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War da noch was - Roman

War da noch was - Roman

Titel: War da noch was - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Alliott
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und dann, genau wie in einer französischen Komödie, verschwand Maggie kurz entschlossen in ihrem Zimmer, wobei sie irgendetwas von einer vergessenen Handtasche murmelte.

    »Wirklich ermüdend «, murmelte Ralph und gesellte sich kopfschüttelnd zu mir. Ich nahm das als recht freundlichen Tonfall wahr und schaute überrascht auf. Er sah besonders elegant aus in seinem Abendanzug, über dessen Revers sich seine lockigen Haare kringelten.
    »Wenn man derart abgelehnt wird«, erklärte er mit einem wehmütigen Lächeln.
    »Ach, sie ist eigentlich ganz in Ordnung«, versicherte ich ihm. »Ich glaube, Sie beide haben einfach nur einen schlechten Start gehabt. Sie ist manchmal ein bisschen unsicher.«
    »Nun ja, wenn sie unsicher ist, dann sollte man sie festbinden«, blaffte er auf seine übliche Art. »Man sollte sie an die Leine legen und ihr nicht erlauben, nach anderer Leute Knöcheln zu schnappen wie ein bissiger kleiner Terrier.«
    »Au weia«, grinste ich. »Wenn sie wüsste, dass Sie so über sie reden …«
    »Würde ihr das etwas ausmachen?« Sein Gesicht hellte sich auf. »Fein. Dann werde ich für heute Abend dabei bleiben. Vielleicht werde ich sie sogar Fiffi nennen.« Er bleckte die Zähne.
    Ich kicherte.
    Ralph strich sich die Haare zurück. »Wirklich nett von Ihrer Schwester, dass sie mich eingeladen hat, dieses Wochenende noch hierzubleiben«, bemerkte er beiläufig.
    »Sie wollte Ihnen danken. Sie ist begeistert von dem, was Sie hier geschaffen haben, und das überrascht mich nicht, es ist toll geworden.«
    »Ach, danke schön, Herzchen«, knurrte er, sah aber ehrlich geschmeichelt aus.
    »Und natürlich hat sie auch nichts dagegen, einen bekannten Designer zu Gast zu haben«, erinnerte ich ihn.

    »Und ich habe ebenso wenig dagegen, einer zu sein«, erwiderte er schlagfertig.
    Während wir die große, geschwungene Treppe hinabgingen — und ich war froh, dass ich dabei nicht allein war –, stießen wir unten auf zwei gesetzte Herren mittleren Alters. Sie zogen gerade die Mäntel aus, rückten ihre Kummerbunde zurecht und strichen sich die Schuppen von den Schultern. Einer, mit struppigen Augenbrauen, sprach den anderen, Rotgesichtigen an.
    »Übrigens, tut mir sehr leid, das mit Ihrer Frau zu hören«, bemerkte er, während wir den beiden zum Salon folgten.
    »Was ist mit meiner Frau?«
    »Nun ja, soweit ich gehört habe, haben Sie sich getrennt. «
    Der Rotgesichtige wurde noch röter. »Sind Sie etwa scharf auf meine Frau?«, wollte er wissen.
    »Äh, nein. Natürlich nicht.«
    »Nun ja, ich eben auch nicht«, bellte er und marschierte davon, um sich einen Drink zu besorgen.
    Ralph schnaubte begeistert und flüsterte mir ins Ohr: »Das gibt doch einen Vorgeschmack auf den Abend, was? Die sind hier viel freizügiger als wir Londoner, wissen Sie. Bevor der Abend um ist, steckt der schon mit der Frau eines anderen unter der Decke. Oh, hallo, was habe ich gesagt?«
    Wir waren dem Rotgesichtigen in den Salon gefolgt und sahen, dass er in der Tat keine Zeit verlor, sondern direkt auf eine große, dralle Frau in einem tief ausgeschnittenen Kleid, die gleich neben der Tür stand, zuging. Er legte ihr einen Arm um die Taille und brummte: »N’Abend, Fiona. Was vögelt wie ein Tiger und zwinkert?«
    »Gerald!«, rief sie aus. »Ich habe keine Ahnung!«

    Er zwinkerte ihr ausdrucksvoll zu und machte sich dann in Richtung des Tabletts mit den Drinks davon. Sie brach in perlendes Lachen aus.
    Ralph verdrehte die Augen und schaute mich an. »Sehen Sie? Hab ich’s doch gesagt.«
    Ich grinste und sah mich im Raum um. Es war bereits ziemlich voll und laut. Trotz der vielen Leute war die erste Person, die ich erblickte, Hal, der gerade mit einem älteren Herrn sprach und in seinem Smoking einfach hinreißend aussah. Er musste sich hier umgezogen haben, dachte ich. Im Garten hatte er noch Jeans getragen. Wohnte er auch hier? In welchem Zimmer er wohl schlief? In welchem Schlaf zimmer, Hattie? Und welche dieser Schönheiten hier war seine Zukünftige? Seine Verlobte. Denn die Frauen waren alle schön, und ich weiß nicht, warum mich das überraschte. Man trug die Haare hier viel länger als in London, und auch die Kleidung war anders – glamouröser, weniger zurückhaltend. Das Diktat der Mode hatte man hier anscheinend über Bord geworfen. Alles was sexy war, schien in zu sein. Es gab mehr Samt, mehr Schmuck, dazu ein gesünderer Teint vom Jagen an der frischen Luft und, wie ich vermutete, auch festere

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