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War da noch was - Roman

War da noch was - Roman

Titel: War da noch was - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Alliott
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Sie hatten gar nicht geknutscht, sondern darüber geredet, dass sie Bruder und Schwester waren. Denselben Vater hatten.
    »Es tut mir so leid, Seffy.« Meine Stimme hörte sich an wie aus weiter Ferne. Aus großer Dunkelheit. »Und es tut mir leid, dass dies hier alles so unzureichend ist.« Mein Inneres hatte sich schon vor einer Ewigkeit in Asche verwandelt. Das Schweigen zwischen uns schmerzte.
    »Es ist ein Anfang«, sagte mein Sohn endlich. »Jede Art von Entschuldigung ist ein Anfang.«
    Gott sei Dank. Ein winziger Lichtstrahl. Doch er wandte sich ab, als er die Hoffnung in meinen Augen bemerkte.
    »Und es hat gut getan zu reden. Mit Hal. Mit Cassie. Vor einem Jahr habe ich dich gehasst, Mum, mehr als du es dir je vorstellen kannst. Aber zu hören, was Hal und in letzter Zeit auch Cassie zu sagen hatten, die verstehen konnte …« Er zögerte. »Also, obwohl sie es auch nicht gut fand, konnte sie irgendwie verstehen, wie es dazu gekommen ist.«

    Ich atmete durch die geöffneten Lippen aus. Danke dir, Cassie. Du liebe, einfühlsame Cassie. Ich bohrte mir die Fingernägel in die Handfläche. Sag jetzt nichts. Hoffe jetzt nichts.
    »Oder wenigstens konnte sie verstehen, wie schwer es gewesen wäre, umzukehren, nachdem du erst einmal diesen Weg eingeschlagen hattest. Zu sagen — alle mal herhören: Eigentlich ist er mein Sohn.«
    Ich konnte den Blick nicht heben. Konnte ihm nicht in die Augen sehen. Seine Stimme klang weiter in meinen Ohren.
    »Und das Komische ist … ich hatte immer das Gefühl, als wärst du meine richtige Mutter. Hatte nie das Gefühl, adoptiert zu sein. Aber vielleicht empfinden das alle adoptierten Kinder so, habe ich immer gedacht.«
    »Ich liebe dich so sehr, Seffy«, sagte ich mit leiser, zittriger Stimme und hob den Kopf. Wagte einen Blick. »So sehr.«
    »Ich weiß.«
    Immerhin wusste er das. Was auch immer ich sonst noch getan hatte.
    »Aber dieser ganze Bosnien-Scheiß …«, sagte er wütend.
    Ich ließ den Kopf sinken. »Ich weiß.«
    »Dieses ganze komplizierte Lügengebilde.«
    »Ich musste es mir ausdenken.«
    »Indem du Landkarten in meinem Zimmer aufgehängt hast und mit mir dorthingefahren bist, als ich klein war. Mit mir aufs Meer hinausgeschwommen bist und mir gezeigt hast, wo mein angeblicher Vater für sein Land gekämpft hat.« Seine Augen waren jetzt wie Eis oder wie Feuer. Beides.
    »Du warst so fasziniert davon«, flüsterte ich beschämt.
»Es hat dich alles so gefangen genommen, mit neun oder zehn …«
    »Zehn«, korrigierte er mich böse.
    »Du hast mich angebettelt, mir dir dorthinzufahren, damit du es sehen konntest. Was sollte ich tun? Dir das verweigern? Und es war ja nicht ganz und gar gelogen. Vergiss nicht, dass ich dort mit dir schwanger war, dich dort bekommen habe. In gewisser Weise liegen deine Wurzeln schon dort. Du bist dort geboren.«
    »Aber mein Vater war kein verdammter Guerilla-Kämpfer, nicht wahr?«
    »Nein. Nein, aber … Seffy, das Schlimme war, dass ich die Lüge am Ende fast selbst geglaubt habe. Weil ich mir gewünscht hätte, dass deine Empfängnis anders gewesen wäre, habe ich mir das so zusammengeträumt.«
    »Und hast mich in das Dorf mitgenommen und versucht, das Haus zu finden …«
    »Mit heftigem Herzklopfen, und ich habe mich selbst dafür gehasst und mich gefragt, wie ich das tun konnte. Aber ich wusste auch, dass es auf irgendeine verdrehte Weise aus Liebe zu dir geschah. Um dich zu schützen. Wenn du gefragt hättest, wessen Kind du bist, wer dein Vater ist. Ach, irgendein verheirateter Mann, ein Politiker, für den ich mal gearbeitet habe, der schon eine Frau und ein Kind hatte. Hätte ich dir das in dein vertrauensvolles zehnjähriges Gesicht sagen sollen?«
    »Nein, du hast dich geschämt und wolltest nicht, dass ich das über dich erfuhr.«
    »Das stimmt«, schluckte ich.
    »Und zu dem Zeitpunkt war Dominic doch sowieso schon tot«, sagte er hartnäckig.
    »Ja, das war er.« Ich holte tief Luft, schloss die Augen, um Mut zu fassen. Sprach langsam, vorsichtig. »Aber am
allermeisten habe ich mich vor deiner Missbilligung gefürchtet. Vor deinem Gesicht. Deinen Augen. Dem Schock. Dem Zurückweichen. Deswegen habe ich mich all die Jahre gedrückt. Deswegen konnte ich es nicht tun.«
    Die Luft zwischen uns war aufgeladen. Ich glaube, weil es die Wahrheit war und Seffy das erkannte. Nach einer Weile sprach er mit brüchiger Stimme weiter.
    »Und, glaubst du, du hättest es mir jemals gesagt?«
    Wieder nahm ich all meinen Mut

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