Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wandlung

Wandlung

Titel: Wandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Baker
Vom Netzwerk:
seit längerer Zeit tot, die Minustemperaturen hatten jedoch den Verwesungsprozess seines Körpers aufgehalten.
    In der Hand hielt er ein Stück grünes Glas, er hatte sich mit dem schartigen Hals einer abgebrochenen Weinflasche die Kehle durchgeschnitten. Die Vorderseite seiner Uniform, einer Jacke mit Messingknöpfen, war mit gefrorenem Blut bedeckt.
    »Hilf mir, ihn aus dem Weg zu räumen«, sagte Ghost. »Aber pass auf. Er macht zwar nicht den Eindruck, als wäre er infiziert, aber man kann ja nie wissen.«
    Gemeinsam zerrten sie den Mann aus seinem Sessel, er war leichenstarr. Man hörte, wie das gefrorene Blut knisterte, als sie ihn in einen Nebenraum schleppten.
    Die Brücke sah aus wie das Flugdeck eines Raumschiffs: drei gepolsterte, zum Meer hin ausgerichtete Sessel, Konsolen voller Schalter, Anzeigen und Monitore, allesamt abgeschaltet und inaktiv. Die Lenksäule bestand aus einem hufeisenförmigen Steuerhebel wie der Steuerknüppel einer Passagiermaschine. Die Fahrgeschwindigkeit wurde über einen zentralen Schubhebel reguliert.
    »Ich hatte eigentlich mit einem großen Steuerrad gerechnet«, sagte Jane.
    »Sieh mal, hier«, sagte Ghost. »Ein Schlüsselloch. Was meinst du, ob das ein Zündschloss ist?«
    Er lief hinüber in den Nebenraum, ging neben der Leiche des Kapitäns in die Hocke und durchsuchte seine
Taschen. Taschentücher, Münzen, ein Inhalationsgerät für Asthmatiker, aber keine Schlüssel.
    »Wir durchsuchen die Brücke, wollen doch mal sehen, ob wir nicht so etwas wie einen Schlüsselschrank entdecken. Wenn wir es schaffen, dass das Schiff den Anker wirft, haben wir alle Zeit der Welt, um uns über alles andere klar zu werden.«
    Jane schaute sich um, im hinteren Teil der Brücke gab es Arbeitstische voller Tabellen und Seekarten. Sie probierte die Tür eines roten Schränkchens.
    »Brandsläckare. Was zum Teufel soll das heißen? Man könnte doch meinen, dass die Beschriftung zweisprachig wäre, immerhin gilt Englisch für so ziemlich alles als internationale Sprache.«
    »Irgendwo muss es einen Satz Ersatzschlüssel geben, nur läuft uns die Zeit davon.«
    »He«, rief Jane. »Sieh dir das an.«
    Eine Tür im hinteren Teil der Brücke führte zu einem Treppenhaus. Sie beugten sich über das Geländer und richteten ihre Stablampen nach unten. Vor einer Stahlluke stapelte sich ein wirres Durcheinander aus Möbelstücken, Stühle, Tische, ein Bettgestell. Jemand hatte mit Farbe ein großes rotes X auf die Tür gesprüht.
    »Irgendjemand war sehr darauf bedacht, diese Tür unter Verschluss zu halten«, sagte Jane.
     
    Sie rief Punch und Ivan über Funk. »Kommt an Bord, Leute. Wir treffen uns am Bug.«
    Ghost führte sie auf die Brücke. »Was wir brauchen, ist der Generalschlüssel für dieses Ding, in Ordnung? Wir müssen die Schiffssysteme wieder betriebsbereit bekommen. Verteilen wir uns und sehen wir, was wir finden können.«

     
    Ghost und Ivan durchsuchten die Offiziersquartiere.
    »Das nenne ich Leben«, sagte Ivan. »Plasmafernseher, jedes Zimmer mit eigener Nasszelle.« Er nahm eine Offiziersmütze vom Sofa und probierte sie auf, betrachtete sein Abbild in einem Spiegel. »Scheiß auf die Ölbohrinseln, was ich brauche, ist eine Heuer bei Cunard.«
    »Stell dir mal vor, wir fahren auf diesem schwimmenden Palast nach Süden«, sagte Ghost. »Die Präsidentensuite, Fitnessraum, Jacuzzi, Sauna. Irgendwie müssen wir das für uns geregelt bekommen.«
    »Hab noch nie in einem Jacuzzi gesessen.«
    »Dieses Schiff ist eine gottverdammte Goldmine.«
    »Die Gefrierschränke sind schon seit geraumer Zeit ohne Strom«, sagte Ivan. »Die meisten Lebensmittel dürften also verdorben sein; damit wäre Hummer von der Karte gestrichen.«
    »Denk mal an die Bars da unten, Champagner, erlesene Whiskys, jeden Cocktail, den du dir mixen möchtest. Stell dir vor, welche Unmengen von Bier die unter Deck eingelagert haben müssen. Damit könntest du dir eine Badewanne füllen.«
    Sie stiegen eine Treppenflucht hinunter. Eine weitere Barrikade, durch deren Türgriffe eine Axt gesteckt worden war, damit sie nicht geöffnet werden konnte. Auch auf die Luke war ein großes rotes X gesprüht.
    »Das ist verdammt unheimlich«, sagte Ivan und bekreuzigte sich.
    Ghost untersuchte die Außentür am Ende eines Flurs; rußverschmierte Brandspuren und von der Hitze aufgeworfene Lackfarbe. Er stieß sie auf. Jemand hatte ein großes Signalfeuer auf dem Promenadendeck entzündet: ein Haufen verkohlter

Weitere Kostenlose Bücher