeln mit Musik, und
    drüben schweigend der Wald, aus dem die Hirsche
    treten.
    Der Abend kommt, die Nebel steigen, die Kühle
    mahnt zur Rückfahrt, und unser Boot schiebt sich
    durch das Rohr hin und in die freie Wasserfläche hin-
    aus. Hinter uns, die verschleierte Mondsichel über
    den Bäumen, versinkt das Eiland. Mehr eine Feen-
    als eine Pfaueninsel jetzt!

    1887
    Groß Glienicke

    In dunkler Gruft
    Das Gebein;
    In Licht und Luft
    Der aufgerichtete Marmelstein.
    Was ungemessen
    Vielleicht gestrebt,
    Es ist vergessen –
    Nur das Bild noch lebt.

    Die Havelufer links und rechts des Flusses weisen
    strichweise einen guten Lehmboden (im Wendischen:
    Glin , der Lehm) auf, weshalb wir in allen hier in Betracht kommenden Landesteilen, also in Havelland,
    Zauche, Teltow, vielfach den Ortsbezeichnungen:
    Glien, Glindow, Glienicke begegnen. In unmittelbarer
    Nähe von Potsdam, zu Füßen von Babelsberg, liegt
    Klein Glienicke mit seinen Schlössern und seiner Brü-
    cke; weiter nördlich, halben Wegs zwischen Potsdam
    und Spandau, treffen

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