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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

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Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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erhalten,
    besonders auch von Deutschen, Feuerbach und Hen-
    neberg unter ihnen. Gleyre, ein Schweizer aus Genf,
    war ein nobler Charakter, hoch und klassisch gebil-
    det, verkehrte viel mit Schriftstellern, war uneigen-
    nützig, ließ sich von den Schülern nur seine Auslagen
    an Miete, Heizung und Modellen bezahlen. Sein Hori-
    zont war ein weiterer wie der von Couture, der mit
    Vorliebe von der ›art parisien‹ sprach. Coutures Rö-
    mer waren Pariser. Jeder lernte bei ihm schnell. Aber
    seine Lehre war ein Rezept, ein Schema. Man mußte

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    sich später dessen wieder zu entledigen suchen; in
    der Tat, er war hauptsächlich Techniker, und Gleyre
    sagte von ihm, freilich zu weit gehend, ›daß er nur
    die cuisine de la peinture verstünde‹. Coutures Ideal
    in der Malerei war Paul Veronese. Im Exterieur hatte
    Couture große Ähnlichkeit mit Gussow. Wenn heute,
    nachdem die von Courbet geführten Realisten eine
    große Wandlung herbeigeführt haben, ganz andere
    Richtungen maßgebend geworden sind, wenn die
    Impressionisten und Pleinairisten einerseits und die
    Cabinetsmaler mit minutiösester Ausführung, von
    Meissonier ausgehend, andererseits den Tag beherr-
    schen, so haben doch die Hauptwerke Gleyres und
    Coutures eine Stelle im Louvre gefunden, eine große
    Ehre, die nur den Werken zuteil wird, die, früher fürs Luxemburg-Museum vom Staat angekauft, noch
    zehn Jahre nach dem Hinscheiden ihrer Autoren von
    einer Jury für würdig dazu erachtet werden. Die üb-
    rigen Werke nicht mehr lebender Künstler werden an
    die Privatmuseen verteilt.
    ... Während der Studienzeit bei Gleyre machte ich
    eine längere Reise, dreiviertel Jahr, nach Spanien
    und Marokko. Nach Spanien deshalb, um die im
    Louvre begonnenen Studien nach alten Meistern zu
    vervollständigen. Ich malte im Museum zu Madrid
    während dreier Monate eine Anzahl Skizzen nach
    Tizian, Velázquez, Ribera, Alonso Cano etc. Das Mad-
    rider Museum ist, in bezug auf Bilder, eins der bes-
    ten in Europa. Gegen fünfzig Bilder Tizians, des Lieb-
    lingsmalers von Karl V. und Philipp II., zieren dassel-
    be. Fünfzehn Raffaels sind da, und die spanischen
    Meister, für die ich eine Vorliebe hegte, sind selbst-

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    verständlich vollzählig, so daß sich allein vier große
    Säle mit Velázquez' Werken vorfinden. Velázquez ist
    vielleicht der Maler, der den Übergang zur modernen
    Auffassung der Malerei einleitete. Er war wenigstens
    der erste Geschichtsmaler im eigentlichen Sinne des
    Wortes, in seinem berühmten Gemälde, ›Las Lanzas‹
    genannt, welches die Übergabe von Breda darstellt.
    Die Rubensschen Geschichtsbilder konnten sich des
    allegorischen Beiwerks nicht entledigen. Velázquez'
    Genrebilder mit lebensgroßen Figuren sind auch
    schon im modernen Sinne konzipiert, zum Beispiel
    der Besuch in einer Gobelinfabrik, ein Bild, das
    Gérôme für das best gemalte Bild überhaupt erklärt hat. Die Spanier halten ihre großen Meister auch
    hoch in Ehren; Murillo gilt ihnen als der ›pintor del
    cielo‹, Velázquez als der der ›tierra‹. Merkwürdiger-
    weise hat auch Murillo höchst realistische Genrefigu-
    ren (München, Louvre) gemalt. Die Portraits des Ve-
    lázquez stehen in ihrer Art auf dem Gipfelpunkt des
    Erreichbaren. Der geistreiche Blick derselben er-
    hascht, nach dem Ästhetiker Vischer, ›den reinsten
    Phosphor der Persönlichkeit‹.
    Man hat in Spanien immer das Gefühl, daß es eine
    Weltmacht war; häufig begegnet man noch dem Flit-
    ter vergangener Größe. Interessant ist das Volksle-
    ben, die Tänze auf öffentlichen Plätzen, das Zigeu-
    nertreiben, das Aufregende der blutigen Stierkämpfe,
    die Hingabe der Frauen, die klangvolle Sprache, die
    äußerste Lebendigkeit in der Komödie und Posse, die
    Gastfreundschaft, dazu die Fülle der Abenteuer, de-
    ren man dort mehr erleben kann als in anderen Län-
    dern.

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    Im Alcázar von Sevilla und in Granada lernte ich die
    Blüte arabischer Architektur kennen und befreundete
    mich mit dem Architekten Herrn von Diebitsch, der
    damals in der Alhambra seine Studien machte. Von
    Cádiz ging ich mit einem kleinen vollgepackten
    Marktboot nach Marokko hinüber; die Fahrt sollte
    acht Stunden dauern, ein Sturm trieb uns aber vier-
    undzwanzig Stunden umher. In Tanger sah ich zum
    erstenmal ein Stück fremden Erdteils, das sich mir
    tief einprägte und auf meine spätere Entwicklung
    einen großen Einfluß übte. Fast alles war anders wie
    in Europa, wo die nivellierende

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