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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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gehört: seine Loyalität, sein Herz für Preußen und die Mark. Er lebte
    durch ein volles halbes Jahrhundert hin als ein be-
    vorzugter Liebling des Hofes, aber es waren nicht
    diese Bevorzugungen und Auszeichnungen, die seine
    Loyalität erst schufen, vielmehr wurd er ein Liebling, 2758
    weil er sich in schwerer Zeit als ein Mann von Herz
    und Hand bewährt hatte. Er gehörte zu denen, denen
    gegenüber das allgemein patriarchalische Verhältnis,
    in dem die Hohenzollern zu ihren Untertanen stehen,
    den intimeren Charakter einer alten Bekanntschaft
    annimmt und zu einem Tone führt, in dem das Ele-
    ment der Scheu von der einen und der Hoheit von
    der andern Seite her in dem des Vertrauens völlig untergeht. Es gibt vielleicht keine zweite Fürstenfa-milie, die solche beinah freundschaftlichen Verhält-
    nisse kennt, sicherlich nicht in gleicher Zahl . An den meisten Höfen fehlt das Vertrauen, bei anderen lassen Steifheit und Formenwesen das Menschliche
    nicht zu voller Geltung kommen. Nur die Hohenzol-
    lern kennen jene wirkliche Humanität, die, wie der
    Zug ihres Herzens, so das Glück ihres Volkes ist.
    Der alte Schadow war einer von denen, die wie lang
    bewährte Diener »mit zur Familie« gezählt wurden,
    einer von denen, die das süße Gefühl nicht störten:
    »wir sind unter uns«. Als er Ende der dreißiger Jahre
    ins Schloß ging, um bei Prinz Waldemar, dem jünge-
    ren Sohne des Prinzen Wilhelm, Unterricht zu geben,
    trat er gerad in das Zimmer, als sich zwei junge
    Prinzessinnen lachend über den türkischen Teppich
    rollten; die Gesichter glühten, und die Haarflechten
    hingen lang herab. Entsetzt sprangen sie auf, warfen
    sich aber sofort wieder hin und tollten lachend mit
    den Worten weiter: »'s ist ja der alte Schadow.«
    Als die Friedensklasse des Pour le mérite gestiftet
    wurde, war es selbstverständlich, daß Schadow den

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    Orden erhielt. Der König selbst begab sich in die
    Wohnung des Alten in der jetzigen Schadow-Straße.
    »Lieber Schadow, ich bring Ihnen hier den Pour le
    mérite.«
    »Ach, Majestät, was soll ich alter Mann mit 'n Or-
    den?«
    »Aber, lieber Schadow...«
    »Jut, jut, ich nehm ihn. Aber eine Bedingung, Majes-
    tät: wenn ich dod bin, muß ihn mein Wilhelm krie-
    gen.«
    Der König willigte lachend ein und verzeichnete in
    dem Ordensstatut eigenhändig die Bemerkung, daß,
    nach des Alten Tode, der Orden auf Wilhelm Scha-
    dow, den berühmten Direktor der Düsseldorfer Aka-
    demie, überzugehen habe. Wunsch des Vaters und
    Verdienst des Sohnes fielen hier zusammen.
    Die letzte Begegnung, die der Alte mit König Fried-
    rich Wilhelm IV. hatte, war wohl im Herbst 1848, wo
    der nunmehr Vierundachtzigjährige der Deputation
    angehörte, die von Berlin aus nach Potsdam ging,
    um dem Königspaare zur silbernen Hochzeit zu gra-
    tulieren. Als ihn der König sah, schob er ihm einen
    Stuhl hin. »Setzen Sie sich, Papa.« Der ganze Vor-
    gang an die bekannte Szene zwischen Friedrich dem
    Großen und dem alten Zieten erinnernd.

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    Durch das ganze Schaffen des Alten ging, wie schon
    angedeutet, ein vaterländischer, ein preußisch-
    brandenburgischer Zug.2) Dinge, die sich jetzt von
    selbst zu verstehen scheinen, hat er das Verdienst,
    völlig abweichend vom Hergebrachten, zuerst ge-
    wagt und durch charakteristisch siegreiche Behand-
    lung in die moderne Kunst eingeführt zu haben. Ge-
    gen die ausschließliche oder auch nur vorzugsweise
    künstlerische Berechtigung des Vaterländischen, des altenfritzig Zopfigen, scheint er freilich allezeit starke Bedenken unterhalten zu haben, viel stärkere, als
    man geneigt sein könnte bei einem Manne anzuneh-
    men, dem es vorbehalten war, eben nach dieser Sei-
    te hin epochemachend aufzutreten. Aber ebensowe-
    nig wie er den Realismus ausschließlich wollte, ebensowenig verkannte er sein Recht. Die alten, herge-
    brachten Formen reichten für ein immer reicher und
    selbständiger sich gestaltendes Leben nicht mehr
    aus. Er empfand das tiefer als andere. Im Einklang
    mit seiner ganzen Natur erschien ihm die Kunst nicht
    als ein allein dastehendes, einfach dem Schönheits-
    ideal nachstrebendes Ding, vielmehr sollte sie dem
    wirklichen Leben in der Vielheit seiner Erscheinungen
    und Ansprüche dienen, um es hinterher zu beherr-
    schen. Das Loslösen der Kunst vom lebendigen Be-
    dürfnis war ihm gleichbedeutend mit Tod der Kunst.
    So entstanden jene Arbeiten, die unser Stolz und
    unsere Freude sind. Die Ausführung dessen,

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