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War da noch was - Roman

War da noch was - Roman

Titel: War da noch was - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Alliott
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Seffen hat die letzte Nacht außerhalb der Schule verbracht, was wir leider äußerst ernst nehmen müssen. «
    Ich runzelte die Stirn. »Außerhalb der Schule? Wie meinen Sie das? Wo war er denn?«
    »In St Hilda’s.«
    »St Hilda’s!« Die Mädchenschule im nächsten Ort. Ach du meine Güte!
    »Dort war gestern Abend eine Party, zu der wir einen Haufen Jungen hingefahren haben. Seffen hat es geschafft, den Bus zurück zu verpassen, und gleichzeitig hat ein anderer Junge im Bus ihn gedeckt. Beide sind jetzt für eine Woche suspendiert.«
    Ich schloss die Augen. Oh, Seffy. Mein Gott. Nach allem, was geschehen ist. All meine Bitten. Wie konntest du nur?
    »Ja, natürlich«, sagte ich mit trockenem Mund, »das ist
äußerst verwerflich. Obwohl es sicher – sicher gibt es dafür eine vernünftige Erklärung … oder?«
    »Seffen gibt an, dass er wirklich die Zeit vergessen hätte und außerdem irgendwo meilenweit entfernt auf dem Schulgelände gewesen wäre, wo er natürlich nicht hätte sein sollen.«
    »Mit einem Mädchen?«
    »Ja, mit einem Mädchen. Die ebenfalls erst um zwei Uhr morgens wieder in ihrem Zimmer war. Seffen ist schließlich um drei hier angekommen, zu Fuß.«
    »Oh – er ist also doch noch zurückgekommen.«
    »Letzten Endes ja, aber drei Uhr früh ist nach meinem Verständnis nicht derselbe Abend.«
    »Nein. Nein, natürlich nicht.« Mein Herz klopfte. Ich befeuchtete mir die Lippen. »Er hat sich doch so gut gemacht«, sagte ich in verzagtem Tonfall.
    »Er hat sich gut gemacht und wird es auch wiedergutmachen, da bin ich sicher.«
    Mr Marshcroft war ein anständiger Kerl: Er kannte Seffys Geschichte und stand ganz auf unserer Seite. Ich war ihm für diese Bemerkung aus tiefstem Herzen dankbar.
    »Ich habe mit Seffy gesprochen, Hattie, und ich glaube, dass er wirklich den Bus verpasst und dann Panik bekommen hat. Er hätte natürlich einen der Lehrer anrufen sollen, anstatt den Jungen dazu zu bringen, ihn zu decken, aber Sie verstehen sicher, dass wir ihn suspendieren müssen. Als abschreckendes Beispiel.«
    »Ja. Ja, natürlich.« Ich schluckte. »Ähm, ich bin momentan in Frankreich, Mr Marshcroft, aber meine Schwester oder meine Eltern würden ihn sicher abholen.«
    »Wenn Sie bitte die notwendigen Maßnahmen in die Wege leiten würden …«

    »Ja. Ja natürlich.«
    Ich klappte das Handy zu und blieb bewegungslos auf dem Bett sitzen. Alle Vergnügungen und Frivolitäten der letzten paar Tage verwandelten sich in meinem Inneren zu Staub und Asche. Plötzlich war mir die unerwartete herbstliche Hitzewelle zu heiß und die Aussicht zu glitzernd, ich bekam Kopfschmerzen davon. Das Zimmer, das eben noch ein chaotisches Liebesnest gewesen war, war nun nichts als ein schäbiges Durcheinander von Klamotten und Bettzeug. Und meine Eskapaden, meine Ausschweifungen, das Lachen mit Ivan, ins Meer rennen wie die Kinder, ausgiebige Mittagessen mit zu viel Wein, auf der Terrasse in eine Decke eingehüllt die Sterne betrachten, das alles kam mir nun vollkommen unverantwortlich vor. Mein fünfzehnjähriger Sohn war mitten in der Nacht zwölf Kilometer gelaufen, nachdem er mit einem Mädchen irgendwo im Wald gewesen war, während ich mich mit meinem jungen Liebhaber im Bett herumwälzte und Schokoladeneis aß.
    Ich wählte eine Nummer.
    »Seffy.«
    »Oh, hi, Mum.«
    Aus unerfindlichen Gründen gab mir diese lässige Begrüßung den Rest.
    »Seffy, wie konntest du nur?«, platzte ich heraus. »Nach allem, was wir besprochen haben, nach all deinen Beteuerungen, nach all unseren Diskussionen – wie konntest du deinen Platz an der Schule derart gefährden?«
    »Na toll. Schön, dass du dir erst mal meine Version anhörst! «
    »Deine Version! Du hast irgendwo im Wald mit einem Mädchen rumgeknutscht – oder Schlimmeres – und den Bus zurück verpasst! Was gibt es da noch anzuhören?«

    »Vielen Dank für deine Unterstützung, Mum. Für diesen großartigen Vertrauensbeweis. Schön zu wissen, dass du in einer solchen Krise hinter mir stehst.«
    Ich schluckte, atmete tief ein. Dann legte ich den Kopf in den Nacken und starrte an die Decke. Ich blinzelte, während sich meine Augen mit Tränen füllten. »Tut mir leid. Tut mir sehr leid, mein Schatz. Ich war nur … Was ist passiert?«
    »Wie der Mann gesagt hat: Ich hab den Bus verpasst. «
    »Das ist alles?«
    »Ja, das ist alles.« Jetzt wollte er mich bestrafen.
    »Also gut. Das, das ist noch verständlich. Du hast einfach die Zeit vergessen.« Schweigen. Das

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