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War da noch was - Roman

War da noch was - Roman

Titel: War da noch was - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Alliott
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konnte Seffy gut.
    »Und – und wir sprechen darüber, wenn ich zurück bin. Ich rufe Laura an oder …«
    »Das habe ich schon getan. Grandpa kommt und holt mich.«
    »Oh, du hast also …«
    »Na ja, ich wusste ja, dass du in Frankreich irgendwo herumturtelst, da wollte ich nicht stören.«
    »Seffy, ich bin geschäftlich hier!«
    »Egal. Jedenfalls kommt Grandpa her. Muss jetzt Schluss machen, Mum. Ich soll zum Oberboss gehen.«
    »Ach ja? Oh, Seffy, bitte, bitte entschuldige dich und sei reumütig. Nicht aufsässig, ja? Und auch keine schlauen Bemerkungen, bitte …«
    »Ich soll kriechen?«
    »Ja! Etwas anderes können wir uns nicht leisten, Seffy! Du bist suspendiert worden, Himmel noch mal! Das ist verdammt ernst.«
    »Könnte schlimmer sein, wie wir beide wissen. Aber,
ja, keine Sorge. Ich werde auf dem Bauch da reinkriechen. Entspann dich.«
    Entspann dich. Entspann dich, hatte er gesagt. Ich klappte das Handy zu. Klappte es wieder auf und rief gleich meinen Vater an, um ihm überschwänglich zu danken und ihm zu versichern, dass ich bald zurück wäre. Der Ton seiner ruhigen, sanften Stimme beruhigte mich ein wenig.
    »Mach dir keine Sorgen, Hattie, alles wird gut. Ich rede mit dem Jungen.«
    Eigentlich war er genau der Richtige für diesen Job, dachte ich. Besser er als ich. Ich würde nur wieder schrill und hysterisch werden.
    Ivan erschien mit nacktem Oberkörper in der Tür, was mich gerade überhaupt nicht antörnte.
    »Probleme?« Mit schief gelegtem Kopf lehnte er im Türrahmen. Die Daumen hatte er in die Gürtelschlaufen seiner Jeans gehakt.
    Ich nickte. »Seffy ist von der Schule suspendiert worden. «
    Er runzelte die Stirn. »Oh. Alkohol?«
    »Nein. Gott sei Dank nicht. Diesmal nicht. Nein, er hat den Bus zurück von einer Schulparty an einer Mädchenschule verpasst und ist dann um drei Uhr nachts zurückgelaufen. «
    Ivan warf den Kopf zurück und lachte. »Alle Achtung! Nicht schlecht.«
    »Doch, leider ist es schlecht«, erwiderte ich wütend. »Die Schule nimmt das nicht auf die leichte Schulter und da haben sie auch völlig recht. Er ist fünfzehn, Ivan! Viel zu jung, um dabei ertappt zu werden, wie er sonst was mit einem Mädchen anstellt!« Ich war inzwischen aufgestanden und raste wild durchs Zimmer. Dabei schnappte
ich mir diverse Kleidungsstücke und warf sie über, kämpfte mit einer Leinenhose. »Und Seffy befindet sich auf ziemlich dünnem Eis. Wir können das wirklich nicht brauchen.«
    »Ja, da stimme ich dir zu, aber es hätte doch auch etwas viel Schlimmeres sein können. Drogen, Mobbing … mit einem Mädchen ertappt zu werden, ist nicht das Schlimmste. Hätte ja auch ein Junge sein können.«
    Ich fuhr herum. »Das ist nicht witzig, Ivan, und bis du selbst einmal ein Kind hast, wirst du das nicht verstehen«, blaffte ich ihn an. »Aber du bist ja selbst noch viel zu sehr Kind, nicht wahr?«
    Er wurde blass. »Vielen Dank.«
    »Gern geschehen.«
    Ich warf meinen Pass in meine Tasche.
    »Du fährst?«
    »Natürlich fahre ich, Ivan! Mein Sohn ist nach Hause geschickt, suspendiert worden!«
    »Aber der letzte Markt ist heute, in ein paar Stunden. Du könntest noch deine Besorgungen machen und dann nach Hause fahren. Bestimmt können Laura oder deine Eltern ihn abholen. Was machen denn da ein paar Stunden noch für einen Unterschied?«
    »Für mich macht das einen Riesenunterschied«, stieß ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und zog mit Schwung den Verschluss meiner Reisetasche zu. »Wenn du glaubst, ich könnte mich auf provenzalisches Porzellan und irgendwelche Gläser aus dem Luberon konzentrieren, während Seffy … «, ich sprach nicht weiter, hielt die Hand vor den Mund und unterdrückte ein Schluchzen.
    »Was denn?« Ivan löste sich aus dem Türrahmen, schlenderte ins Zimmer und setzte sich auf das Bett. »Bei
Laura im Spielzimmmer Fernsehen schaut? Mit einem Schinken-Sandwich? Ein paar Stunden länger darauf wartet, dass seine Mutter ihre Geschäftsreise beendet und wie vorgesehen morgen zurückfährt? Und nicht alle ihre Pläne durcheinanderwirft, nur weil ihr Sohn sich danebenbenommen hat? Morgen hättest du wenigstens eine Reservierung für die Überfahrt im Gegensatz zu heute, wo du nach einer brütend heißen, zehnstündigen Fahrt nach Calais nicht einmal sicher sein kannst, dass du einen Platz auf der Fähre bekommst. Und was willst du tun, wenn du mitten in der Nacht zurückkommst? Ihn aufwecken? Mit ihm schimpfen? Himmel noch mal, bleib bei Plan A und

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