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Wandlungen einer Ehe: Roman (German Edition)

Wandlungen einer Ehe: Roman (German Edition)

Titel: Wandlungen einer Ehe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sándor Márai
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schadenfroh, daß ich dran war, die Gnädige zu spielen. Es gab keine Klingeln, weil es keinen Strom gab, und es gab auch keine Wohnungen. Und aus den Wasserleitungen floß hin und wieder Wasser, aber meistens floß keins. Das war auch so etwas Interessantes, als wir das Wasser entdeckten. Auf den höheren Stockwerken floß es sowieso nicht, und wir mußten das Wasser zum Waschen aus dem Keller hochschleppen. Das Wasser zum Waschen und Kochen, ohne daß wir gewußt hätten, was wichtiger war. Wir, die feinen Damen, die noch ein Jahr zuvor Anfälle bekommen hatten, weil der Drogist die französischen Badesalze für das morgendliche und das abendliche Bad nicht mehr beschaffen konnte. Und jetzt entdeckten wir, daß Körperreinigung nicht so wichtig war. Es ging uns auf, daß es wichtiger war, die wasserartige Flüssigkeit im Eimer, eine verdächtige Brühe, zum Kartoffelkochen zu verwenden. Und da wir jeden einzelnen Eimer Wasser persönlich in die oberen Stockwerke schleppen mußten, begriffen wir plötzlich, wie wertvoll das Wasser ist. So wertvoll, daß man es nicht zum Händewaschen verschwenden sollte, nicht einmal nach schmutziger Arbeit. Wir schminkten uns die Lippen, und das war unsere Körperpflege. Mir kam in den Sinn, daß sich zur Zeit der alten französischen Könige auch niemand regelmäßig wusch. Nicht einmal der König, der wurde vielmehr von Kopf bis Fuß mit Parfum bespritzt. Hättest du nicht geglaubt, was? Aber ich weiß es, ich habe es in einem Buch gelesen. Und trotzdem waren sie mächtig und vornehm. Bloß stanken sie.
    Und doch hoffte ich immer noch auf etwas, wenn ich gerade Zeit hatte. Ich war nicht sauber, weder mein Hals noch meine Schuhe, denn ich mochte nicht für mich selbst das Dienstmädchen spielen, davon hatte ich mehr als genug, ich mochte keine Wassereimer nach oben schleppen. Lieber bettelte ich meine Freundinnen an, bei denen in der Küche das Wasser floß. Und machte dort ein bißchen Katzenwäsche. Insgeheim genoß ich diesen Zustand. Ich glaube, auch die Heiklen, die klagten, das Schlimmste sei der Mangel an Reinlichkeit, auch die freuten sich. So wie die Kinder den Dreck lieben und sich am liebsten darin wälzen, so genoß diese in der Höllenlauge durchgekochte Gesellschaft die Unordnung, den Schmutz, das Schlafen in fremden Küchen.
    Nichts im Leben geschieht grundlos. Für unsere Sünden bekamen wir die Belagerung, für unsere Leiden aber bekamen wir zur Belohnung, daß wir ein paar Wochen lang unschuldig stinken durften wie Adam und Eva im Paradies. Und gut war auch, daß man nicht regelmäßig zu essen brauchte. Jeder aß dort, wo er gerade war, und gerade das, was er sich hatte ergattern können. Es gab zwei Tage, an denen ich nichts anderes aß als Kartoffelschalen. Am dritten Tag aß ich Krabbenfleisch aus der Konserve, in Fett eingelegte Schweinsrippen und zum Abschluß ein Schächtelchen Konfekt von Gerbeaud.
    Und dann waren auf einmal die Schaufenster voller Eßwaren, und im Handumdrehen hatte ich vier Kilo aufgelesen. Und ich hatte wieder einen übersäuerten Magen und neue Sorgen, denn es war die Zeit gekommen, da ich einem Paß nachlaufen mußte. Und traurig war ich auch, denn ich hatte begriffen, daß alles hoffnungslos ist.
    Die Liebe, sagst du? Was bist du für ein Engel. Nein, mein Herz, ich glaube, auch die Liebe vermag den Menschen nicht zu helfen. Und auch die Verliebtheit nicht. Der Künstlerartige sagte, im Wörterbuch seien diese zwei Wörter durcheinandergeraten. Der glaubte weder an die Liebe noch an die Verliebtheit. Er glaubte nur an die Leidenschaft und an die Barmherzigkeit. Aber auch das hilft nichts, denn es dauert nur einen Augenblick, die Barmherzigkeit sowohl wie die Liebe.
    Dann lohne es sich nicht zu leben? Ich solle nicht mit den Schultern zucken? Schau, mein Goldjunge, wer von dort kommt, woher ich komme … Du kannst nicht verstehen, was ich sage, weil du ein Künstler bist. Du glaubst noch an etwas. An die Kunst, nicht wahr? Du hast recht, du bist heute der beste Schlagzeuger des Kontinents. Ich glaube nicht, daß es auf der Welt einen besseren Schlagzeuger gibt. Hör nicht zu, wenn dieser eklige Saxophonist behauptet, in Amerika gebe es Schlagzeuger, die gleichzeitig mit vier Schlegeln arbeiten und Bach und Händel trommeln können. Der ist doch bloß auf dein Talent neidisch, der will dich reizen. Ich weiß genau, daß es auf der Welt keinen Schlagzeuger gibt neben dir. Reich mir die Hand, daß ich sie küsse. Ja, diese feingliedrige

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