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Wanja und die wilden Hunde

Wanja und die wilden Hunde

Titel: Wanja und die wilden Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Maja Nowak
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Daraufhin kommen die Babuschkas und bringen mir Milch und gute Wünsche. Jeden Tag. Meine Patenkinder aus Demuschkina wandern achtzehn Kilometer (hin und zurück) und schippern mit einem Schlauchboot über die Flüsse. Sie bringen Medizin von ihrem Vater, Jura. Das rührt mich so sehr, dass ich nicht mehr wage, krank zu sein.
    Ich stehe wieder auf.

    Ich bin krank
    Erst mein leckes Dach jedoch bringt mich wieder ins Leben zurück.
    Laskas Tod hat das Reparaturvorhaben zum Erliegen gebracht. Der Herbstregen findet bereits Wege ins Haus. Ich sehe mir alle Dächer in Lipowka an und entscheide mich für die einfachste Variante. Dachpappe in sich überlappenden Reihen auflegen und mit einem Nagel, unter den ein ausgerissenes Stück Dachpappe gelegt wird, festnageln.
    Vera und ich nageln fünf Tage. Die Dachpappe konnten wir Bauer Petja abkaufen. Er steht, während Vera und ich nageln, mit zwei weiteren Großvätern vor dem Haus und kommentiert die Anbringung seiner Pappe. Dabei greift er häufig in seine Tasche, dreht dort wie ein Zauberkünstler mit einer Hand Zeitungspapier um etwas Tabak, holt eine fertige Zigarette hervor, leckt einmal über den Rand des Papiers und zündet sie an.
    Die Sängerin Lena Kamburowa, die noch nie einen Hammer in den Händen gehalten hat, kommt vorbei. Besorgt blickt sie zu uns nach oben, sieht unserem Geklopfe zu und ruft fürsorglich: »Ich höre euch seit Tagen arbeiten. Schwingt den Hammer doch etwas langsamer. Ihr geht ja sonst völlig kaputt.« Dabei bewegt sie ihren Arm sehr langsam nach unten, um zu demonstrieren, auf welche Weise die Arbeit leichter wäre.
    Nachdem das Dach neu gedeckt ist, fühle ich auch in mir neue Hoffnung.

Endlich ein Held
    Der Spätherbst verschenkt seine letzten Früchte. Wenn nichts mehr da ist, um eingemacht, eingelagert oder getrocknet zu werden, steht der Winter beinahe schon vor der Tür. Dann gilt es noch, letzte Holzreserven zu besorgen, die für die lange Kälteperiode nötig sind.
    Ich fahre mit Kolja Holz schlagen – für ein paar Babuschkas und mich selbst. Er schlägt, ich lade mit ihm die Stämme auf den Karren. Die Hunde stromern im Unterholz herum. Plötzlich höre ich sie aufgeregt »jippern«, bellen und herumrennen. Irgendetwas haben sie in die Nase bekommen. Ich sehe sie zwischen den Bäumen hin und her schießen, bis für mich etwas nicht mehr in dieses Bild gehört.
    Ein Keiler hängt an Milyis Fersen.
    Wanja und Wasja rennen dem Wildschwein hinterher und bellen wie wahnsinnig. Der Keiler dreht sich zu ihnen um, und Milyi nutzt diesen Moment, um zu entkommen. Wanja und Wasja ergreifen ebenfalls die Flucht. (Ich bin mir bis heute sicher, dass sie gebellt haben, um den Keiler abzulenken, denn die beiden haben sonst in einer solchen Situation noch nie gebellt, sondern immer nur hoch konzentriert agiert.)
    Anton, Husar und Bambino bringen sich auf dem Karren in Sicherheit und kläffen sich heiser. Nur Felix bleibt in der Gefahrenzone wie ein Berserker und schickt sein längst erwachsenes, aber noch immer hohes Gebell in den Wald.
    »Felix, Felix!« Ich rufe ihn in der Angst, der Keiler könnte zurückkehren.
    Felix jedoch scheint taub vor Wut. Als Wanja mit dem Keiler im Rücken aus dem Dickicht hervorbricht, springt Felix nicht zur Seite, sondern auf das Wildschwein zu. Er hängt sich an seinen Hals und lässt sich mitschleifen.
    Der Keiler läuft noch ein paar Meter hinter Wanja her, und in dem Moment, in dem er ihn fast erreicht hat, bleibt er stehen, um den Ballast loszuwerden. Er schüttelt sich und wirft sich auf den Boden. Felix lässt los, bellt dem Keiler aufgebracht ins Gesicht und dann noch ein letztes Mal, als der ihn erwischt.
    Es ist ein helleres Quieken, anders als sonst.
    Wanja, Wasja, Anton und Milyi stürzen sich bei diesem Laut wie verabredet gemeinsam auf den Keiler, der endlich die Flucht ergreift.
    Blut breitet sich über dem Herbstlaub aus.
    Ich knie mich mit eiskalt gewordenem Herzen zu dem kleinen Kerl hinunter, dessen linke Seite aufgerissen ist. Ich halte seinen Kopf, er atmet schwer und leckt sich über die Schnauze, bevor sein Blick bricht und sein Kopf zur Seite rutscht.
    Obwohl ich mir sicher bin, dass es im Sinne des kleinen Terriers war, einmal ein Held sein zu können (schließlich rettete er Wanja höchstwahrscheinlich das Leben), hätten wir alle gerne den Hund behalten, der kein Held gewesen ist. Dafür aber ein fröhliches kleines Kerlchen, das lebenslänglich in einer Aufgeregtheit gefangen war, die

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