War against people
»Wahlen
manipuliert werden können«. Zu den Kernelementen einer »neuen Vision weltweiten
Fortschritts in Solidarität« müssen Garantien für das »weltweite Gemeinwohl und die
Ausübung ökonomischer und sozialer Rechte« sowie die »nachhaltige Entwicklung der
Gesellschaft« gehören. 10
Eine vorsichtige Version der, wie sie genannt wird, »Post-Befreiungstheologie« des Vatikans
kann auf dem freien Markt der Ideen zugelassen werden, was für ihre Vorläuferin, die
Befreiungstheologie selbst, natürlich nicht galt. Diese Ketzerei ist, wie Kommentatoren
vermelden, »nahezu vollständig ausgestorben«. 11 Den Umständen dieses Aussterbens ist der ihnen gemäße Platz in der Geschichte eingeräumt worden, und sie ruhen dort neben dem
Erzbischof, dessen Ermordung das düstere Jahrzehnt des Kriegs eröffnete, den Washington
gegen die Kirche und andere Übeltäter führte, sowie neben den führenden jesuitischen
Intellektuellen, deren Ermordung durch die nämlichen, von den USA unterstützten »Latino-
Faschisten« das Ende dieses Kriegs markierte. Die beiden Theologien unterscheiden sich in
einem besonders wichtigen Aspekt. Das »Eintreten für die Armen«, das jetzt irgendwie
ausgestorben ist, sollte diese ermutigen, sich aktiv an der Gestaltung ihrer sozialen Welt zu
beteiligen, während die Ersatzversion sie nur dazu aufruft, die Reichen und Mächtigen um
einige Krümel vom Festmahl zu bitten, während die Kirche das »Gewissen« der Oberschichten
»wachrütteln« und sie an die »katholischen Werte der Freigebigkeit und Aufopferung« erinnern
soll. Die Befreiungstheologie wollte durch die Gründung christlicher Basisgemeinden den
Menschen zeigen, wie sie »das Recht auf eine Beteiligung an den Entscheidungen, die ihre
Lebensweise oft so grundlegend verändern«, ausüben könnten. Daraus ist jetzt, in der
verwässerten Version, die Bitte um eine wohlwollendere Ausübung von Herrschaft geworden.
Glendon wendet sich ferner gegen die Behauptung, sozio-ökonomische und kulturelle Rechte
seien »als Konzession an die Sowjets« in die Menschenrechtserklärung aufgenommen worden;
vielmehr habe es dafür »eine breite Unterstützung« gegeben. Wir sollten uns daran erinnern,
daß solche Ideale von antifaschistischen und antikolonialistischen Kräften hochgehalten
wurden, aber auch in der US-amerikanischen Bevölkerung großes Ansehen genossen. Das
wiederum war den politischen und wirtschaftlichen Eliten der USA ein Dorn im Auge, denn
sie malten sich die Welt, die sie schaffen wollten, ganz anders aus. Sie äußerten sich besorgt
über die »dem Zufall ausgelieferten Industriellen« angesichts »der neu verwirklichten
politischen Macht der Massen« in den Vereinigten Staaten und über die »neuen Bestrebungen«
bei ausländischen Bevölkerungen, die »davon überzeugt [sind], daß die ersten Nutznießer der
Ressourcenentwicklung eines Landes dessen Bewohner sein sollten«, und nicht etwa US-
Investoren. Die Schritte, die zur Beseitigung solcher Zufälligkeiten unternommen wurden,
sind Leitmotive der Nachkriegsgeschichte, die ich hier jedoch, trotz ihrer augenfälligen
Bedeutung, beiseite setzen muß.
Natürlich gab es einige, die die Menschenrechtserklärung verachtungsvoll fallen ließen.
Der sowjetische Delegierte Andrej Wischinski, dessen eigene Vergangenheit uns hier nicht
beschäftigen muß, hielt sie, mit oft zitierten Worten, für »eine Sammlung frommer Sprüche«,
während Reagans UN-Botschafterin Jeane Kirkpatrick die sozioökonomischen und
kulturellen Rechte der Deklaration als »einen Brief an den Weihnachtsmann« lächerlich
machte und hinzufügte: »Weder Natur, noch Erfahrung oder Wahrscheinlichkeit ist von Einfluß
auf diese Liste von »Leistungsansprüchen«, die keine Grenzen kennen, es sei denn den Geist
und die Gelüste ihrer Autoren.« Einige Jahre später hielt UN-Botschafter Morris Abram solche
Ideen für »kaum mehr als einen leeren Topf, in den vage Hoffnungen und unausgereifte
Erwartungen fließen«; sie seien »gefährlich aufrührerisch«, wo nicht gar »absurd«. Abram sprach
vor der UN-Menschenrechtskommission, um zu erklären, warum Washington das Recht auf
Entwicklung ablehne, das »Individuen, Gruppen und Völkern« die Möglichkeit bieten sollte,
»eine kontinuierliche ökonomische, soziale, kulturelle und politische Entwicklung zu
genießen, zu ihr beizutragen und an ihr zu partizipieren, in der alle Menschenrechte und
Grundfreiheiten
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