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War da noch was - Roman

War da noch was - Roman

Titel: War da noch was - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Alliott
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Schweigen, während meine Worte nachwirkten.
    »Hat denn keiner versucht, dich aufzuhalten? Oder zu suchen?«
    »Dazu war gar keine Zeit. Dubrovnik war eine Stadt im Chaos, vergiss das nicht. Ständig trafen neue Verletzte ein. Blutende Kinder in den Armen verzweifelter Eltern. Und keiner wusste, wer ich war. Ich bin mit einem Lastwagen mitgefahren und in das Dorf zurückgekehrt, in das leere kleine Haus. Sehr leer. Alle waren tot. Die ganze Familie. Und wenn sie auch schweigsam waren,
so waren sie in all den Monaten doch meine Familie gewesen. Und da war ich, ohne mein Baby. Ich war … es ging mir nicht gut. Im Kopf. Ich war traumatisiert. Jetzt weiß ich, dass man mir damals alle möglichen Zustände zuschreiben konnte.« Wieder holte ich tief Luft. Ließ sie langsam entweichen. »Im Krieg verhalten sich die Menschen manchmal ungewöhnlich, Seffy. Und sie sind dabei nicht immer gut oder mutig. Obwohl man nur davon hört.« Meine Schultern sackten nach unten, dann fasste ich mich wieder. »Ich kann mich kaum an die folgenden Tage erinnern, außer dass ich an dem dunklen Kamin ohne Feuer saß, die Hunde zu meinen Füßen. Ich war in einem Schockzustand, glaube ich.« Ich hob den Kopf. »Zwei Tage später habe ich dann einen der Pritschenwagen genommen und bin zurück zum Krankenhaus gefahren. Dort sagte man mir, das Baby wäre in ein Waisenhaus gebracht worden.« Ich schaute meinen Sohn an und war jetzt ganz ruhig. »Du musst wissen, Seffy, dass ich nicht in dieses Waisenhaus gefahren bin, um dich zu holen. Ich bin hingefahren, um zu sehen, dass du wirklich dort warst und in Sicherheit und dass es dir gut ging. Um ein Bild von dir in meinem Kopf zu bewahren. Wenn man es gut mit mir meinen möchte, könnte man vielleicht behaupten, dass ich zu dem Zeitpunkt nicht richtig zurechnungsfähig war, aber ich finde, es ist wichtig, dass du das weißt.« Ich merkte, dass Seffy mich aufmerksam beobachtete, aber ich konnte seinen Gesichtsausdruck nicht deuten.
    »Ich bin mit einem Freund, mit dem ich sonst in den Konvois unterwegs war, zu dem Waisenhaus gefahren. Es befand sich in einer leer stehenden Burg in einer zerbombten Gegend am Rande von Dubrovnik und wurde von Nonnen geführt. Freundliche, sanfte Nonnen. Kein
ganz und gar furchtbarer Ort. Sie haben ihr Bestes getan. Aber dennoch … kläglich, diese Reihen von Babybetten. Nicht der richtige Ort für ein Kind, um dort aufzuwachsen. Sobald ich dich sah, hat es Klick gemacht. Mein Herz vermutlich. Es hat wieder angefangen zu schlagen. Ich habe ihnen sofort erklärt, dass du mein Kind wärst und ich dich im Krankenhaus von Dubrovnik zur Welt gebracht hätte, dass ich dich wiederhaben wollte. Keiner hat mir geglaubt. Ich habe ihnen gesagt, es gäbe Unterlagen, eine Geburtsurkunde. Die gab es natürlich nicht, wir waren mitten in einem Bürgerkrieg, da hatte keiner die Zeit, irgendetwas aufzuschreiben. Ich habe ihnen gesagt, sie sollten mich untersuchen, dann wüssten sie es. Das wollten sie nicht. Sie meinten, es gäbe viele Frauen, die im Krieg ihr Kind verloren hätten und dann zu ihnen kamen und Anspruch auf eines der Waisenkinder erhoben. « Ein wehmütiges Lächeln huschte über mein Gesicht. »Jedenfalls war es ironischerweise letztlich so, dass ich dich nicht haben konnte. Ich sagte ihnen, ich würde zurückkommen. Und ich kam zurück. Mit Hilfe der UN, Freunden an den richtigen Stellen und meinen humanitären Verbindungen im Rücken, habe ich dich adoptiert. Zwei Wochen später sind wir nach Hause geflogen. Ich und mein bosnisches Kind. Ibbys Kind.
    Das war meine Geschichte, mein Lebensinhalt. Ich erzählte allen, es wäre ihr Kind gewesen, das ins Waisenhaus gebracht worden war, und dass ich dort hingegangen wäre und es geholt hätte. Und ich hatte die Papiere, die das belegten, unterzeichnet von der Äbtissin. Papiere, die ich meinen Eltern und der ganzen Welt zeigen konnte. Weswegen ich mich letztlich auch selbst von dem Gedanken überzeugen konnte, ich hätte dich adoptiert.«
    Es kam mir vor, als nähme der Atem, der nun aus mir
herausströmte, überhaupt kein Ende. Als hätte er so lange darauf gewartet, endlich aus mir herauszukommen. Er schien uns alle einzuhüllen. Die Luft, die Stille legte sich um uns drei, und die Zeit schien stehen zu bleiben. Ein dumpfes Gefühl von Ruhe überkam mich, und die Wunde in meiner Brust blutete und schmerzte nicht mehr. Es war vollbracht. Die Tat war vollbracht.

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    E s kam mir so vor, als verharrten wir lange Zeit in

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