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Wandlungen einer Ehe: Roman (German Edition)

Wandlungen einer Ehe: Roman (German Edition)

Titel: Wandlungen einer Ehe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sándor Márai
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nach, und in dem Augenblick zog ein Trupp russischer Infanteristen an mir vorüber, mit geschulterten Gewehren und aufgestecktem Bajonett, hochgewachsene junge Männer, die nach Ungarn gekommen waren, weil jetzt auch hier alles anders werden sollte, anders als dazumal, als mein Mann noch meinte, er spiele eine Rolle in der Welt.
    Ich schob mich mit der Menge über die Brücke, über der schmutziggelb strömenden spätwinterlichen Donau. Im Wasser schwammen Bretter, Wracks, Leichen. Keiner kümmerte sich darum, jeder blickte einfach vor sich hin, mit schwerem Rucksack, gebeugt, als wäre die ganze Menschheit zu einer trostlosen Pilgerfahrt aufgebrochen. Wie eine Menge armer Sünder, so zogen wir dahin. Und plötzlich schien es mir nicht mehr so wichtig, in die Királystraße zu gehen und den Fetzen Papiergeld gegen Nagellackentferner umzutauschen. Auf einmal wußte ich überhaupt nicht mehr, wohin ich gehen sollte. Die Begegnung hatte mich aus dem Geleise geworfen. Es stimmt zwar, daß ich diesen Mann nie geliebt habe, aber jetzt merkte ich mit Schrecken, daß ich ihm auch nicht mehr böse war, nicht so richtig nach Noten, wie man seinen Feind hassen sollte. Weißt du, es gibt auch den Moment zwischen zwei Menschen, wenn es keinen Wert mehr hat, einander böse zu sein. Und das ist ein sehr trauriger Moment.
    Es wird Tag. Wie das Licht auf einmal heiß und sprudelnd ist. In Rom wird es irgendwie ohne Übergang taghell. Schau, die beiden Orangenbäume vor dem Fenster. An beiden sind genau zwei Orangen gewachsen. So verschrumpelte Dinger, wie alle hier in der Stadt. Wie alte Leute, bei denen die Gefühle zu Gedanken geworden sind.
    Schmerzt dich das Licht nicht in den Augen? Ich mag den römischen Morgen, diese Helligkeit. Sie ist so plötzlich und strahlend wie eine junge Frau, die das Nachthemd abwirft und nackt ans Fenster tritt. Sie ist nicht schamlos, sondern einfach nackt.
    Ich sei so poetisch? Ja, ist mir selbst auch schon aufgefallen, manchmal rede ich in Gleichnissen wie die Verseschmiede. Ich sehe schon, du denkst, alles, was ich da rede, hätte ich von ihm gelernt, vom glatzköpfigen Künstler. Na ja, wir Frauen machen so was, wir ahmen den Mann nach, der uns interessiert. Aber laß jetzt die Photos.
    Die Straße ist noch leer. Hast du gemerkt, wie diese kleine Via Liguria auch tagsüber leer ist? Ich verstehe, daß er hier gewohnt hat. Wer? … Na eben. Ja, der Glatzkopf. Rück ein bißchen zur Seite, ich will mich neben dich legen.
    Gib mir das kleine Kissen. Und den Aschenbecher. Willst du schlafen? … Ich bin auch nicht müde. Laß uns einfach still so liegen. Das ist nicht schlecht, so zu liegen, an einem frühen Morgen in Rom, und an die Decke dieses alten Zimmers zu blicken. Wenn ich nachts um drei erwache und du von der Bar noch nicht zurück bist, liege ich oft so.
    Ob der Glatzkopf in diesem Zimmer gewohnt hat? Weiß ich nicht, löchere mich nicht. Geh zum Portier hinunter, und frag ihn, wenn du es wissen willst.
    Ja, kann sein, daß er in diesem Zimmer gewohnt hat.
    Was ist? Ob ich seinetwegen gekommen bin? Du spinnst ja, was stellst du dir vor? Er war doch schon zwei Monate tot, als ich abreiste.
    Was redest du da? Nein, ich habe letzthin im protestantischen Friedhof nicht sein Grab gesucht. Sondern das Grab eines Dichters, eines unglückseligen Engländers. Nur das ist an der Sache wahr, daß mir der Künstlerartige von diesen berühmten Gräbern erzählt hat. Aber er ist nicht dort begraben, sondern vor der Stadt auf einem billigen Friedhof. Er war ja auch kein Protestant wie der englische Dichter. Nein, auch kein Jude. Ich weiß nur, daß er nicht gläubig war.
    Ja, jetzt blinzelst du und vermutest etwas. Du denkst, ich sei heimlich doch seine Geliebte gewesen und sei ihm deshalb hierher nachgereist. Tut mir leid, ich kann dir nicht mit einer pikanten Geschichte dienen. Zwischen uns war nichts. Um ihn herum war alles sehr einfach. Er war nicht so ein interessantes künstlerisches Gottesgeschöpf wie du, mein Herz. Er war eher wie ein Beamter oder ein pensionierter Professor.
    Da war nichts Abenteuerliches, weder in ihm noch um ihn herum. Die Frauen liefen ihm nicht nach. Sein Name stand nicht in den Zeitungen. Überhaupt, als ich ihn kennenlernte, war er nicht mehr im Gespräch. Früher, so hatte ich gehört, war er irgendwie berühmt gewesen. Doch in jener Zeit, gegen Kriegsende, krähte kein Hahn mehr nach ihm.
    Glaub mir, ich weiß nichts Interessantes über diesen Mann zu berichten. Und ich

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