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Wanja und die wilden Hunde

Wanja und die wilden Hunde

Titel: Wanja und die wilden Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Maja Nowak
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das Wasserglas mit Wodka und wir leiten die erste Runde ein.
    »Was ist denn mit dem Hund?«, wage ich nach diesem Stimmungsaufheller zu fragen.
    »Blöd ist er«, antwortet der Sohn. »Seltsam ist er. Und er hat Pustota (Leere) im Kopf.«
    Nach drei Stunden gehe ich mit zu viel Wodka im Blut und einem Hund mehr nach Hause.
    Ich halte den Hund an einem Strick. Wanja, Anton und Bambino wühlen sich unter Maschas Haus hervor. Verängstigt duckt sich der Hund hinter meine Beine. Wanja schnüffelt sehr kurz an ihm, Bambino geht begeistert in mehrere Spielaufforderungen und Anton steht einfach da.

    Husar, die andere Hälfte von Anton
    Als der Hund merkt, dass niemand ihn angreift, fällt sein Blick auf Anton. Konzentriert schaut er ihn an. Irgendetwas scheint in ihm vorzugehen.
    Seine Pupillen weiten sich, er tapst vorsichtig in Antons Richtung, setzt sich genau vor ihn, wedelt mit dem Schwanz, und ich weiß nicht, ob es an meiner Verfassung liegt oder an dem Hund, aber es sieht tatsächlich so aus, als schiele er vor Liebe.
    Anton schaut unbeeindruckt geradeaus, lässt jedoch zu, dass der Neue ihm von nun an auf Schritt und Tritt folgt wie ein Entchen, das gerade seine Mutter erblickt hat. Auch wenn der Name nicht zu seinem Wesen passen wird, nenne ich ihn aufgrund seiner stattlichen Erscheinung Husar.

Laska
    Eines Morgens ist Wanja verschwunden. Ich suche ihn drei Tage zusammen mit Anton, Husar und Bambino. In dieser Zeit gibt es immer wieder Ärger zwischen den Hunden. Ich spüre ihre Unruhe und die fehlende Struktur im Rudel. Zum ersten Mal sehe ich, welch wichtigen und guten Job Wanja als Leithund macht.
    Die Aktionen gehen immer von Bambino aus, der damit beginnt, den beiden Großen auf der Nase herumzutanzen. Er legt sich auf ihre Plätze, geht ihnen während sie schlafen mit herbeigeholten Stöcken auf die Nerven und hat auch sonst allerlei Einfälle, die für Unruhe sorgen.
    Husar schaut bei einer unerwünschten Attacke von Bambino hilflos zu Anton.
    Anton knurrt zwar, ist jedoch in seiner Abwehr viel zu lasch für den quirligen Bambino. Mir fällt auf, dass Anton viel sicherer und bestimmter auftritt, wenn Wanja dabei ist. Jetzt wirkt er überfordert und weicht eher aus, als dass er Bambino Grenzen setzt.
    Ich hole wieder das Milchkännchen mit Wasser, und Bambino wird ein paar Mal nass, ehe Ruhe einkehrt.
    Ich habe die schlimmsten Szenarien vor Augen, und ihre Hauptfigur ist immer Wanja.
    Am Mittag des vierten Tages stellt mir Wanja den augenscheinlichen Grund seines Wegbleibens vor. Es ist eine wunderschöne, reinrassige Huskyhündin, die ich zuvor schon im Nachbardorf an einer Kette gesehen habe. Er kommt mit ihr in den Hof und begrüßt mich. Die Schöne aus dem Nachbarort hält sich neben ihm. Ich blicke auf das Paar und das Paar blickt auf mich.
    Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Ich muss dem Bauern im Nachbardorf erklären, dass seine Hündin gefreit wurde und vorerst nicht mehr seinen Hof bewacht. Ausgerüstet mit Luftmatratze und Selbstgebranntem wandere ich nach Demuschkina.
    Kurz vor dem Haus des Bauern setzt sich die Huskyhündin hin. Sie hat ein Kettenhalsband um und ich greife danach, um sie zum Weiterlaufen zu bewegen. Sie schreit wie unter großen Schmerzen auf, obwohl ich noch gar nicht richtig zufassen konnte, und schnappt nach meiner Hand. Auf dem Hof des Bauern sehe ich die Kette liegen, an der sie lebte. Hier in Demuschkina werden die Hunde mit Abfällen versorgt und dürfen sich nicht frei bewegen wie die Hunde in Lipowka.
    Ich klopfe.
    Der Bauer sieht mich, das Rudel, seine Hündin und schreit: »Da bist du ja, du Rumtreiberin!«
    »Es tut mir sehr leid, aber das ist wohl Liebe zwischen den beiden«, versuche ich ihn zu besänftigen und zeige auf Wanja, der neben Laska steht.
    »Liebe! Was für ein romantischer Schwachsinn soll das denn sein? Bei euch in Deutschland gibt es so was vielleicht. Hier gibt’s nur Arbeit.«
    Ich entscheide mich dagegen, den Selbstgebrannten hervorzuholen, weil ich spüre, dass ich den falschen Ton getroffen habe.
    Der Bauer geht auf die Hündin zu, um sie am Halsband zu greifen – und sie läuft schnurstracks davon. Wanja hinterher. Als sich ihr der Bauer erneut nähert, beginnt Wanja zu knurren. Die Sache spitzt sich zu.
    »Nimm den Köter weg«, ruft der Bauer beleidigt. Ich rufe Wanja, der sofort herankommt, den Bauern jedoch nicht aus den Augen lässt. Der Bauer spürt, dass er sich lächerlich machen könnte, wenn er weiter erfolglos

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