Wanderungen durch die Mark Brandenburg
gegenwärtige ist Herr
von Pappart.
Es gibt kein Schloß Teupitz mehr, nur noch ein Amt gleiches Namens.
Zu diesem Amt, sehr malerisch an der Stelle des
alten Schlosses gelegen, gehört auch selbstverständ-
lich alles, was noch von Resten einer frühren Zeit
vorhanden ist. Es ist dies mehr, als auf den ersten
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Blick erscheint. Alle Wirtschaftsgebäude der linken
Hofseite ruhen auf alten, hoch aufgemauerten Fun-
damenten, in denen sich mächtige Kellergewölbe bis
diese Stunde vorfinden, während der Eingang in den
Amtshof durch einen viereckigen Turm, einen soge-
nannten Donjon, in mittelalterlicher Weise flankiert
wird. Dieser Backsteinturm hat noch eine beträchtli-
che Höhe, was seinem Anblick aber einen ganz be-
sonderen Zauber leiht, ist, daß seine Plattform zu
einem völligen Garten geworden. In das Erdreich,
das der Regen im Laufe der Jahrhunderte hier nie-
dergeschlagen hat, haben teils die höheren Baum-
kronen ihre Keime niederfallen lassen, teils haben
Wind und Staubwirbel aus dem zu Füßen gelegenen
Garten die Samenkörner bis zur Höhe des Turmes
emporgetragen. Ein Ebreschenbaum stand in der
Mitte desselben, und zwischen den Rosensträuchern
wuchs »Unserer Lieben Frauen Bettstroh« in großen
gelben Büscheln über die Mauerkrone fort. Das alte
Schloß, erzählen einige, habe früher auf einer völli-
gen Insel gestanden, und erst die Anschwemmungen
hätten im Lauf der Zeit aus der Insel eine Halbinsel
gemacht. Es ist dies möglich, aber nicht wahrschein-
lich. Man sieht nirgends eine Bodenbeschaffenheit
oder überhaupt Terraineigentümlichkeiten, die darauf
hindeuteten, und alles läßt vielmehr umgekehrt an-
nehmen, daß es stets eine Halbinsel war, die, freilich
absichtlich, und zwar mittelst eines durch die Land-
enge gestochenen Grabens, zu einer Insel gemacht
wurde.
Außer Turm und Fundamenten ist an dieser
Schloßstelle nichts mehr vorhanden, was an die alten
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Schenken von Teupitz erinnerte. Noch weniger fast
bietet die Kirche , die zwischen dem Schloß und der Stadt, am Nordrande der letzteren, gelegen ist.
Vor fünfzig Jahren hätte die Forschung noch man-
ches hier gefunden, jetzt aber, nach stattgehabter
Restaurierung, ist alles hin, oder doch so gut wie
alles. Die Grundform der Kirche hat zwar wenig unter
diesen Neuerungen gelitten, alle Details im Innern
aber, alle jene Bilder, Gedächtnistafeln und Orna-
mente, die vielleicht imstande gewesen wären, der
ziemlich grau in grau gemalten Geschichte der
Schenken von Teupitz etwas Licht und Farbe zu lei-
hen, sie sind zerstört oder verlorengegangen. Bei Öffnung der jetzt zugeschütteten Gruft unter der
Sakristei der Kirche fand man eine bedeutende An-
zahl Särge, viele mit Messingtäfelchen, auf denen
neben den üblichen Namen- und Zahlenangaben
auch einzelne historische Daten verzeichnet waren.
Diese Täfelchen, in die Pfarre gebracht, sind später
in dem Wirrwarr von Umzug und Neubau verlorenge-
gangen. Der gegenwärtige Geistliche hat nur mit
Mühe noch eine kleine Glasmalerei gerettet, die, dem
Anscheine nach, einen von der Kanzel predigenden
Mönch darstellt. Sonst ist der Kirche aus der
»Schenken-Zeit« her nichts geblieben als ein einzi-
ger Backstein am Hintergiebel, der die eingebrannte
Inschrift trägt: »nobil. v. Otto Schenk v. Landsb.«
(nobilis vir Otto Schenk von Landsberg). Wahr-
scheinlich war er es, unter dem eine frühere Restau-
ration der Kirche (1566) stattfand.
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Wir haben den See befahren, das Schloß und die
Kirche besucht, es bleibt uns nur noch der Jeesen-
berg, ein Hügel, am Südrande der Stadt gelegen,
von dem aus man das gesamte Schenkenländchen
überblickt. Wir erreichen seinen höchsten Punkt und
haben in weitgespanntem Bogen eine Kesselland-
schaft vor und unter uns. Wohin wir blicken, vom
Horizonte her dieselbe Reihenfolge von Hügel, See
und Heideland und in der Mitte des Bildes wir selbst
und der Berg, auf dem wir stehen.
Das Panorama ist schön; schöner aber wird das Bild,
wenn wir auf den Rundblick verzichten und uns da-
mit begnügen, in die nach Osten hin sich dehnende
Hälfte der Landschaft hineinzublicken. Es ist dies die
Hälfte, wo Teupitz und sein See gelegen sind. Der
Wind weht scharf vom Wasser her, aber eine wilde
Pflaumbaumhecke gibt uns Schutz, während Ein-
schnitte, wie Schießscharten, uns einen Blick in Näh
und Ferne gestatten. Ein Kornfeld läuft vor uns am
Abhang nieder, am
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