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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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paar illustrierende Beispiele, herausgenommen
    aus einer großen Zahl ähnlicher Anekdoten und Ü-
    berlieferungen, mögen hier Platz finden. Vom Profes-
    sor Stabfuß, der freilich alles andre eher war als ein
    Maler, pflegte der Alte lächelnd zu sagen: »Ja, der
    Stabfuß, der hat sich det Malen angewöhnt«, und
    einer Deputation von Bildhauern, deren Gesamtheit
    ihm am Abend vorher einen Fackelzug gebracht hat-
    te, bemerkte er, ohne sich groß auf Dankesworte
    einzulassen: »Na, det hat euch woll viel Spaß ge-
    macht.« Verhaßt waren ihm alle diejenigen, die
    durch Unterwürfigkeit und schöne Redensarten aus-
    gleichen wollten, was ihnen an Kraft und Können
    abging, und auf einschmeichlerische Gesuche wie
    etwa: »Der Herr Direktor könnten das ja mit Leich-
    tigkeit tun«, pflegte er regelmäßig zu antworten:
    »Ja, dun könnt ich et; aber ich du et lieber nich.«
    Anmaßung und Dünkel ließ er nicht aufkommen,
    auch da nicht, wo ein entschiedenes Talent die Äuße-
    rungen der Eitelkeit allenfalls verzeihlich gemacht
    hätte. Nahm er dergleichen wahr, so entstanden Ge-
    spräche wie das folgende: Schadow: »Haste det alleene gemacht?« Schüler: »Jawohl, Herr Direktor.«
    Schadow: »Janz alleene?« Schüler (fast beleidigt):
    »Jawohl, Herr Direktor.« Schadow: »Na, denn kannst du Töpper werden.« – Er hatte von solchen Ausdrü-
    cken und Vergleichen eine ganze Skala zur Verfü-
    gung. Am niedrigsten stand ihm der Zinngießer.

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    Nicht besser ging es denen, die als »Amateurs« in
    Reih und Glied eintreten und die Kunst nebenbei er-
    lernen wollten. Einem jungen Offizier, der talentiert
    war und aus » Liebhaberei « zu malen vorhatte, antwortete er trocken: »Ne, ne, Herr Leutnant. Bleiben
    Se man lieber bei Ihr Mächen.«
    Interessant war sein Verhältnis zu Rauch. Es wurd
    ihm nach dieser Seite hin das Möglichste zugemutet,
    und selbst die bittersten Gegner des alten Herrn – er
    hatte deren zur Genüge – werden ihm das Zeugnis
    nicht versagen können, daß er mit einer selten unzu-
    treffenden Charakterhoheit dem Aufgang eines Ge-
    stirns folgte, das bestimmt war, die Sonne seines
    eigenen Ruhmes, wenigstens auf Dezennien hin,
    mehr oder weniger zu verdunkeln. Äußerungen, die
    ich bereits im allgemeinen getan, hab ich an dieser
    Stelle noch im besonderen zu wiederholen. Kein bit-
    teres Wort, kein abschmeckiges Urteil kam über sei-
    ne Lippe, selbst dann nicht, als die jugendlichere Kraft des Rivalen mit Ausführung jenes Friedrich-Denkmals betraut wurde, das einst sein Tag- und
    Nachtgedanke und wie nichts andres in seinem Le-
    ben der Gegenstand seines Ehrgeizes und seiner
    höchsten künstlerischen Begeisterung gewesen war.
    Überall, wo wir dem Namen Rauchs in seiner (Scha-
    dows) Autobiographie begegnen, geschieht es in ei-
    nem Tone unbedingter Huldigung. »Die Figur der
    Königin zu Charlottenburg war sein erstes glänzen-
    des Werk, so glänzend, daß es merkwürdig bleibt,
    wie seine folgenden Werke jenes noch übertreffen
    konnten.« In ähnlicher Weise klingt es stets. Zum
    Teil mochte das, was als neidlose Bescheidenheit

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    erschien, ein Resultat klugen Abwarten- und Schwei-
    genkönnens sein. Er wußte, daß seine Zeit wieder-
    kehren würde; sprachen doch inzwischen seine Wer-
    ke für ihn. Wenig mehr als ein Menschenalter ist
    seitdem verflossen, und die Wandlung der Gemüter
    hat sich vollzogen, rascher, als er selbst erwartet
    haben mochte. Die Zeit ist wieder da, wo das Grab-
    monument des jungen Grafen von der Mark in der
    Dorotheenstädtischen Kirche ruhmvoll und ebenbür-
    tig neben jenem schönen Frauenbildnis im Mauso-
    leum zu Charlottenburg genannt wird, und der Mar-
    morstatuen Scharnhorsts und Bülows kann nicht Er-
    wähnung geschehen, ohne daß gleichzeitig und mit
    immer wachsender Pietät auf die Standbilder Zietens
    und Leopolds von Dessau hingewiesen würde, die wir
    dem erfinderischen Kopf und der mutigen Hand des
    Alten verdanken. Die Fachleute zweifeln kaum noch,
    vor wem sie sich als vor dem größeren zu beugen
    haben: Rauch hatte die geschicktere Hand, aber
    Schadows Genius war bedeutender, selbständiger. Er
    schritt voran und brach die Bahn, auf der die Gestalt
    des andern, groß und leuchtend und mit dem flie-
    genden Haar des Olympiers, ihm folgte.
    Es ist nicht Absicht dieser Zeilen, den Charakter
    Schadows nach allen Seiten hin zu zeichnen; aber
    ein Zug darf schließlich nicht vergessen sein, der entschieden in das Bild des Alten

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