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Wanderungen II. Das Oderland.

Wanderungen II. Das Oderland.

Titel: Wanderungen II. Das Oderland. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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heiliges Wort darin lauter und unverfälscht gepredigt und die heiligen Sakramente nach Christi Einsetzung administrieret werden bis zum lieben Jüngsten Tag.«
    Rechts und links vom Altar befinden sich Kirchenstühle mit den Wappen folgender Familien: von Schapelow, von Berfelde, von Rilicher, von Promnitzer, von Stosch, von Haubitz, von Loeben, von Hacke, von Redern, von Schulenburg, von Roebel, von Wenkstern. An andrer Stelle die Kriegs- und Gedenktafeln.
    Von eigentlichen Sehenswürdigkeiten innerhalb der Kirche verbleiben noch das Grabmonument und das Grabgewölbe .
    Das Grabmonument – ein trophäenartig aufgebautes Epitaphium – wurde durch Friedrich von Derfflinger dem Andenken seines Vaters errichtet. Es hebt sich von einer gemalten Wappendecke ab und muß ehedem sehr prächtig gewesen sein. Den Mittelpunkt bildet ein Steinsarkophag, in dessen flacher Vertiefung der Derfflingersche Feldmarschallsstab liegt. Er ist, wurmstichig, in zwei Teile zerfallen; an beiden Teilen der Sammet abgerissen und nur die vergoldeten Nägel noch sichtbar, die früher den Sammet hielten. Über dem Sarkophag erhebt sich die schon erwähnte Derfflinger-Büste: ausdrucksvolles Gesicht; ziemlich mager; die einzelnen Teile, mit Ausnahme der prononcierten Nase, eher klein als groß. Dazu langes, lockiges Haar und kleiner Schnurr- und Kinnbart. Einiges, das hierin von Paulis auf Seite 197 gegebener Schilderung abweicht, ist auf den Unterschied der Jahre zurückzuführen. Über der Büste ein schwebender Engel, dessen rechte Hand leider abgebrochen ist. Unter dem Sarkophage die Grabschrift, die neben Namen, Titel, Würden und Besitzungen zugleich auch Zeit und Ort seiner Geburt und seines Todes gibt. – Dies ist das eigentliche Epitaphium. Zu seiner weiteren Dekoration dienen zwei Standarten, die, divergierend gestellt, nach rechts und links hin über den Sarkophag hinausragen. Beide sind von gleicher Beschaffenheit: die blauseidenen Fahnentücher mit Fransen und Quasten geschmückt. Ihr Emblem besteht in einem nach außen gerichteten Arm, der ein Schwert führt, und darunter eine Flamme. Am oberen und rechtsseitigen Rande liest man in großen lateinischen Buchstaben: »Agere aut pati fortiora.« Nach allem ist anzunehmen, daß es Dragoner standarten waren, vielleicht von Derfflingers eigenem Regiment. Über ihre brandenburgische Zugehörigkeit lassen die metallenen Fahnenspitzen keinen Zweifel. Die eine zeigt in zierlich durchbrochener Arbeit einen einköpfigen Adler mit der kurfürstlichen Krone, die andre die Chiffre F. III. (Friedrich III.) und darüber die gleiche Krone.
    Das Grabgewölbe Derfflingers befindet sich unter dem Altar. Eine Falltür führt hinab, aber sie pflegt sich keinem Besucher mehr zu öffnen. Diese Maßregel wurde nötig infolge von Unbilden, denen die irdischen Überreste des alten Helden durch viele Jahre hin ausgesetzt waren. Er lag, so hört ich, ein volles Jahrhundert lang in seiner Gruft, ohne daß sich Freund oder Feind um ihn gekümmert hätte. Erst als vor vierzig oder fünfzig Jahren der Sinn für das Heimische lebendig zu werden begann, kamen Reisende von nah und fern, die den alten Derfflinger sehen wollten. Ja, mit der Zeit wurd es Mode, neben dem schönen Gusower Park auch die Gruft des alten Feldmarschalls zu besuchen. Eine Mischung von Frivolität und Kuriositätenkrämerei fing an ihr Spiel zu treiben, und eh ein Dutzend Jahre um war, lag der alte Feldmarschall, wie von Kroaten geplündert, in seinem halb erbrochenen Sarge, nur noch mit zwei großen Reiterstiefeln angetan, die man ihm wohl oder übel gelassen hatte. Dagegen mußte schließlich Remedur geschafft und der Sarg vor profaner Neugier oder Schlimmerem geborgen werden. So wurde denn der Tote samt der zerbrochenen Sargkiste, darin er lag, in einen schweren Eichensarg gesetzt und der Deckel ein für allemal geschlossen. (Nach Aussagen solcher übrigens, die bei dieser Umbettung ihn sahen, wäre seine frühere Kleidung: einfaches Wams und schwarze Hosen, noch sehr wohl erkennbar gewesen.)
    Mit Worten Paulis aber, des ersten Derfflingerschen Biographen, nehmen wir Abschied von unsrem Helden: »Er erreichte das höchste Alter in höchsten Ehren. Das Alter allein hat keinen Anspruch auf unsere Ehrerbietung, aber wo wir Weisheit und den Sieg der Vernunft über Leidenschaft und Vorurteil mit ihm gepaart finden, da wird es uns ehrwürdig und liebenswert. Alles dies verband Derfflinger mit einer ungeheuchelten Gottesfurcht. Er unterhielt

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