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War against people

War against people

Titel: War against people Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noam Chomsky
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Bild ändert sich, wenn man einen Schritt zurücktritt. Die von Jesuiten organisierte
    Konferenz in San Salvador hatte das bereits erwähnte staatsterroristische Projekt und seine
    Fortsetzung durch die von den Siegern erzwungene Sozial- und Wirtschaftspolitik zum Thema.
    In dem Konferenzbericht wurde auf die Auswirkungen der fortdauernden »Kultur des Ter-
    rors« hingewiesen. Diese sollte »die Hoffnungen der Mehrheit auf Alternativen zur Politik
    der Mächtigen zähmen« 3 , Hoffnungen, die in den siebziger Jahren aufgekeimt waren, als in
    der ganzen Region Organisationen im Interesse der Bevölkerungsmehrheit entstanden, als
    Somoza gestürzt wurde und die Kirche sich für die Armen einsetzte - eine Abweichung vom
    Pfad der Tugend, die harte Bestrafungen nach sich zog.
    Die von den Jesuiten geschilderte Lage läßt sich in vielen Ländern der Dritten Welt finden,
    zunehmend aber auch in den reichen Staaten des Westens, weil das Modell einer ausgeprägten
    Zwei-Schichten-Gesellschaft international an Verbreitung gewinnt. Die wirkliche Welt fand
    ihren Widerhall in Bemerkungen des Generalsekretärs der UNCTAD, einer Organisation,
    die gegründet wurde, »um ein internationales Handelssystem zu schaffen, das mit der Förderung
    wirtschaftlicher und sozialer Entwicklung kompatibel ist«. Er vertrat die UNO am 50. Jahrestag
    des Welthandelssystems (GATT, WTO usw.) und bemerkte bei dieser Gelegenheit, daß
    »niemand sich von der festlichen Atmosphäre dieser Feier täuschen lassen sollte. Draußen
    walten Angst und Furcht, drohender Verlust von Arbeitsplätzen und, in den Worten von
    Thoreau, 'ein Leben in stiller V erzweiflung'.«4 Das Ereignis fand in den Medien große Beachtung, berichtet wurde jedoch vorrangig über die festliche Atmosphäre.
    Die vom Wirbelsturm Mitch im Oktober 1998 angerichteten Verwüstungen wurden von
    den Medien genau nachgezeichnet. Unerwähnt blieb jedoch, daß eine ihrer Ursachen in dem
    »Wirtschaftswunder« lag, das von US-Experten angeleitete »Latino-Faschisten« angerichtet
    hatten — ein Entwicklungsmodell, bei dem »große Armut mit der Begünstigung der Minderheit
    einhergeht, während die Mehrheit mit dem Subsistenzminimum auskommen muß«. So äußerte
    sich ein konservativer Bischof aus Honduras, der neue Programme, die die Katastrophe nur
    verlängern, verurteilte. Er wurde von einem altgedienten Mittelamerika-Journalisten zitiert,
    einem der wenigen, die sich mit den Ursachen dieser Katastrophe beschäftigten. Ihm zufolge
    wurden die Hoffnungen auf einen sozialen Wandel von den Armeen zunichte gemacht, die
    »dafür sorgten, daß fast allen, die ihre Stimme für eine Landreform erhoben hatten,
    verschwanden«, zusammen mit Hunderttausenden weiterer mißliebiger Personen.5Die USA
    haben für die Ausbildung der Armeeangehörigen gesorgt.
    Ein detaillierteres Bild wäre noch düsterer, aber das Erwähnte soll genügen.
    Die sozialen Auswirkungen des Wirbelsturms wurden in dem Forschungsjournal der
    Jesuitischen Universität von Managua untersucht. »Hatte Mitch einen Klassencharakter?«
    wurde in dem Bericht gefragt. Der Wirbelsturm traf vor allem die armen Bauern, die »in die
    ökologisch sensibelsten und für die Landwirtschaft am wenigsten geeigneten Gebiete
    abgedrängt wurden«. Ein Beispiel ist Posoltega, Schauplatz der grauenhaften Schlammlawine,
    deren Bilder die Welt schockierten. Wenige Kilometer davon entfernt kam die Raffinerie
    von San Antonio, »eines der symbolträchtigsten Wirtschaftsimperien Nicaraguas«, völlig
    ungeschoren davon. Das gilt auch für die landwirtschaftliche Exportindustrie allgemein, die
    von dem Regen profitiert, der die von ihr in Monopolbesitz gehaltenen Böden fruchtbar
    macht. Dagegen wurde die Produktion grundlegender Agrarprodukte (Getreide und Bohnen)
    vernichtet, was für die Bauern und die Bevölkerungsmehrheit eine Katastrophe bedeutete.
    Der Wiederaufbau eines »Neuen Nicaragua« wird die alten Unterschiede nur noch vergrößern;
    das beeindruckende Wirtschaftswachstum läßt die Bevölkerung auf ein haitianisches
    Armutsniveau absinken. Dazu tragen Subventionen aus dem Ausland genauso ihren Teil bei
    wie einheimische Institutionen, deren Neustrukturierung den Erfordernissen der
    internationalen Finanzinstitutionen genügen soll. Kreditvergabe, Forschung und die
    Innenpolitik ganz allgemein werden noch mehr als vorher darauf ausgerichtet, »ihre
    Leistungen ausschließlich in den Dienst der zahlungsfähigen Gesellschaftsmitglieder

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