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War da noch was - Roman

War da noch was - Roman

Titel: War da noch was - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Alliott
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erotischen Aktivitäten abzugeben. Das war unter anderem der Grund für meine Atemlosigkeit gewesen, als meine Mutter angerufen hatte.
    »Na komm schon, wer ist es?«
    »Äh … du kennst ihn nicht.«
    »Natürlich kenne ich ihn nicht, aber gib mir wenigstens einen Hinweis.«
    Ich kratzte mich im Nacken. »Er … ist nur so ein Typ.«

    »Ist das alles?«
    »Nein, natürlich nicht, aber …«
    »Aber was?« Sie erstarrte. »Ist er verheiratet?«
    »Nein.«
    »Na, Gott sei Dank. Soweit ich es verstanden habe, hat Maggie so einen. Okay, also wo liegt das Problem? Oh – will er, dass du dich verkleidest? Latex oder so was?«
    »Sei nicht albern. Nein, er ist ziemlich … du weißt schon.«
    »Was?«
    »Jung.«
    Laura riss die Augen auf. »Oh. Jung. Wie jung?«
    »Ich … ich weiß es nicht genau.«
    »Wie, du weißt es nicht genau. Hast du ihn nicht gefragt? «
    »Äh, nein. Noch nicht. Nicht soooo jung, glaube ich, aber er hatte noch nie eine Vinyl-Schallplatte gesehen.«
    »Hast du ihm deine Plattensammlung gezeigt?«
    »Nun ja, sozusagen.«
    Hinter ihren Augen blitzte es auf. »Sex!«, hauchte sie. »Einfach nur Sex!« Sie schaute mich fasziniert an. »Ich kann mich gar nicht erinnern, wann ich es das letzte Mal gemacht habe, ohne es dabei innerlich von meiner Todo-Liste zu streichen. Du weißt, was Mum dazu sagen wird?«
    »Was soll das?«, japste ich voller Panik. »Ich weiß, was sie sagen wird, also erzähl’s ihr bitte nicht, Laura, versprochen ja?« Ich packte sie am Handgelenk. »Großes Ehrenwort? «
    »Nein, ich sage nichts. Aber … sei vorsichtig. Ist er gut zu dir? Behandelt er dich gut?«
    »Natürlich!« Ich spürte, wie ich errötete.
    »Und wer übernimmt die Restaurantrechnung?«

    »Na, er natürlich, ist doch klar.« Ich würde ihr nicht auf die Nase binden, dass wir es noch gar nicht ins Restaurant geschafft hatten. Wir arbeiteten uns in den Kennenlernphasen sozusagen rückwärts vor. Vom Bett aus.
    Sie hob fragend die Augenbrauen.
    »Ich bin keine Sugar Mommy, Laura. Er kann selbst bezahlen.«
    »Was – von seinem Taschengeld?«
    »Sei nicht albern, so jung ist er nun auch wieder nicht. Und überhaupt ist es doch gar nicht so ungewöhnlich, oder? Sieh dir Emma Thompson und diesen Greg Dingsbums an und, äh, Joan Collins …«
    »Joan Collins! Ihr Ehemann ist als der so genannte Antiquitätenhändler bekannt.«
    »Ach wirklich?« Ich war entsetzt, befeuchtete mir mit der Zunge die Lippen. »Himmel, ich will den Typen doch nicht heiraten. Es geht nur um Spaß. Ein kleines Abenteuer. «
    Wie naiv das klang, als es so locker flockig aus meinem Mund in die Stratosphäre hinausflatterte.
    »Ach ja?« Sie hielt an diesen ironisch hochgezogenen Augenbrauen fest. »Das klingt aber gar nicht nach dir, Hattie. Du bist doch bei allem, was du tust, immer mit Herz und Seele dabei. Kleine Abenteuer sind nicht dein Ding. Du tust nichts nur so zum Spaß.«
    Mit einer fließenden Bewegung stand ich rasch vom Bett auf und wünschte, sie würde mich nicht so gut kennen und wissen, wie ich tickte. Ich war dabei, mich in Ivan zu verlieben, das wusste ich und konnte irgendwie gar nichts dagegen machen. Hals über Kopf. Wie ein Sprung aus großer Höhe, Gesicht nach unten, Arme und Beine wie ein Seestern ausgestreckt, vermutlich ein himmlisches Gefühl mit einem Fallschirm im Rücken als
Absicherung, aber nicht so lustig ohne einen und mit einer holprigen Landung. Und dabei war ich all die Jahre so vorsichtig gewesen und hatte das vermieden. Seit Dominic. Hatte nichts mehr an mich herangelassen.
    Ich ging zum Fenster und richtete den Blick auf die sanft geschwungene Hügelkette in der Ferne. Mein Handy vibrierte in meiner Hosentasche gegen meinen Oberschenkel, und ein echter Pawlow’scher Reflex jagte mir ein Kribbeln über den Rücken. All diese SMS. Manchmal zehn am Tag, die einem das Herz schneller schlagen ließen. »Guten Morgen, Liebste, du bist schön« oder »Muss immer an dich denken«. Natürlich bekam ich nicht so viele wie Maggie. Sie war bei dreißig pro Tag. Wie Zigaretten, dachte ich überrascht. Ich war nicht so ein Ketten-SMS-Schreiber wie sie. Konnte ich es mir vielleicht bis auf eine SMS pro Tag wieder abgewöhnen? Nur ein kleiner Kick nach dem Frühstück? Vielleicht ließ sich das mit einem Entwöhnungspflaster behandeln. Auf Kosten der Krankenkasse.
    Ich seufzte und stützte mich mit den Handballen auf die Fensterbank. Schön war er, dieser Ausblick, aber von einer Aussicht allein konnte man

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