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Wanja und die wilden Hunde

Wanja und die wilden Hunde

Titel: Wanja und die wilden Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Maja Nowak
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scheint sein Blick zu sagen. Tippel hier und tippel da, immer mit genügend Distanz zum knurrenden Wanja. Dabei leckt er sich über die Lefzen und »grinst« regelrecht. Dann legt er seinen Kopf auf den Boden, während sein Hinterteil hoch in die Luft ragt.
    Wanja hört auf zu knurren und setzt sich.
    Bambino fühlt sich ermuntert und macht einen freudigen Sprung auf ihn zu. Wanja fängt ihn noch im Flug ab und befördert ihn mit einem Rempler zurück.

    Bambino, unser Charmeur
    Bambino schüttelt sich, doch wirklich beeindruckt scheint er nicht. Er wirkt eher verdutzt, dass seine Strategie nicht verfängt. Bambino gibt noch weitere Rollen, erntet jedoch, solange er auf Distanz bleibt, von Wanja keinerlei Beachtung. Wanja ignoriert ihn sogar so vollendet, dass man meinen könnte, er hätte ihn wirklich vergessen. Ich überlege jetzt, ob nicht eher Wanja einen Oscar verdient.
    Es sind sicher fünfzehn Minuten vergangen, als Bambino plötzlich mit den Vorführungen aufhört. Er legt sich hin und beginnt scheinbar zu dösen. Auch Wanja legt sich hin und lässt sich von mir den Bauch kraulen.
    Schließlich schlafen wir alle drei auf dem Scheunenboden ein. Wanja und ich nebeneinanderliegend, Bambino zusammengerollt in einer Ecke. Ich denke noch: Der arme Bambino, hoffentlich fühlt er sich nicht ausgestoßen. Ich kann damals nicht wissen, dass er gerade im wichtigsten Ritual unterrichtet wird, das ein Leithund wie Wanja lehren kann.
    Wir laufen nun zu viert durch das Dorf. Eine Babuschka lässt sich sogar zu der Bemerkung hinreißen: »Der Braune ist aber lustig.«
    Bambino blüht jeden Tag mehr auf. Er entblößt mit Vorliebe seine makellosen Zahnreihen, sodass es aussieht, als grinse er. Mit den beiden Großen jagt er begeistert Wühlmäuse und Hasen, wobei er sich oft nicht entscheiden kann, ob er die Beute jagen oder mit ihr spielen will. Auch badet er seit seiner Entdeckung des Schwimmens begeistert im Fluss. Er hat ein heiteres Wesen und liegt bereits am dritten Abend neben Wanja auf dem Lager. Auch schafft er es, den souveränen Anton immer wieder einmal zu einem Spiel zu bewegen.
    Ich schaue zu und wünsche mir, dass das Leben in diesem Moment anhält, so schön ist es.

Husar
    Eines Abends klopft Baba Mascha bei mir.
    »Du kümmerst dich doch um Hunde. Du musst mitkommen. Mein Sohn hat mir einen echten deutschen Schäferhund dagelassen, der ist ganz teuer. Ich soll ihn ein paar Monate füttern, dann holt er ihn wieder ab. Er frisst aber nichts und liegt nur da. Wenn er stirbt, verzeiht mein Sohn mir das nie«, erzählt sie aufgebracht.
    »Was gibst du ihm denn?«, frage ich interessiert.
    »Sogar Hirse!«, antwortet Baba Mascha und schlägt sich beteuernd vor die Brust.
    Ich nehme eine Tüte des eingeschweißten Nassfutters aus meiner Truhe, das ich achtzehn Kilometer weit geschleppt habe, und folge Mascha zu ihrem Haus.
    Im Hof liegt ein junger Schäferhund. Er hat den Kopf abgelegt und hebt ihn auch nicht, als wir den Hof betreten. Er starrt stumpf vor sich hin und ich verstehe bei seinem Anblick Maschas Befürchtungen. Neben ihm steht ein Napf mit verklebter, sich bereits nach oben wellender Hirsepampe.
    Ich öffne die mitgebrachte Tüte mit den Zähnen, und mit einem lauten Zischen entweicht der Duft ihres Inhaltes.
    Nach einer winzigen Verzögerung hebt der junge Hund ruckartig den Kopf, blickt in meine Richtung, springt auf und kommt zu mir. Ich drücke den Inhalt der Tüte auf dem Hof aus, und der Hund stürzt sich noch beim Ausleeren auf den Fleischschatz.
    Baba Mascha bekreuzigt sich.
    Ich mache ihr deutlich, dass Hirse nicht die allererste Wahl für einen Hund aus der Stadt ist, und empfehle ihr Fisch oder Fleisch. Dann gehe ich.
    Am Abend klopft es erneut. Baba Olga steht vor der Tür.
    »Maja, Mascha hat erzählt, dass du eine Wundermedizin für den kranken Hund hattest.« Sie blickt mich erwartungsvoll an.
    Ich nicke.
    Sie schaut sich mehrfach um, und als niemand zu sehen ist, raunt sie mir zu: »Ich bin auch krank!«
    Natürlich ist die Medizin leider alle.
    Nach zwei Monaten klopft Mascha wieder bei mir.
    »Maja, mein Sohn ist da und will den Hund nicht mitnehmen, weil er sagt, dass der Hund nichts taugt.« Sie schaut nach unten und fügt kleinlaut hinzu: »Wenn du ihn nicht haben willst, erschießt er ihn.«
    Ich folge ihr und lerne den Sohn kennen. Es wird ordentlich aufgetafelt, und der Sohn ist wie jeder typische Russe beim Feiern lustig, aufgeräumt und guter Dinge.
    »Dawai« , sagt er, hebt

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