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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

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Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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aber

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    die eine Hand hinten und die andere vorn, so könn-
    ten sie einander nicht Hülfe leisten.«
    So Thormeyer. Welche »Erbauung« muß dem dürs-
    tenden Jüngling aus diesem Erbauungsbuche geflos-
    sen sein! Zu dem Behufe versenkte man sich in
    Anthropologie und Psychologie, das waren die Früch-te, die am Baume höherer Erkenntnis wuchsen. Ent-
    sprechend dem allen war der Grad sittlicher Freiheit
    und stolzer Unabhängigkeit im Leben des Mannes
    selbst. Ein Donnerer in den Klassen, erwies er sich
    als »devotest ersterbend« jeder vorgesetzten Behör-
    de gegenüber, diese mochte sein, was und wie sie
    wollte.
    Thormeyer schied 1834 aus. Mit diesem Ausscheiden
    begannen andere, bessere Zustände. Was am Ideal
    noch fehlen mochte, war zum Teil die Nachwirkung
    voraufgegangener Zeiten. Starke kam, von dem am
    Jubelfeste 1865 einer seiner Schüler, Geheimer Rat
    von Quast, sagen durfte: »Nie hat ein anderer Leh-
    rer, auch der berühmtesten keiner , ähnlich ergreifend und bestimmend auf mich eingewirkt.« Dann
    folgte W. Schwartz, ein Mann von seltener organisa-
    torischer Kraft, eine Autorität auf dem Gebiete mär-
    kischer Sage und Geschichte, dessen segensreichem
    Wirken die Anstalt unter anderm die Aufstellung und
    Zugänglichmachung eines ihrer größten Schätze ver-
    dankt.
    Dieser Schatz ist: das Zieten-Museum .

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    Das Zieten-Museum entstand aus einer reichhaltigen
    Sammlung naturhistorischer, ethnographischer, na-
    mentlich aber vaterländischer Altertümer, die, vom verstorbenen Grafen Zieten auf Wustrau begonnen,
    schon Anfang der fünfziger Jahre, nach testamentli-
    cher Verfügung, an das Ruppiner Gymnasium über-
    gegangen war. Die Verhältnisse gestatteten nicht
    gleich eine paßliche Aufstellung. Erst bei Gelegenheit
    der fünfhundertjährigen Jubelfeier ermöglichte sich
    dies, und zwar in der Aula des Gymnasiums. Dem
    Stifter zu Ehren erhielt das Ganze den mehrerwähn-
    ten Namen: Zieten-Museum . Ebendieses, inzwischen durch mannigfache Schenkungen bereichert, gliedert
    sich jetzt in drei Abteilungen, in: 1. eine Bildergale-
    rie, 2. ein ethnographisches und Naturaliencabinet
    und 3. eine Kollektion vaterländischer Altertümer.
    Über die zweite Abteilung geh ich hinweg. Nur über 1
    und 3 einige Worte.
    Die Portraitgalerie umfaßt die Bildnisse berühmter Männer aus Stadt und Land Ruppin, und zwar: des
    alten Zieten (Geschenk des Grafen von Zieten-
    Schwerin auf Wustrau), des Feldmarschalls von dem
    Knesebeck (Geschenk seines Sohnes, des Majors von
    dem Knesebeck auf Karwe), des Generallieutenants
    von Günther (Geschenk der Familie Ebel), des Gene-
    rals von Wahlen-Jürgaß (Geschenk seines Großnef-
    fen, des Herrn Adalbert von Rohr) und endlich des
    berühmtesten Sohnes der Stadt, Karl Friedrich
    Schinkels.
    Die drei ersten, Zieten, Knesebeck, Günther, sind
    Brustbilder in Öl, lebensgroß; Wahlen-Jürgaß eine

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    höchst vorzüglich in Blei und schwarzer Tusche aus-
    geführte Zeichnung; Schinkel ist Büste. Bei jeder
    Versammlung in der Aula sieht sich der Schüler von
    den Bildnissen derer umgeben, denen er nacheifern soll in Treue und Mut, in Wahrheit und Schönheit.
    Daß diese Vorbilder nicht bloß Vorbilder überhaupt,
    sondern zugleich auch speziellste Heimatsgenossen
    sind, steigert den Sporn, den sie geben, und dadurch
    ihren Wert und ihre Bedeutung.1)
    Die Sammlung vaterländischer Altertümer , in
    Schränken und Glaskästen aufbewahrt, umfaßt etwa
    200 Nummern, wovon 100 auf das Stein- und 100
    andere auf das Bronzezeitalter kommen.
    Was die erstere Hälfte, also die dem Steinzeitalter zugehörigen Gegenstände angeht, so scheint mir die
    Bedeutung derselben nur eine durchschnittliche zu
    sein. Eine Ausnahme machen wohl nur diejenigen
    Nummern – sechs an der Zahl –, die unfertig geblie-
    bene Waffen und Geräte, sämtlich aus Feuerstein, aufweisen. Irgendeine Störung hinderte den Werkmeister an der Vollendung dieser Dinge, die nun insoweit zu den allerinteressantesten Funden zählen,
    als sie uns in die Technik einweihen, die vor anderthalb Jahrtausenden oder länger geübt wurde.
    Die 100 Nummern aus dem Bronzezeitalter enthal-
    ten, außer Dutzenden von Framen und Paalstäben,
    von Harpunen und Lanzenspitzen, einige Unika oder
    fast Unika, von denen zwei ein besonderes Interesse
    der Forscher in Anspruch genommen haben: 1. der

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    sogenannte » Kommandostab « und 2. der dreirädrige Thors - oder Odins- Wagen .
    Der »Kommandostab« – den ich

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