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War da noch was - Roman

War da noch was - Roman

Titel: War da noch was - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Alliott
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und es an seinem Hals vergraben hatte.
    »Kommt, kommt hier weg.« Jemand, eine vertraute Stimme, war so vernünftig, sie zu drängen – Dad, natürlich. »Wir können hier ohnehin nichts tun.«
    Er wurde unterstützt von Maggie, die meinen Blick auffing und mir daraufhin mitteilte, dass sie die Kinder ebenfalls begleiten und sich um sie kümmern würde. Auch auf Maggie war in Krisensituationen Verlass. Ich übergab Biba an meine Mutter, die sie in die Arme schloss, und dann führten die Großeltern die Jugendlichen fort, und das Grüppchen eilte den Hügel hinauf. Alle außer Daisy, die sich nicht von Laura trennen ließ, als meine Mutter versuchte, sie mitzunehmen.

    Hugh kniete neben dem Kopf seines Sohnes und redete mit ihm, sagte immer und immer wieder seinen Namen, versuchte ihn zu erreichen. Angus Harrison, der inzwischen wieder aufgestanden war, betrachtete ernst das Gewehr auf dem Boden, ohne es zu berühren.
    »Warum ist es explodiert?«, fragte jemand leise.
    »Muss irgendwie blockiert gewesen sein«, murmelte er. »Passiert meistens durch Dreck oder Erde.«
    »Erde, wo?«
    »In der Mündung des Laufs. Aber dazu hätte er sie schon richtig in den Boden stoßen müssen — ungefähr so.« Er demonstrierte es mit einer ruckartigen Bewegung nach unten. »Das wäre Wahnsinn.«
    »Ich war es!«, schluchzte Daisy und riss plötzlich den Kopf von Lauras Brust. »Er hat es mir gegeben, als er neue Patronen einlegen wollte. Dabei hat er mich nicht einmal angeschaut und nicht gefragt, sondern einfach nur das Gewehr nach hinten gereicht, voll arrogant, und ich war sauer und hab den Lauf in den Boden gerammt. Ich wusste das nicht!« Sie heulte entsetzt auf, als es ihr klar wurde.
    Hugh sah aus, als wäre er selbst angeschossen worden.
    »Oh, Daisy«, entschlüpfte es Laura, bevor sie es verhindern konnte.
    »Oh, Daisy!« Ihre Tochter schrie auf und riss sich los. »Siehst du? Oh, Daisy — du hast ihn umgebracht!« Sie wandte sich um und rannte mit wild in alle Richtungen umherfliegenden Armen und Beinen aus dem Tal hinaus den Hügel hinauf. Wie eine Rakete schoss Laura hinter ihr her in einer Geschwindigkeit, die ich noch nie bei ihr gesehen hatte.
    Und dann hüpfte plötzlich ein grüner Landrover über
den Horizont, schwankte den Hügel hinunter und kam auf uns zugerollt, bevor er mit einer Matsch-Fontäne zum Stehen kam. Die hintere Tür wurde aufgerissen und endlich, endlich gab es etwas zu tun, während vier oder fünf Männer unter den Anweisungen des mönchsartigen Arztes vorsichtig den blutenden Jungen anhoben. Doch noch ein Junge, dachte ich erschrocken, als sein dünner, zerbrechlicher Arm, der verkrüppelte, herunterbaumelte — jemand hielt ihn rasch fest. Sie hoben ihn hinten in der Landrover, wo sie ihn auf eine der seitlichen Bänke legten. Und als Nächstes stiegen sie alle ein, die Männer, um Luca zu stabilisieren, ihn bei den Schlaglöchern abzustützen, einer hielt seinen Kopf, alle waren auf den Knien, alle mit Blut beschmiert, der Fahrer knallte die hintere Tür zu und rannte nach vorne, um hinters Steuer zu springen.
    Wir sahen zu, wie der Landrover langsam und vorsichtig den Hügel hinaufkroch, aus dem Tal hinaus, während wir alle den Atem anhielten, dass er nur ja nicht zu sehr holperte. Aber der Fahrer, der Wildhüter Dan, mit dem Maggie zuvor angebandelt hatte, kannte das Land wie seinen eigenen Körper. Er lenkte das Gefährt an Furchen vorbei und über die Hügelkuppe auf ebeneres Gelände, über eine Wiese, zu einem Feldweg, wo er langsam vorwärtskriechen und dem Krankenwagen entgegenfahren konnte, dessen Sirene man bereits aus der Ferne näher kommen hörte. Eine Welle der Erleichterung breitete sich sichtbar unter den Anwesenden aus, und ich spürte, wie sich meine Schultern ein wenig entspannten. Langsam atmete ich aus.
    Ich merkte, dass Hal neben mir war, was mich überraschte. Hugh war natürlich mitgefahren, ebenso wie Angus Harrison und ein paar andere Männer. Ich dachte,
Hal wäre bei ihnen gewesen. Er hatte an Lucas Schulter gestanden, als sie ihn hochgehoben hatten.
    »Oh, ich dachte, du wärst mitgefahren.«
    Er schaute mich an. »Ich wollte sicher sein, dass es dir gut geht.«
     
    Bei unserer Rückkehr waren die Kinder mit meinen Eltern in der Küche. Mum hatte ihnen süßen Tee gekocht, und sie saßen alle um den Tisch versammelt, wo sie verschreckt und mit bleichen Gesichtern ihre Tassen umklammert hielten.
    »Wird er wieder gesund werden?«, fragte Biba, sobald ich

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