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Wandlung

Wandlung

Titel: Wandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Baker
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gibt schlimmere Wege, sich zu verabschieden, schoss es ihm durch den Kopf. Stirb für deine Freunde im Kampf.
    Auf dem Deck zwischen den Wohntrakten war ein schwerer Frachtkran montiert, mit dem Sian und Ivan ihn vom einen Dach auf das andere hinüberschwenken konnten.
    In der Führerkabine konnte er sie erkennen, Ivan an den Steuerhebeln, neben ihm kauerte Sian.
    Auf einen Wink von Punch schwenkten sie den Ausleger herüber und ließen den Haken herab. An dem Haken hing noch eine Transportpalette, eine hölzerne, von Ketten gehaltene Plattform.
    Punch streifte seine Schutzmaske über, trat auf die Plattform und gab das Zeichen: Daumen hoch. Sie schwenkten ihn zum brennenden Wohnmodul hinüber.
     
    Jane und Ghost hockten im Treppenschacht. Die Luft
war erfüllt von Schwefelwasserstoff. Ghost hatte Mühe, bei Bewusstsein zu bleiben, immer wieder fielen ihm die Augen zu, als wollte er einschlafen. Jane kauerte über ihm und presste ihm eine Atemmaske aufs Gesicht, riss sie alle paar Sekunden wieder fort und nahm selbst gierig eine Lunge voll Sauerstoff.
    Die Feuerschutztür hob sich, dahinter tauchte eine schmächtige Gestalt in einem übergroßen silbernen Schutzanzug auf: Punch, der hinter dem Polykarbonatglasvisier lächelte.
    »Machen wir, dass wir von hier verschwinden, was haltet ihr davon?« Wegen der Maske klang seine Stimme gedämpft.
    Sie eilten den Flur entlang, Ghost hatten sie in die Mitte genommen, um ihn zu stützen. Er kam allmählich wieder zu sich.
     
    Ivan saß in der Steuerkabine des Krans, neben ihm Sian.
    »Punch, kannst du mich hören, over? Punch?«
    Der Wind schlug um, schlagartig war die Führerkabine umhüllt vom schwarzen Rauch des brennenden Wohnmoduls.
    »Wir müssen verschwinden«, sagte Ivan.
    »Warte noch.«
    »Ich möchte auf keinen Fall, dass es mich hier oben erwischt. Der elfte September, springen oder verbrennen, darauf kann ich verzichten.«
    »Warte einfach noch.«
     
    Sie liefen an der Sanitätsstation vorbei.
    »Augenblick«, sagte Jane. Sie hastete hinein, klappte die Seiten eines roten Sanitärbeutels auseinander. »Wir müssen so viel wie irgend möglich retten.«

    Armweise schob sie Medikamente in den Beutel. Ghost öffnete einen Wandschrank und füllte einen Beutel mit Verbandmaterial und Einwegspritzen.
    Punch wartete an der Tür. Der Boden unter seinen Füßen fühlte sich feucht und klebrig an. Er hob einen Stiefel und sah, dass die Gummisohle seines Schuhs zu schmelzen begonnen hatte. Er ging in die Hocke und hielt die Hand über die Bodenplatte, sie war glühend heiß. In der Ebene unter ihnen musste es lichterloh brennen.
    »Leute, wir müssen hier raus, sofort.«
    »Geht schon vor«, sagte Jane. »Ich komme sofort nach.«
     
    Sie rannten hinauf aufs Dach. Ghost schob Punch auf die Frachtpalette.
    »Geh du«, sagte er. »Ich warte noch auf Jane.«
     
    »… auf die Notfallpositionen. Feueralarm. Auf die Notfallpositionen. Feueralarm …«
    Die Mannschaft versammelte sich in der Kantine, alle schleuderten ihre schweren Stiefel von den Füßen und zogen die Reißverschlüsse ihrer Überlebensanzüge auf, Taucheranzüge, dafür entwickelt, jemanden am Leben zu erhalten, der beim Überbordgehen in das schockierend kalte Wasser eintauchte.
    Nail ließ – lebensnotwendige Vorräte, hatte es geheißen  – ein Kartenspiel unter dem Reißverschluss seines Anzugs verschwinden und zog sich instinktiv zu den Fitnessgeräten in der Kantinenecke zurück. Das hier war sein Territorium, sein Königreich. Mal, Gus und Yakov schlossen sich ihm an.
    »Irgendeine Ahnung, was hier läuft?«
    »Ich sehe Punch schon seit einer ganzen Weile ständig
hin- und herrennen«, sagte Nail. »Der Scheißkerl traut sich nicht, mir in die Augen zu sehen.«
    Er schnupperte. »Riecht ihr das? Brennendes Plastik. Wenn wir alle hier rumsitzen und darauf warten, dass jemand kommt und alles wieder richtet, werden wir ersticken.«
    »Können wir wenigstens diese gottverdammte Durchsage abschalten?«, sagte Gus. »Die treibt mich noch in den Wahnsinn.«
    Nail lief zu Rawlins’ Büro. Niemand da; er setzte sich an den Schreibtisch und warf einen Blick auf den Monitor. Der angrenzende Wohnblock blinkte rot, Feueralarm auf jeder Ebene. Er schaltete die Verstärkeranlage ein und griff zum Mikrofon.
    »An alle Stationen. An alle Stationen. Verlasst die Bohrinsel. Verlasst die Bohrinsel.«
     
    Die Frachtplattform schwang hinüber zum Hubschrauberlandeplatz; Punch setzte auf und rannte die Treppe zur

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