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Wanted

Wanted

Titel: Wanted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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was von seiner Türe noch übrig war.
    »Hat ein Mann in meiner Lage nicht noch einen letzten Wunsch frei?«, fragte ich mit rechtschaffener Entrüstung.
    »Ich schick dir Mama Escuzito«, meinte der Sheriff und wollte hinaustreten auf die Straße. »Letzte Wünsche fallen normalerweise in ihr Ressort.«
    »Ich hatte eigentlich eher an einen letzten, ehrlichen Schluck gedacht«, rief ich hastig.
    Der Sheriff hielt eine Sekunde lang inne und nickte dann.
    »Also schick ich dir Pancho«, meinte er aufgeräumt. »Kann der auch gleich dem Doc zur Hand gehen.«
    »Und ich will in einem Sarg begraben werden«, forderte ich lautstark über das Zuknallen der Türe hinweg.
    »Shits kommt sowieso«, kam die Antwort von draußen.
    Erschöpft warf ich mich auf meine Pritsche. Schloss kurz die Augen. Verdammt, dachte ich, schwitzend. Jetzt bloß nicht einpennen.
    Der Doktor schwitzte wie ein Verdammter.
    »Der Ausfall der Klimaanlage ist selbstverständlich höchst bedauerlich«, sagte er. »Doch bitte bedenken Sie, meine lieben Patienten .« Der Doktor zwinkerte, eine seiner Angewohnheiten, ». wir müssen bei dieser Hitze auch noch arbeiten. Während Sie liegen bleiben dürfen.« Wieder zwinkerte er. Zwinkerte und zwinkerte.
    »Trotzdem werden wir natürlich alles unternehmen, Ihnen den Aufenthalt so angenehm wie nur möglich zu machen.«
    Die Tagschwester hatte die Arme gehoben, um meinen Tropf neu zu justieren, und ich schenkte ihr bei diesen Worten des Docs einen Blick, wie man ihn suggestiver nicht gestalten kann.
    »Wenn Sie also noch Wünsche oder Anregungen hätten -«
    »Ich will in ein anderes Zimmer!«, forderten Menden und ich gleichzeitig.
    »Nun .« Der Doktor wand sich sichtlich und zwinkerte immer wilder, ». das ist bei unserem augenblicklichen Zustand der Überbelegung äußerst schwierig. Ich hoffe, Sie glauben mir, dass dies das einzige Zimmer im ganzen Haus ist, in dem nur zwei Patienten untergebracht sind. Trotzdem werden wir sehen, was wir tun können. Wenn Sie also sonst noch Wünsche haben, lassen Sie sie uns doch einfach wissen.« Damit schob er seine rundliche Gestalt durch die Tür.
    »Was hat denn der für 'nen nervösen Tick am Auge?«, fragte ich die Schwester leise.
    Sie wiegte bedauernd ihr blondes Haupt.
    »Dr. Tatlarek steht momentan schwer unter Druck«, meinte sie sachlich.
    »Da wüsste ich noch einen«, knurrte ich, die Stimme bis an den Sättigungsgrat durchtränkt mit Suggestion und Testosteron.
    Die Türe schloss mit einem Knall. Wir hatten Besuch, fiel mir auf.
    Shits lehnte am Gitter, reinigte sich die Nägel. Bro Ho, verdeckt durch die Wolldecken, murmelte etwas von »In nomine patri et filii et -«, er nahm einen geräuschvollen Schluck, »spiritus sancti«, unterbrochen von Mandoney, der brüllte, Bro Ho solle ihm mit dem verdammten Spiritus vom Leib bleiben.
    Besuch, das hatten wir.
    Pancho nahm dem reglos zusammengesackten Doktor den Trichter aus dem Hals und beobachtete mit klinischem Interesse die Reaktion des Arztes, der sich ruhig erhob, ruhig die Ärmel aufkrempelte, Bro Ho ruhig anwies, die Anästhesie vorzubereiten, und den Patienten in ruhigem Tonfall über die Risiken des anstehenden Eingriffs aufklärte.
    Ungewöhnlichen Besuch.
    Ein fetter Kerl mit Anzug und einem aufgedonnerten, äußerst pneumatischen Luder am Arm stand mitten im Raum und brüllte nach Sheriff Starski, der auf eine unübersehbare Art und Weise nicht anwesend war. Direkt hinter den beiden, den Raum, die Tür, das Fenster im Blick, stand ein hohlwangiger, breitschultriger Galgenvogel mit zwei Revolvern am Gürtel, einem Messer im Ärmel und höchstwahrscheinlich einer eigenen, nach ihm benannten und von ihm persönlich bestückten Reihe auf dem Stiefelhügel.
    Doch all das, all diese schillernden Persönlichkeiten und vielfältigen Eindrücke interessierten mich einen Furz.
    Alles verblasste angesichts des Besuches, den wir hatten.
    Ich sprang auf die Füße, schritt rüber zu Shits, ans Gitter, und raunte ihm ins Ohr.
    »Wer ist -«
    »Richard Thysson, der Bürgermeister von Buttercup. Außerdem Vorstand der örtlichen Savings and Loans, kontrolliert sämtliche Geschäfte hier in der Stadt und Umgebung.«
    Ich schüttelte unwillig den Kopf. Ich kannte Richard Thysson. Wusste zumindest, wer er war. O ja.
    »Doch wer -«
    Shits sah nicht auf von seiner Maniküre.
    »Genevieve, seine zweite Gattin. Eine ehemalige Miss. Auch wenn keiner so recht weiß, wovon. Doch 'ne Ehemalige ist sie, glaub's

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