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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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schickt. Der See gleicht hier einem Haff, und
    sooft die Wellen zurückrinnen, blinken die weißen

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    Muscheln, die das bewegte Wasser ans Ufer gewor-
    fen.
    Es freut das Herz, so an der Müggel zu sitzen und,
    die leise Musik von Wald und Wasser um sich her,
    die Stunden zu verträumen. Die Sonne sinkt, und
    das Bild, das beim ersten Anblick, aller eigentümli-
    chen Schönheit unerachtet, eine gewisse Monotonie
    zeigte, gewinnt mehr und mehr Gewalt über uns und
    spinnt uns in den alten Müggelzauber ein. Die Kähne
    mit ihrer weißen Kalksteinladung, deren aufgeschich-
    tete Blöcke das Kajütendach in ein kleines Kastell
    verwandeln, ziehen geräuschlos vorüber, die Dächer
    des gegenüberliegenden Rahnsdorf glühen noch
    einmal auf, und der See selber wechselt von Minute
    zu Minute seine Stimmung und seine Farbe. Aber mit
    halbem Auge nur verfolgen wir das Farbenspiel; un-
    ser Auge richtet sich immer wieder nach rechts hin,
    wo die Müggelsberge steil aufsteigen und ihre wachsenden Schatten bis weit in den See hinein werfen.
    Ein dünner Nebel zieht um den Berg, und wenn es
    dann und wann aufblitzt, fahren wir zusammen und
    blicken nach der Prinzessin aus, der zweiten Prinzessin dieser Gegenden, von der es heißt, sie käm all-
    abendlich mit vier goldfarbenen Pferden von den
    Müggelsbergen herab, um die Durstigen im See zu
    tränken. Sie kommt freilich nicht , und auch der gro-
    ße Heuwagen bleibt aus, der, von vier weißen Mäu-
    sen gezogen, der Prinzessin entgegenfährt, um ihr
    den Weg zu sperren, aber eingewiegt in phantasti-
    sches Träumen, könnte jetzt eine ganze Zauberwelt
    vor uns ausgeschüttet werden, wir würden ihre

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    Wunder ohne Verwunderung entgegennehmen. Die
    Müggel und ihre Ufer sind Märchenland.
    Noch einmal fährt ein Glutstreifen über den See; nun
    aber schwindet die Sonne, beinah plötzlich bricht die
    Dämmerung herein, und bleifarben liegt die weite
    Wasserfläche da. In seiner Mitte beginnt es wie ein
    Kreisen, wie ein Quirlen und Tanzen; sind es Nebel,
    die aufsteigen? oder sind es die alten Müggelhexen,
    die lebendig werden, sobald das Licht aus der Welt
    ist?
    Der Fährmann von der Müggelbude hat sich zu mir
    gesetzt, und ich dringe jetzt in ihn, mich über den
    See zu fahren, aber statt jeder Antwort zeigt er nur
    auf eine grauweiße Säule, die mit wachsender Hast
    auf uns zukommt. Wie geängstigte Schwäne fahren
    die Wellen der Müggel vor ihr her, und während ich
    meinen Arm fester um die Fichte lege, bricht vom
    See her ein Windstoß in Schlucht und Wald hinein
    und jagt mit Geklaff und Gepfeif durch die Kronen
    der Bäume hin. Einen Augenblick nur, und die Ruh
    ist wieder da – aber die Bäume zittern noch nach,
    und auf dem See, der den Anfall erst halb überwun-
    den, jagen und haschen sich noch die Wellen.
    Die Müggel ist bös. Es ist, als wohnten noch die alten
    Heidengötter darin, deren Bilder einst die Hand der
    Mönche von den Müggelsbergen herab in den See
    warf. Die alten Mächte sind besiegt, aber nicht tot,
    und in der Dämmerstunde steigen sie herauf und
    denken, ihre Zeit sei wieder da.

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    1. Parallel mit diesem Wege, der sich durch die
    Heide zieht, läuft die Spree, hinter Bäumen
    verborgen. An einigen Stellen des Weges, und
    zwar in der Richtung auf den Fluß zu, hat man
    den Wald gelichtet und nur gerade noch
    Bäume genug am Ufer hin stehen lassen, um
    als grüner Schirm für die Spree zu dienen.
    Diese stehengebliebenen Bäume sind ziemlich
    hoch, aber die Masten der Spreekähne sind
    doch noch höher, und so wachsen denn die
    Obersegel der vorüberkommenden Schiffe
    weit über die grünen Kronen hinaus. Was die-
    sen Anblick doppelt schön macht, ist, daß die
    Kiefern am jenseitigen Ufer etwas höher
    stehn und nun wiederum ihrerseits einen
    dunklen Hintergrund für die Segel bilden. Wer
    im Zwielicht hier des Weges kommt glaubt
    weiße Riesenvögel langsam und geräuschlos
    über und an den Wipfeln hinschweben zu
    sehn.

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    Rahnsdorf

    Gestern noch auf stolzen Rossen,
    Heute durch die Brust geschossen,
    Morgen in das kühle Grab.

    Rahnsdorf liegt der Müggelbude gegenüber, ziemlich
    nah jener malerischen Stelle, wo die Spree von Os-
    ten her in die Müggel eintritt.
    Die frühesten Nachrichten über dies Dorf gibt das
    Landbuch vom Jahre 1375, nach welchem Rahnsdorf
    an Schloß Köpenick einen Schoß oder Zins für die
    Fischereigerechtigkeit auf dem See zu zahlen hatte.
    So ging es durch Jahrhunderte hin. Erst 1722

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