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War da noch was - Roman

War da noch was - Roman

Titel: War da noch was - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Alliott
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Gott«, staunte Maggie. »Wie halten sie das bloß aus?«
    Ich zuckte die Schultern. »Tja, das war bis vor Kurzem das Schlafzimmer von Hughs Eltern. Genau das ist ja der Punkt: Sie wollen alles neu machen.«
    »Ganz gleich, wer das macht, es wird ein Vermögen kosten«, murmelte sie und ging zu einem der Fenster hinüber, um den alten Stoff zu befühlen. »Das Haus ist ja wirklich riesig. Wenn hier in jedem Zimmer die Tapeten runter und wieder neu gemacht werden sollen, neue Vorhänge … Hat er die Knete?«
    »Locker. Deswegen sind Laura und Mum doch so kribbelig vor lauter Aufregung. Banker kriegen auch heutzutage noch ordentliche Boni.«
    »Sie ist ganz schön berechnend, deine Schwester, was?« Maggie ließ den Stoff los und wandte sich zu mir. Sie kniff die Augen zusammen. »Ich meine, sie schnappt sich einen Adeligen, aber der ist kein rückgratloses Weichei,
sondern hat auch noch Hirn. Die meisten von denen sind doch bettelarm und blöd, oder?«
    »Nein, sie ist nicht berechnend«, sagte ich kurz angebunden. Maggie war ein Einzelkind und manchmal spürte ich, dass sie eifersüchtig auf die Vertrautheit reagierte, die Laura und mich verband. Unverheiratete Freundinnen können schrecklich besitzergreifend sein. Ich schob sie nach draußen, bevor man uns noch dabei ertappte, dass wir hier im Elternschlafzimmer herumstöberten. »Sie liebt ihn«, sagte ich einfach. »Schon immer. Sie hat ihn ganz bestimmt nicht wegen seines Geldes geheiratet. Schließlich macht Geld allein auch nicht glücklich, oder?«
    Sie warf mir einen fragenden Blick zu, bevor sie in ihrem Zimmer verschwand, dem, das man ihr zugewiesen hatte. »Das vielleicht nicht«, stieß sie hervor, »aber es ist sicher hilfreich.«
     
    Das Abendessen an diesem Abend war eine explosive Angelegenheit. Fast schon giftig. Und noch waren keine Kinder da, die die Stimmung aufgehellt hätten. Lauras Kids kamen genau wie Seffy erst morgen Mittag von der Schule nach Hause, nach diversen sportlichen Verpflichtungen. Uns fehlte also die gute Laune der Jugend, dafür waren wir mehr als üblich den unberechenbaren Untiefen von aufkochendem Missmut der Erwachsenen ausgeliefert. Wir aßen in der Küche, wo Laura dem Ofen ein gebratenes Hähnchen entlockte, mit geröteten Wangen und leise vor sich hin fluchend, als sie es beinahe fallen ließ, während Hugh die Weinflaschen entkorkte und wild entschlossen munter Konversation machte. Maggie, die mit meiner Mutter, Kit und mir am Tisch saß, betrachtete das alles auf eine besorgniserregend wissenschaftlich-anthropologische
Art. Außerdem war sie schweigsam, was immer ein schlechtes Zeichen war.
    »Benutzt ihr eigentlich jemals euer Speisezimmer?«, meldete sie sich schließlich zu Wort, ganz unschuldig, aber ich merkte schon, dass sie etwas im Schilde führte.
    »Nie«, antwortete Hugh munter. »Schon seit mindestens zehn Jahren oder so nicht mehr. Meine alten Herrschaften konnten es nie leiden. Unangenehm kalt und dunkel und geradezu lächerlich überdimensioniert. Ich kann mich an das eine oder andere Weihnachtsfest dort erinnern, als kleiner Junge, aber ansonsten, nie.«
    »Aber ihr werdet es benutzen, oder?«, bohrte sie weiter. »Ich meine, irgendwann.«
    »Nun ja, ich nehme mal an, für die eine oder andere Essenseinladung. Aber es ist doch heutzutage eher angesagt, in der Küche zu essen, oder? Viel gemütlicher.« Er stellte die Flasche auf den Tisch und setzte sich.
    »Und den Kleinen Salon und den Billiardraum benutzt ihr auch nicht, die wir … die renoviert werden müssen, oder?«
    »Weihnachten«, sagte Hugh wieder. »Den Kleinen Salon meine ich. Wenn die Kinder aus dem Dorf kommen, um Weihnachtslieder zu singen, dann stecken wir sie alle da rein. Ganz vergnüglich.«
    »Und was ist mit dem Billiardzimmer?«
    »Tja, ich spiele nun mal kein Billard!«, schmunzelte er, während er allen ein Glas Wein einschenkte.
    »Und was ist dann mit diesem blauen Zimmer? In das man durch die Flügeltüren im Großen Salon gelangt?«
    »Das ist der Blaue Salon, ja.«
    »Aber wofür benutzt ihr den?«
    Hugh machte ein verwirrtes Gesicht. »Für gar nichts eigentlich.«

    »Und … warum wohnt ihr dann hier?«
    Ich zuckte zusammen.
    »Ich meine, wenn ihr nur ein oder zwei der Räume unten nutzt und nur einen Bruchteil der Zimmer oben, und wenn da so viel zu tun ist, was ehrlich gesagt eine Ewigkeit dauern und ein kleines Vermögen kosten wird, warum verkauft ihr dann nicht und kauft euch irgendwo etwas Kleineres?«
    Laura

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