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War da noch was - Roman

War da noch was - Roman

Titel: War da noch was - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Alliott
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sagen, dass wir hier nicht länger sein werden?«
    »Ich meine das doch nur so im Allgemeinen. Natürlich bleibt uns mehr Zeit. Aber du musst doch einsehen, mein Schatz …«
    Was auch immer sie einsehen sollte, sie tat es jedenfalls nicht. Mit einem unterdrückten Schluchzen schob Laura ihren Stuhl zurück und rannte aus der Küche, wobei sie unterwegs ihre Serviette hinter sich warf.
    Schweigen. Irgendwo oben trampelten Schritte einen Flur entlang. Dann war eine Tür zu hören, die zugeknallt wurde.
    Maggie räusperte sich. »Das tut mir wirklich leid. Es war nur meine Schuld.«
    »Nein, nein, das schwelt schon seit einer ganzen Weile. Ich gehe zu ihr.«
    Hugh, der plötzlich grau und mitgenommen aussah, erhob sich, um seiner Frau hinterherzugehen. Ich legte ihm eine Hand auf den Arm.
    »Hugh, lass mich gehen, ja?«
    Schwer ließ er sich wieder auf seinen Stuhl fallen. »Mit dem größten Vergnügen.«
    Ich stand auf und folgte meiner Schwester nach oben.

3
    I ch fand Laura in ihrem Schlafzimmer auf dem Bett ausgestreckt, das Gesicht in der Vogelwelt vergraben. Ihr Körper wurde von Schluchzern geschüttelt. Leise setzte ich mich für eine Weile neben sie und legte ihr die Hand auf den Rücken. Schließlich beruhigte sie sich. Noch ein Augenblick und sie hörte ganz auf, drehte sich um, setzte sich hin und trocknete ihre Augen an einem Kissen.
    »Dumm. So dumm«, murmelte sie. »Und ich bin so verwöhnt.«
    »Nein, das bist du nicht.«
    »Doch bin ich. Ich bin schrecklich. Eklig. Fies zu Hugh, ungeduldig mit den Kindern. Ich bin schon seit Monaten zum Kotzen.«
    »Aber, warum denn das?«
    Sie drückte das Kissen fest an ihre Brust, warf den Kopf zurück und blinzelte mit großen, nassen, blauen Augen zur Decke hinauf.
    »Weil … ach, Hattie, ich kann’s nicht erklären. Zumindest nicht dir. Deswegen habe ich dich auch nicht mehr besucht.«
    Ich spürte, wie sich ein Klumpen in meiner Kehle bildete.
    »Meine kleine Schwester, die den ganzen Tag hart arbeitet, sogar noch an den Wochenenden, die ständig Rechnungen jongliert und Mühe hat, über die Runden zu
kommen. Und ich jammere rum, weil ich ein Landhaus nicht für immer haben kann. Weil ich es nicht an Charlie weitervererben kann.«
    »Aber das wusstest du doch. Das hast du schon immer gewusst.«
    »Ja, aber ich hatte es verdrängt, weil ich andere Sorgen hatte. Ich wollte das Haus erst mal in die Finger bekommen, dafür ist meine ganze Energie draufgegangen. Ich war so wild darauf, dass wir hier unsere Zelte aufschlagen, und jetzt sind wir hier, und ich habe schon das nächste Ziel vor Augen. Ich bin auf etwas anderes fixiert, darauf, dass wir hierbleiben. Und ich will alles schön machen, kein Pfusch – nicht dass es Pfusch wäre, wenn wir euch den Auftrag gäben.« Sie streckte die Hand aus und ergriff meinen Arm. »Aber Hugh meint, wenn es doch nur für ein paar Jahre ist, warum sollen wir dann so viel Geld ausgeben? Und dann denke ich, warum sind wir überhaupt hier eingezogen? – und das deprimiert mich so.«
    »Hast du Hugh das alles erzählt?«
    »Na ja, du hast mich ja vorhin gehört, und das war nicht das erste Mal. Aber sobald ich es ausspreche, klingt es so furchtbar, wie Schlangen und Gift kommt es aus meinem Mund. Die letzten Monate waren die unglücklichsten in unserer gesamten Ehe«, sagte sie traurig. »Und dabei sollten sie doch die glücklichsten sein. Ich hatte immer gedacht, wenn wir erst einmal hier sind, bin ich für immer wunschlos glücklich. Aber jetzt will ich mehr. Und ich bin so enttäuscht von mir selbst. Das ist es. Ich mag mich einfach selber nicht«, fügte sie mit Nachdruck hinzu.
    Ich schluckte. »Aber so denken doch alle. Alle wollen immer mehr und mehr. Das ist die menschliche Natur.«

    »Nicht immer. Nicht bei dir.«
    Das stimmte. Ich wollte nicht mehr. Wenigstens nicht im materiellen Sinne. Ich liebte mein kleines Haus, meinen Laden, meine Arbeit, meinen Sohn. Wenn ich hätte mehr haben können, wenn ich einmal dieses Verlangen gehabt hatte, dann war es Jahre her, und es hätte menschliche Züge gehabt. In Gestalt von Dominic. Laura konnte jeden Mann haben, den sie wollte, sie musste nur ein Zimmer betreten und lächeln. Deswegen waren ihre Gelüste eher weltlicher Natur, nahm ich an. Dominic hatte ich nie haben können, denn er war verheiratet gewesen, und dann war er gestorben. Das war’s dann. Aber es war noch immer so, dass ich bei der bloßen Erwähnung seines Namens die Luft anhalten musste und ein Zittern

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