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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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dichtes Gehölz, das wie ein
    grüner Wandschirm dasteht und nach keiner Seite
    hin einen Durchblick gestattet. Die Bäume selbst sind

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    noch jung, und nur alle funfzig Schritte begegnen wir
    einigen halberstorbenen Eichen, von denen es
    schwer zu sagen ist, was sie vor der Axt des Holz-
    schlägers gerettet haben mag, ihr hohes Alter, ihre
    malerische Schönheit oder eine abergläubisch-
    pietätsvolle Rücksicht gegen das Geschlecht der
    Spechte, die darin wohnen und auf den Müggels-
    bergkuppen in ähnlicher Weise heimisch sind wie die
    Raben und Dohlen auf den Kirchtürmen alter Städte.
    Sie zimmern sich mit geschäftigem Schnabel ihre
    soliden Nester in das harte Holz und machen, viel-
    leicht aus Geselligkeitstrieb, jeden einzelnen Stamm
    zu einer Art Familienhaus. Oft fünfzig Nester in ei-
    nem Baum. Überall huscht es heraus und hinein,
    pickt und kreischt, und im Vorübergehen grüßen wir
    ein paar alte Spechte, die aus ihren Löchern hervor-
    lugen und neugierig sind zu erfahren, ob Freund oder
    Feind im Anzuge sei.
    So erreichen wir nach kurzem Gang unser Ziel, eine
    kahle, kreisrunde Plattform. In der Mitte liegen ver-
    kohlte Scheite von einem Feuer, das erst gestern
    gebrannt zu haben scheint; sonst alles Sand und
    Kiennadeln und dicht am Abhang eine einzige Distel.
    Die Kiefern und Fichten, die bis dahin als dichtes
    Gebüsch zu beiden Seiten des Weges standen, hier
    haben sie sich abwärts gezogen und ragen nur noch
    mit ihren Gipfeln über das Plateau hinweg. In einem
    Riesenkranze von dunklen Nadeln bewegt sich's um
    uns her, und nur eine einzige Kiefer, ein schlanker,
    hellroter Stamm, der stolz wie eine Pinie dasteht,
    ragt noch hoch auf, als ob es ein Flaggenstock wär,

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    und streckt seine grüne Krone wie ein Wahrzeichen
    weit ins Land hinein.
    Wir lehnen uns an den Stamm des schönen Baumes
    und blicken westlich auf die Bilder modernen Lebens
    und lachender Gegenwart. Aus der Sand- und
    Sumpfwüste früherer Jahrhunderte wurde hier längst
    ein Park- und Gartenland, und Dörfer und Städte
    wachsen heiter mit ihren roten Dächern und Giebeln
    aus allen Schattierungen des Grün hervor. Die Türme
    der Hauptstadt, die graugelben Wände des Köpnicker
    Schlosses, beide leuchten im Schein der untergehen-
    den Sonne. Fabrikschornsteine begleiten den Lauf
    des Flusses, und hoch über den weißen Segeln der
    Kähne, die geräuschlos stromabwärts ziehen, steht
    bewegungslos die schwarze Wolke der Essen und
    Schlote. Leben überall, kein Fußbreit Landes, der
    nicht die Pflege der Menschenhand verriete.
    Wir haben das heitere Bild in Aug und Seele aufge-
    nommen und wenden uns jetzt, um, nach der entge-
    gengesetzten Seite hin, in die halb im Dämmer lie-
    gende östliche Landschaft hineinzublicken. Welch Gegensatz! Die Spree zieht den Müggelsee wie einen
    breiten Spiegelkristall an ihrem schmalen, blauen
    Bande auf, und die Dahme buchtet sich immer weiter
    und breiter landeinwärts und schafft Inseln und
    Halbinseln, so weit unser Auge reicht. Auf Quadrat-
    meilen hin nur Wasser und Wald. Nichts, was an die
    Hand der Kultur erinnerte. Nicht Weg, nicht Steg und
    keine andere Fahrstraße sichtbar als das verwirrende
    Flußnetz, das sich durch die scheinbar endlosen
    Forstreviere zieht. Kein Hüttenrauch steigt auf, keine

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    Herde weidet an den Ufern entlang, und nur eine
    Fischmöwe schwebt satt und langsam über dem
    Müggelsee. Sand und Sumpf und Wasser und Wald;
    es ist hier, wie es immer war, und während jetzt die
    Abendnebel von den Seen her aufsteigen und ihre
    Schleier auch um den Rand der Kuppe legen, auf der
    wir stehen, ist es, als stiege die alte Zeit mit aus der Tiefe herauf, und die Müggelsberge sind wieder, wie
    sie die künstlerische Phantasie gesehn. An den knor-
    rigen Ästen hängen wieder Schilde, wie Mulden ge-
    formt, und lange Speere von Eschenholz stehen
    daneben, einzeln und in Gruppen zusammengestellt.
    Die verkohlten Scheite vor uns sind nicht länger
    mehr verkohlt, sie treiben wieder Flammen, und um
    die brennenden Scheite herum lagern, ihre Leiber
    mit Fellen leicht geschürzt, die Gestalten unsers
    märkischen Malers und Meisters – die Semnonen.
    Wie gebannt hält uns das Bild, bis ein Geräusch uns
    weckt. Ein Vogel, der in dem Zweigwerk der Fichte
    gesessen hatte, war aufgestiegen, und sein Geschrei
    von Zeit zu Zeit wiederholend, flog er jetzt dem dich-
    teren Gehölz des Berges zu. Es war ein Pirol, der
    nordische Wundervogel. Sein gelbes

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