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War da noch was - Roman

War da noch was - Roman

Titel: War da noch was - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Alliott
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zusammen. »Ich weiß, dass du jetzt gerne ein Ja hören würdest.« Meine Stimme schwankte. »Und dass es uns beiden helfen würde, wenn ich das könnte. Aber ich muss dir sagen, Seffy, deine Mutter ist ein Feigling durch und durch. Ich habe mich geschämt, und ich wusste, du würdest dich für mich schämen.«
    »Viele Leute haben Affären.«
    »Ich hatte keine Affäre mit deinem Vater. Es hat nicht Monate, ja nicht einmal Wochen gedauert.«
    »Wie lange?«
    »Nur ein Mal.«
    »Nur ein Mal?«
    »Ja, nur einen Tag. Ein Tag im Mai.«
    Sie warteten, dass ich weitersprach, Seffy und Hal. Ich schloss die Augen. Dass ein einziger Tag so viele Leben verändern konnte …
    »Ich war nicht einmal seine Geliebte. So weit habe ich es gar nicht gebracht.«
    »Und wie …?«
    Ich holte tief Luft, um mich zu sammeln. »Es war am Tag der Kabinettsumbildung. Dominic, dein Vater …«
    »Dominic reicht«, warf Seffy streng ein.
    »Er war zum Premierminister gerufen worden. Um zu erfahren, welchen Posten er – wenn überhaupt – im neuen
Kabinett erhalten würde. Es war eine sehr große Sache. Ich weiß noch, wie ich am Fenster auf der anderen Seite des Parliament Square gewartet habe. Ich erinnere mich noch genau daran, von welcher Spannung mein ganzer Körper erfüllt war, welch unbändige Liebe ich für ihn empfand, an die Hoffnung, an sein angespanntes Gesicht, als er gegangen war. Er kam freudestrahlend zurück. Er hatte es geschafft. Hatte den Posten. War Außenminister. Er hat mich umarmt, mich durch die Luft gewirbelt, mich geküsst. Wir waren so glücklich, und es hat sich so gut angefühlt.« Ich ließ den Kopf sinken.
    »Und dann — seid ihr dann etwa in sein Büro gegangen? « Seffys Stimme zitterte. »Am helllichten Tag?«
    Ich schluckte. »Wir haben abgeschlossen und die Jalousien heruntergelassen.«
    Der Schock war gewaltig, hier in Lauras Küche.
    »Verstehst du jetzt?«, fragte ich und hob den Blick. »Du wolltest die Wahrheit, Seffy, aber was ist, wenn die nicht erfreulich ist? Was, wenn deine Mutter eine … eine …«
    »Aber du hast ihn geliebt?«, sagte er knapp.
    »Oh ja.« Ich blinzelte verblüfft. »Von ganzem Herzen.«
    Hal wandte sich ab bei diesen Worten, aber Seffy nicht.
    »Also nein«, sagte ich traurig. »Die Antwort auf deine Frage lautet: Nein, ich weiß nicht, ob ich es dir jemals gesagt hätte.«
    »Nicht einmal, wenn ich etwas mit Cassie angefangen hätte?« Seine Augen blickten mich herausfordernd an.
    Ich nickte. »Doch. Doch, das hätte mich gezwungen …«
    »Was der Grund dafür war, dass Seffy gar nichts dagegen hatte, diesen Eindruck zu erwecken«, bemerkte Hal leise.

    »Um mich zu zwingen«, bemerkte ich stumpf.
    »Ja.«
    Keiner sagte etwas. Schweigen erfüllte den Raum und dröhnte in unseren Ohren, während wir alle die Vergangenheit auf uns wirken ließen und die Tatsache, wie sie sich letztlich doch immer wieder mit der Zukunft verband.
    »Erzähl uns von Bosnien«, sagte Hal schließlich. Und dieses »uns« fiel mir besonders auf. Ja, es ging jetzt um uns. Um uns drei. Warum sollte mich das beunruhigen? Ich hätte gerne gefragt, wie oft er sich mit Seffy getroffen hatte. Nur dieses eine Mal in London? Oder regelmäßig? Das würde ich schon noch erfahren. Jetzt war erst einmal ich an der Reihe.
    »Ich bin nach Split geflogen, ohne zu wissen, dass ich schwanger war. Es war mir gar nicht in den Sinn gekommen, so viel anderes war geschehen. Aber ich wusste, dass ich fortmusste. Letty war nach London gekommen, um Dominic zu gratulieren, und nein, sie hatte uns nicht ertappt. Eine Stunde oder so früher wäre es der Fall gewesen, aber sie kam nur herein, als ich mich gerade über den Schreibtisch beugte, um ihm einen Abschiedskuss zu geben.« Ich sehe immer noch ihr Gesicht vor mir, wie sie dastand in ihrem schwarz-weißen Kleid, im achten Monat schwanger.
    »Deswegen bin ich weggegangen. Und weil Kit dort war, schien Bosnien eine sehr gute Idee zu sein. Ich wollte an einen schwierigen Ort. Nicht an einen lockeren, sonnigen Strand. Ich wollte mir selbst beweisen, dass ich kein durch und durch schlechter Mensch war.« Ich dachte an Hals Nachricht damals auf meinem Bett. Ich schluckte. Sprach weiter: »Also bin ich zu Kit gefahren. Und es war hart, natürlich war es hart. Es war ein Kriegsgebiet,
und den Menschen dort ging es viel, viel schlechter als mir. Das hat ein bisschen geholfen. Ich hatte das Gefühl, etwas Gutes zu tun, auch wenn es nur ein winziger Beitrag war. Und dann wurde

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