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Wandlungen einer Ehe: Roman (German Edition)

Wandlungen einer Ehe: Roman (German Edition)

Titel: Wandlungen einer Ehe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sándor Márai
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sanft vor sich hin, als wäre das die schönste Erinnerung ihres Lebens.
    »Wann?«
    »Na, als der Herr verreiste.«
    »Wohin?«
    »Ins Ausland«, sagte sie einfach.
    Ich schwieg. Das war die Zeit gewesen, die mein Mann in London, in Paris, in Nordeuropa und in den italienischen Städten verbracht hatte. Einige Jahre war er im Ausland gewesen, und als er heimkam, übernahm er die Fabrik. Manchmal erzählte er von dieser Zeit, die er seine Wanderjahre nannte. Bloß erwähnte er nie, daß er wegen Judit Áldozó weggewesen war und die Welt bereist hatte.
    »Und vor der Abreise, haben Sie da noch miteinander gesprochen?«
    »Nein«, sagte sie. »Weil ich da schon wieder gesund war. Wir haben nur einmal wirklich gesprochen. Damals, an Weihnachten. Da habe ich von ihm das Medaillon mit dem Bild und dem violetten Band erhalten. Ein Stück hat er aber davon abgeschnitten. Es war in einer Schachtel«, erklärte sie ernsthaft, als würde das an der Bedeutung des Geschenks etwas ändern oder als wäre jede Einzelheit sehr wichtig, so eben auch die Tatsache, daß sich das Medaillon, das mein Mann Judit Áldozó schenkte, in einer Schachtel befand. Und auch ich empfand es so, daß jede Einzelheit wichtig war.
    »Das andere Bild haben Sie auch von ihm bekommen?«
    »Das frühere? Nein«, sie schlug die Augen nieder. »Das habe ich gekauft.«
    »Wo?«
    »Beim Photographen. Einen Pengő hat’s gekostet.«
    »Ich verstehe«, sagte ich. »Anderes haben Sie von ihm nicht bekommen?«
    »Anderes?« fragte sie erstaunt. »Doch. Einmal habe ich kandierte Orangenschalen bekommen.«
    »So was mögen Sie?«
    Wieder schlug sie die Augen nieder. Offenbar schämte sie sich für diese Schwäche. »Ja«, sagte sie. »Aber ich habe sie nicht gegessen«, fügte sie hinzu, wie um sich zu entschuldigen. »Soll ich sie zeigen? Ich habe sie noch, in der Zellophantüte.«
    Und sie drehte sich zum Schrank, voll guten Willens, ihr Alibi zu beweisen.
    »Nein, lassen Sie nur, Judit«, sagte ich. »Ich glaube es Ihnen. Und später, was war dann?«
    »Es war nichts«, sagte sie, als ob sie eine Geschichte erzählte. »Er ist verreist, und ich bin gesund geworden. Die gnädige Frau hat mich nach Hause geschickt, auf drei Monate. Es war Sommer, wir haben gemäht. Aber ich hatte trotzdem den vollen Lohn«, sagte sie prahlerisch. »Dann bin ich zurückgekommen. Er ist lange weggeblieben. Vier Jahre lang. Und ich bin ruhig geworden. Dann ist er zurückgekommen, hat aber nicht mehr bei uns gewohnt. Wir haben auch nicht mehr miteinander gesprochen. Geschrieben hat er auch nie. Ja, es war eine Krankheit«, sagte sie klug und ernst, als wollte sie sich hartnäckig etwas beweisen, in der Debatte, die sie schon seit langem mit sich selbst führte.
    »Und dann war es vorbei?«
    »Ja. Er hat geheiratet. Dann ist das Kind geboren. Und gestorben. Da habe ich sehr geweint, und die gnädige Frau hat mir sehr leid getan.«
    »Ja, ja. Lassen Sie nur«, sagte ich nervös und zerstreut, um die höfliche Anteilnahme abzuwehren. »Sagen Sie mir noch, Judit, haben Sie später ganz sicher nie mehr miteinander gesprochen?«
    »Ganz sicher«, sagte sie und blickte mir in die Augen.
    »Davon, nie mehr?«
    »Auch von anderem nicht«, sagte sie streng.
    Es war die Wahrheit, so eindeutig, als wäre es in Stein gemeißelt. Die beiden logen nicht. Mir wurde es ganz schwindlig vor Angst und Übelkeit. Sie hätte mir keinen schlechteren Bescheid geben können, als daß sie nie mehr miteinander gesprochen hatten. Zwölf Jahre lang hatten sie geschwiegen, das war alles. Und inzwischen trug die eine um den Hals das Medaillon mit der Photographie des anderen, und der andere verwahrte in einem Fach seiner Brieftasche den violetten Fetzen, den er vom Band des Medaillons abgeschnitten hatte. Und der eine heiratete, mich, und kam doch nie ganz zu mir, weil die andere auf ihn wartete. Das war alles. Ich fror, hatte kalte Hände und Füße.
    »Jetzt beantworten Sie mir noch eine Frage«, bat ich. »Sehen Sie, ich verlange nicht von Ihnen, daß Sie schwören. Was ich geschworen habe, halte ich: Ich werde meinem Mann nichts sagen. Aber sagen Sie mir jetzt die Wahrheit, Judit: Haben Sie es bereut?«
    »Was?«
    »Daß Sie ihn damals nicht geheiratet haben.«
    Sie ging mit verschränkten Armen zum Fenster und starrte in den schattigen Innenhof hinunter. Sie schwieg lange und sagte dann über die Schulter hinweg: »Ja.«
    Das Wort schlug zwischen uns ein wie eine Bombe, die in ein Zimmer geworfen wird, aber

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